Wer in Heidelberg kurz vor dem Physikum seine Kenntnisse in Anatomie auffrischen will, der hat jetzt die Möglichkeit dazu. Wir sprachen mit einem der Gründer der studentischen Initiative STARK.
Vor ihrem Physikum stellen die meisten Studenten erschreckt fest, wie wenig ihnen von dem bereits Gelerntem im Gedächtnis geblieben ist. Glück hat der, der in Heidelberg studiert. Denn dort bieten vier engagierte Studenten ein Anatomie-Repetitorium an, das es in sich hat. Unter dem Motto "STARK" helfen sie den Physikums-Anwärtern sich die relevanten Fakten der Anatomie wieder ins Gedächtnis zu rufen - und das mit Erfolg. Lest nun das exklusive Interview mit Fabian Rengier, einem der Köpfe hinter dem Projekt STARK.
MS: Du bist einer der Gründer der Initiative STARK. Wie kamt ihr auf die Idee für dieses Repetitorium? Fabian: Wir vier Gründer von STARK veranstalten seit 2006 Anatomie-Repetitorien für Heidelberger Medizinstudenten im ersten Semester. Nach den sehr positiven Rückmeldungen und den konstant hohen Teilnehmerzahlen von 100-200 Studenten wollten wir eine neue Herausforderung angehen, das Repetitorium vor dem Physikum. Um unsere eigenen Ansprüche an Professionalität und Qualität in einen Namen zu fassen, haben wir uns den Namen STARK - Studentisches Anatomie-Repetitorium & -Kompendium gegeben.
MS: Was sind die Inhalte und das Konzept des Physikum-Repetitoriums? Die gesamte Anatomie in nur drei Tagen zu wiederholen ist wohl kaum machbar. Habt ihr also Schwerpunkte gesetzt oder hechelt ihr an einem Wochenende den ganzen Stoff durch? Fabian: Es mag zunächst überheblich klingen, aber unser Ziel ist es, die makroskopische Anatomie vollständig zu wiederholen, und zwar ohne zu hetzen. Wie ist das machbar? Wir bauen auf den Vorkenntnissen und dem anatomischen Grundverständnis unserer Teilnehmer auf. Das bedeutet, dass wir uns auf die für das Physikum wirklich relevanten Fakten konzentrieren können. Das Repetitorium ist also als sehr gezielte Prüfungsvorbereitung zu sehen, nicht als Anatomie-Grundkurs. Dadurch unterscheidet sich unser Konzept auch grundlegend von dem anderer Repetitorien.
MS: Was darf man sich von eurem Repetitorium erwarten? Warum würdest du jemandem empfehlen es zu besuchen? Fabian: Da fallen mir spontan drei Punkte ein: Zunächst bietet unser Repetitorium wie gesagt die einmalige Chance, die physikumsrelevante Anatomie kompakt präsentiert zu bekommen. Jeder Teilnehmer kann so seine Wissenslücken entdecken und beseitigen. Aber unser Konzept geht darüber hinaus. Nach den einzelnen Themenblöcken besprechen wir interaktiv ausgewählte Prüfungsfragen. Dies wurde von den Teilnehmern als besonders hilfreich angesehen. Zum einen können die Studenten das eben wiederholte anatomische Wissen direkt auf die Probe stellen. Zum anderen entscheiden oft Kleinigkeiten bei den Multiple-Choice-Antworten über richtig oder falsch. Als erfahrene Studenten können wir hier Unklarheiten klären und ein Gefühl für die Feinheiten vermitteln. Und drittens bekommen wir immer wieder das Feedback, dass sich studentische Referenten für eine solche Veranstaltung einfach optimal eignen, weil wir auf unsere eigenen Erfahrungen und auch auf Erfahrungen von Kommilitonen zurückgreifen können. So können wir uns gut in die Situation der Teilnehmer hinein versetzen und studentische Bedürfnisse besser berücksichtigen.
MS: Hättest du dir auch gerne für dein Physikum ein solches Repetitorium gewünscht? Fabian: Eine rhetorische Frage: Ja! Nirgendwo sonst bekommt man die gesamte prüfungsrelevante Anatomie so kompakt auf dem Silbertablett präsentiert.
MS: Ihr habt euch mehrere Monate mit der Vorbereitung beschäftigt. Dazu brauchtet ihr sicherlich einiges an Durchhaltevermögen. Was war die Motivation dafür? Die Faszination an der Anatomie? Fabian: Die Faszination von der Anatomie ist sicherlich ein Aspekt unserer Motivation. Hinzu kommt dabei, dass es uns einfach Spaß macht unsere Begeisterung auch weiter zu tragen und anderen zu vermitteln. Außerdem bietet die Arbeit eine äußerst wertvolle Erfahrung, die keiner von uns missen möchte. Wir freuen uns dann natürlich über die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer, die uns zeigen, dass es sich gelohnt hat, die neue Herausforderung in Angriff genommen zu haben.
MS: Um ein solches Repetitorium zu gestalten bedarf es viel Planung, Material und auch Geld. Hat euch die Uni dabei unterstützt? Fabian: Prof. Dr. Joachim Kirsch, Direktor des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der Universität Heidelberg, und Privatdozent Dr. Ralph Nawrotzki, Lehrkoordinator des Instituts, begleiten uns seit 2006 und helfen uns, unsere Konzepte zu verwirklichen. Insbesondere können wir auf die vorhandene Infrastruktur in Heidelberg zurückgreifen. Außerdem unterstützt uns die Studiengebührenkommission der medizinischen Fakultät Heidelberg bei der Realisierung des Physikums-Repetitoriums.
MS: Euer erstes Repetitorium fand Anfang August statt. Wie waren die Eindrücke der Teilnehmer und bist du selbst mit dem Ergebnis zufrieden? Wie viele haben euer Angebot überhaupt wahrgenommen? Fabian: Ich bin überwältigt von dem positiven Feedback, das wir bekommen haben. Die etwa 100 Teilnehmer waren absolut begeistert. Das haben wir auch schon im Verlauf des Repetitoriums gespürt. Natürlich gab es Verbesserungsvorschläge - eine erste Veranstaltung ist nie perfekt, aber wenn ich mir die Evaluation anschaue und die freien Kommentare der Teilnehmer durchlese, können wir mit dem Ergebnis mehr als zufrieden sein. Dort ist der Tenor "perfekt vorbereitet und vorgetragen", "sehr fachkompetente und begeisternde Referenten", "gut strukturierte Präsentationen", "sinnvolle kompakte Darstellung", "Studenten sehr gut als Referenten", "einfach STARK".
MS: Wie sieht die Zukunft aus? Werdet ihr auch weiterhin die Repetitorien veranstalten oder bleibt es bei einer einmaligen Aktion? Fabian: Sowohl das Physikums-Anatomie-Repetitorium als auch die Repetitorien für Erstsemester wollen wir weiterhin veranstalten und optimieren. Ziel von STARK ist Kontinuität und Innovation. Wir haben neue innovative Konzepte, die ich noch nicht verraten möchte. Wenn alles nach Plan läuft, wird STARK die Anatomie-Landschaft weiter mitgestalten und verändern.