Nahrungsergänzungsmittel, die Omega-3-Fettsäuren enthalten, stehen bei Apothekenkunden hoch im Kurs. Vor allem werdende Mütter nehmen die Kapseln ein, weil das Fischöl beim Nachwuchs für bessere kognitive Leistungen sorgen soll. Dies wurde nun in einer Studie widerlegt.
Docosahexaensäure (DHA), eine mehrfach ungesättigte Fettsäure, gehört zu den Omega-3-Fettsäuren. Fette Seefische wie Lachs oder atlantische Heringe sind die wichtigsten Quellen. Als Bestandheil von Phospholipiden ist DHA Bestandteil zellulärer Membranen, speziell bei Neuronen. Im angloamerikanischen Raum nehmen viele Schwangere Fischölkapseln ein, denn seit Jahren gibt es die Theorie, die regelmäßige Einnahme würde sich positiv auf die Intelligenz von Föten auswirken. Werdende Mütter hoffen deshalb auf wünschenswerte Effekte – zu Unrecht, wie Forscher jetzt zeigen.
Jacqueline F. Gould vom South Australian Health and Medical Research Institute, Adelaide, hat zusammen mit Kollegen mehr als 700 werdende Mütter rekrutiert. Probandinnen erhielten während ihrer Schwangerschaft randomisiert 800 mg DHA pro Tag oder ein Placebo mit Pflanzenöl. Das geschah zwischen Juni 2010 und September 2012. Bereits eine erste Analyse der Daten in 2014 zeigte, dass Goulds ursprüngliche Hypothese nicht aufging. Weder Pädiater noch Eltern fanden in der Supplementationsgruppe einen Entwicklungsvorsprung beim Nachwuchs. Jetzt präsentierte Gould Daten eines Follw-ups. Sie untersuchte bei 85 Prozent aller Kinder im Alter von sieben Jahren verschiedene Eigenschaften. So lag der durchschnittliche Intelligenzquotient bei 98,31 (Verum) versus 97,32 Punkten (Placebo). Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant und im täglichen Leben ohnehin frei von jeglicher Relevanz. Bei Tests zur Sprache, zur Lernfähigkeit und zu Verstandsfunktionen fanden Wissenschaftler ebenfalls keine Besonderheiten. Unterschiede beim logischen Denken, hier schnitt die DHA-Gruppe geringfügig besser ab, seien Gould zufolge aber nicht von Bedeutung.
„Als ich mich zum ersten Mal mit der Thematik befasste, dachte ich, Fischöl hätte sicher einen Vorteil – und es wäre schön gewesen, einen positiven Effekt zu zeigen“, kommentiert Gould. Jetzt sieht die die Sachlage nüchterner: „Vieles, was die Öffentlichkeit über Fischöl kennt, ist von Herstellern gekommen und von ihnen gefördert worden.“ Trotzdem gibt sie sich nicht geschlagen.
Im nächsten Schritt will Gould untersuchen, ob DHA Frühgeburten in gewissem Maße beeinflussen könnte. „Wir fanden vor zehn Jahren bei Frauen, die Fischöl eingenommen hatten, etwas längeren Schwangerschaften“, berichtet die Expertin. Ärzte hatten Ende 2016 schon 4.500 Frauen rekrutiert. Sie hoffen, die fehlenden 1.000 Teilnehmerinnen bis Mai 2017 zu finden.