Die Veränderungen in der Gesundheitsbranche machen regelmäßig Schlagzeilen - mal ist von Ärztemangel die Rede, mal von unmenschlichen Arbeitsbedingungen im Krankenhaus. In welche Richtung entwickelt sich euer zukünftiger Arbeitsplatz? Wir decken die Trends auf dem Arbeitsmarkt Arzt für euch auf!
Wer das Hammerexamen erst einmal geschafft hat, braucht sich in der heutigen Zeit um einen Arbeitsplatz wenig zu sorgen. Schlägt der frisch gebackene Arzt die Zeitschrift „Deutsches Ärzteblatt“ oder eine vergleichbare Lektüre auf, so wird er von den zahlreichen Stellenanzeigen regelrecht überrumpelt. Auch auf diversen Ärztemessen und Jobbörsen versuchen zahlreiche Arbeitgeber in spe die Gunst des Bewerbers zu erhaschen. Frank Ullrich Montgomery, seines Zeichens Vizepräsident der Bundesärztekammer, kommentierte diese Entwicklung auf dem DocSteps Kongress 2008 in Berlin mit folgenden Worten: „Viele Arbeitsgeber lecken sich die Finger nach Ihnen. Die Welt steht Kopf- und ich finde das gut.“.
Die Stelle ist sicher - die Überstunden auch
Die Schattenseite des vielerorts erwähnten Ärztemangels ist, dass die „Arbeitsbedingungen nach wie vor katastrophal“ sind, so Athanasios Drougias, Leiter der Verbandskommunikation des Marburger Bundes. Wer von euch bereits in einem Krankenhaus famuliert hat, kann bestimmt ein Liedchen singen von „schlechten Arbeitsbedingungen, knappen Zeit- und Finanzressourcen sowie überbordender Bürokratie“, wie es Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, formuliert. Eine Mitgliederbefragung des Marburger Bundes ergab, dass 38% der Ärzte 50-59 Stunden pro Woche arbeiten und sogar 40% 60-79 Stunden pro Woche. Dabei werden fast zwei Drittel der Überstunden nicht vergütet.
Schlechte Arbeitsbedingungen als eine Ursache des Ärztemangels?
„Was heute drei Ärzte machen, muss demnächst ein Arzt erledigen. Das wiederum wirkt abschreckend auf den ärztlichen Nachwuchs, erhöht die Ärzteflucht und führt unweigerlich zum Ärztemangel, wie sich an der hohen Zahl unbesetzter Stellen zeigt.“, so Hoppe. Im Jahr 2007 haben rund 2400 Ärzte Deutschland verlassen, um in anderen Ländern unter besseren Arbeits- und Gehaltsverhältnissen arbeiten zu können. Besonders beliebt sind Großbritannien, USA und unser Nachbarland Schweiz. Auf der anderen Seite findet vermehrt eine Zuwanderung ausländischer Ärzte statt, vor allem aus Osteuropa, Griechenland und Österreich.
Des Weiteren betätigen sich viele Mediziner auch in nicht-kurativen Bereichen wie Unternehmensberatung, Pharmaindustrie und Management, wobei angenehmere Arbeitsbedingungen und besseres Gehalt bei der Überlegung eine Rolle spielen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Ärzte in den Ruhestand gehen. Dabei spricht „Deutsches Ärzteblatt Studieren.de“ sogar von einer „beispiellosen Pensionierungswelle“.
Dies alles führt dazu, dass rund 99.000 Ärzte nicht-ärztlich tätig sind, so eine Statistik der Bundesärztekammer. Hoppe fordert deshalb „vernünftige Rahmenbedingungen, die es gerade jungen Ärztinnen und Ärzten wieder leicht macht, sich für eine Tätigkeit in der kurativen Medizin bei uns in Deutschland zu entscheiden.“. Die Krankenhausbetreiber müssen somit umdenken, sonst bekommen sie keinen Nachwuchs.
Auch Medizinstudenten werden gelockt
Auch als Student bekommt man außerhalb des Hörsaales mit, dass Ärzte heiß begehrt sind. Zum Beispiel führen immer mehr Lehrkrankenhäuser und Unikliniken eine Vergütung des Praktischen Jahres ein, auch wenn dies bisher noch nicht überall der Fall ist. Kopf hoch, Studenten, es geht voran!