Während sich einige Studenten nur mit großen Berührungsängsten an diesen Bereich der Medizin heranwagen, können andere es kaum erwarten, die verschiedensten Todesarten zu ermitteln. Denn wer wäre nicht gern einer der TV-Rechtsmediziner, die man so oft in den Abendserien zu sehen bekommt? Sieht aber der Alltag wirklich so aus?
Der Kurs im klinischen Studienabschnitt, der vermutlich die ambivalentesten Gefühle bei den Studenten auslöst, ist das Fach Rechtsmedizin. Der Lehrinhalt des Fachs lässt schon auf so manche spannende und kriminalistische Facetten hoffen. Tod im Wasser, Tod durch Hitze oder Kälte, Tod durch scharfe oder spitze Werkzeuge, Tod durch Schussverletzungen oder Tod durch Sturz aus großer Höhe. Auch Strangulation, Kindesmisshandlung und Vergewaltigung stehen auf dem Lehrplan. Schon alleine die Vorstellung lässt manche Studenten gruseln.
Doch bevor man sich als studentischer Ermittler auf Spurensuche begeben darf, steht noch der rechtsmedizinische Alltag auf dem Programm. Die ärztliche Leichenschau und die Obduktion stellen die Basis für alle weiteren Verfahren dar.
Die Totenschau eines Leichnams durchzuführen ist für jeden Mediziner Pflicht. Hierbei muß auf sichere Todeszeichen wie Totenflecke, Totenstarre und Fäulniszeichen geachtet werden. Auch das korrekte Ausfüllen des Totenscheins sollte im Kurs Rechtmedizin geübt werden. Dies gehört nämlich zu den verantwortungsvollsten Aufgaben eines Mediziners. Hat man diese Pflichten erfolgreich hinter sich gebracht, steht für den Kreislauf des Studenten schon die nächste Bewährungsprobe auf dem Programm - die erste Obduktion!
Kann man den Anblick des Toten noch gut ertragen, ist der Geruch, den eine mehrere Tage alte Leiche verströmt nicht zu unterschätzen. Abhilfe verschaffen hier das Atmen durch den Mund, aber auch Erkältungssalben, die den Geruch zumindest teilweise überdecken. Die Obduktion selbst ist faszinierend und erschreckend zu gleich. Denn nicht nur der Mensch von außen wird untersucht, auch die inneren Organe werden freigelegt, gewogen und Gewebeproben für eine weitere Untersuchung entnommen. Hierbei muß man sehr akribisch vorgehen, um keine Spur zu übersehen.
Aber der Alltag der Rechtsmediziner besteht nicht nur aus Todesursachenbestimmung, fast genauso viel Zeit beanspruchen gutachterliche Tätigkeiten. Auch die Blutentnahme bei Verkehrsdelikten oder die Untersuchung eventuell vergewaltigter Personen gehört zum Arbeitsbereich. Gerade für die Tätigkeit als Gutachter vor Gericht muß man absolut neutral und unvoreingenommen an den Sachverhalt herangehen - auch wenn es bei manchen Fällen sehr schwierig ist, die persönliche Meinung außen vor zu lassen.
Besondere Eigenschaften die man als Rechtsmediziner unbedingt mitbringen sollte? Geduld, Präzision und die Eigenschaft, sich gerne millimetergenau auf Spurensuche zu begeben.
Im Studium sticht dieser Kurs aus der Ansammlung der übrigen Fächer heraus. Studenten sehen hier die unterschiedlichsten Todesarten und manchmal auch die Schicksale, die hinter diesem Tod standen. Die Rechtsmedizin ist nicht nur deshalb eines der spannendsten Teilbereiche der Medizin, man untersucht auch mehr lebende Patienten als man zu Beginn des Kurses glaubt.