Leistungs-Prämien gibt es in der Wirtschaft ganz selbstverständlich vom Verkäufer bis zum Big Boss. Warum also nicht auch im Unternehmen Krankenhaus? Warum nicht den Chirurgen pekuniär belohnen, wenn das Ergebnis der OP für den Patienten optimal ist? In England soll noch dieses Jahr ein entsprechendes Pilot-Projekt starten. Vielleicht auch ein Modell für Deutschland?
Die größte Krankenhauskette in England, der Imperial College Healthcare NHS Trust, plant noch in diesem Jahr, ein Pilotprogramm zur Bezahlung von Prämien für planmäßig und qualitativ gut durchgeführte Operationen zu starten. Ziel ist ein besseres Patienten-Outcome. Man sei dabei, so ein Sprecher des Trusts gegenüber BBC, für eine ausgewählte OP die Messkriterien für einen Performance-bezogenen Bonus festzulegen. Vorstellbar sei beispielsweise, dass nach einer Hüftoperation die erreichte Mobilität des Patienten als Maßstab genommen wird. Die Meldung sorgte für einen Aufschrei seitens der Patientenvereinigung PA. Ihre Sprecherin, Katherine Murphy, warnt, dass damit die komplizierten Fälle nicht mehr angepackt würden, weil die Garantie, ein gutes Ergebnis zu erzielen, zu gering sei.
Ergebnisse von Pay for Performance umstritten
Die Aufregung der Patientenlobby ist insofern verwunderlich, als britische Hausärzte bereits seit 2004 mehr verdienen können, wenn Sie festgelegte Qualitätskriterien erfüllen. Die erfolgsorientierte Honorierung, auch als Pay for Performance, kurz P4P, bekannt, kommt aus den USA. Hier wird P4P neben "Public Reporting" zunehmend als Anreiz für bessere Patientenbetreuung in Kliniken erprobt. Allerdings zeigten Studien, dass Krankenhäuser, die an beiden Programmen teilnahmen, gegenüber denen, die lediglich Behandlungsergebnisse veröffentlichen, nur geringfügig besser bei der Therapie-Qualität abschnitten. Das heißt, es gibt bisher keine eindeutigen Beweise, dass P4P das Patienten-Outcome tatsächlich verbessert. Die Erfahrungen mit den britischen General Practitioners (GP) werden in einer Studie vom Imperial College London als grundsätzlich positiv dargestellt. Allerdings wird von unabhängiger Seite bemängelt, dass die Angaben der Ärzte und Patienten nicht überprüft wurden. Vielleicht haben die Befragten ein bisschen geflunkert?
Boni für deutsche Chirurgen nicht thematisiert
In Deutschland wird die erfolgsorientierte Bezahlung von Chirurgen offensichtlich noch nicht thematisiert. Aber die Kassenärztliche Bundesvereinigung denkt bereits laut darüber nach, ob P4P ein Modell für Deutschland sein und wie man es eventuell umsetzen könnte. Ein Anfang in die Richtung könnte das Projekt "Ambulante Qualitätsindikatoren und Kennzahlen" (Aquik) sein. Und was halten die Kliniken davon? Aus der Pressestelle der Uniklinik Köln erfährt man, dass P4P weder von der Verwaltung noch von den Betroffenen bisher kommuniziert wurde. Von der Klinik in Bonn war zu hören, dass das Thema zu heikel sei, um unter Zeitdruck eine Stellungnahme abzugeben. Die Rhön-Klinikum AG teilte mit, dass sie sich zu dem Thema nicht äußern möchte.
"Bonussystem ist generell sinnvoll"
Auf die Frage, d.h., ob ein Bonussystem für Chirurgen in Deutschland denkbar wäre, erhielt DocCheck lediglich von der Helios Kliniken GmbH eine ausführliche Stellungnahme. Dr. Thomas Mansky, Leiter der Medizinischen Entwicklung, teilte mit: "Grundsätzlich sind auch in der Medizin Bonussysteme denkbar. Es kommt aber sehr darauf an, wofür Boni gezahlt werden. Hier darf es keine Fehlanreize geben. Die Helios-Kliniken halten Bonuszahlungen insbesondere für die Erreichung medizinischer Qualitätsziele für sinnvoll. Wir sind in diesem Punkt in der internen Steuerung der Entwicklung bereits weit voraus. Seit 8 Jahren hat die Gruppe zuverlässige Verfahren für die Messung von medizinischen Qualitätszielen in Form der Helios Qualitätsindikatoren entwickelt. Ergänzt werden diese Messungen inzwischen durch Kennzahlen der AOK zur Messung der Langzeitergebnisse, die unabhängig gewonnen und festgestellt werden. Auf dieser fachlich sehr fundierten Basis haben wir die Bonus-Zahlungen unserer Ärzte und des Managements auch an die Erreichung konkreter medizinischer Ziele gekoppelt. Einmal abgesehen davon, dass dies vor allem unseren Patienten nützt, sehen wir uns daher auch gut positioniert für die zu erwartende Einführung solcher Systeme". Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen sieht hingegen keinen Handlungsbedarf für ein Bonussystem, da das Qualitätsniveau in Deutschlands Krankenhäusern, gemessen an den Gesundheitssystemen in USA und UK, sehr hoch sei und gesetzlich kontrolliert würde.