Wissenschafter der Medizinischen Universität Wien haben einen neuen Impfstoff gegen das maligne Melanom entwickelt. Basis ist ein Mimotop aus neun Aminosäuren, das eine schützende Immunantwort auslöst.
Es ist blauschwarz, braun, sogar pigmentfrei, flach oder knotig: Das Erscheinungsbild eines malignen Melanoms ist vielfältig. Unabhängig davon, wie es sich präsentiert, ist es ein bösartiger Tumor der Haut oder Schleimhaut. Es entsteht durch die Entartung pigmentbildender Zellen, den sogenannten Melanozyten. Das maligne Melanom ist eines der bösartigsten Geschwülste überhaupt. In unseren Breiten erkranken pro Jahr 10 bis 12 von 100.000 Einwohnern an Hautkrebs. Die Chance ein malignes Melanom zu erwerben, ist heute doppelt so hoch, wie noch vor rund zehn Jahren. Frauen sind von der Erkrankung häufiger betroffen als Männer. Europaweit ist der Norden Melanomgefährdeter, als der Süden: Die höchste Krankheitsrate weisen Dänemark, die Niederlande, England, Irland, Deutschland und der Alpenraum auf. Die Ursachen für die Entstehung eines malignen Melanoms sind bisher nicht eindeutig geklärt, Risikofaktoren liegen jedoch in einer starken UV-Belastung und im schlechten Schutz vor dieser. Die wichtigsten unabhängigen Zeichen für ein erhöhtes Melanomrisiko sind die Zahl der Sonnenschäden auf der Haut und die Zahl der Muttermale. Je später der Hauttumor behandelt wird, umso schlechter sind die Überlebenschancen eines Betroffenen. Früh diagnostiziert dagegen ist das maligne Melanom, sofern noch keine Metastasen gesetzt worden sind, in der Regel heilbar.
Passive Immuntherapie als Standard
Das therapeutische Vorgehen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Stärke des Melanomverdachts, Tumordicke, Risikofaktoren, Lokalisation und die Einstellung des Therapeuten spielen eine Rolle. Wichtigstes Kriterium ist das Tumorstadium. Besteht an der Diagnose keine Zweifel, wird das maligne Melanom mit einen Sicherheitsabstand, der sich nach den Risikofaktoren richtet, operativ vollständig entfernt. Aktive Impfstrategien zur Behandlung des malignen Melanoms werden erst seit jüngerer Zeit verfolgt. Es spricht einiges dafür, dass dem Immunsystem eine wesentliche Rolle in der Melanomrückbildung zukommt. Daher hat sich die gezielte Immuntherapie in den letzten Jahrzehnten zu einer Standardtherapie entwickelt. Eingesetzt werden dabei vor allem Interferone. Alle derzeit verfügbaren Krebsimpfungen beruhen auf einer passiven Immunisierung. Das bedeutet, dem Patienten werden Antikörper gespritzt werden. Wissenschafter der Medizinischen Universität Wien verfolgten jedoch eine andere Strategie: Sie wollten das Immunsystem gegen die Krebszellen "scharf" machen. Heimo Breiteneder und Stefan Wagner vom Institut für Pathophysiologie machten sich mit den Dermatologen Hubert Pehamberger und Christine Hafner an die Arbeit um diese neue Behandlungsstrategie zu entwickeln.
Aktive Impfung verlangsamt Melanomwachstum
Die Arbeitsgruppe hatte Erfolg: Sie konnte im Tiermodell erstmals durch eine aktive Impfung das Melanomwachstum deutlich verlangsamen. Dazu verabreichten die Forscher ein Mimotop, das wie eine Impfung eine schützende Immunantwort auslöste: Im Mausmodell wurde damit die körpereigene Abwehr so weit angeregt, dass sie melanomspezifische Antikörper produzierte, die sich aktiv gegen das Melanom richteten. Der Impfstoff besteht aus neun Aminosäuren und entspricht einem Teil der Struktur eines Melanom-Tumor-Antigens. Der Schlüssel zu einem effizienten Tumorimpfstoff liegt demnach in seiner Fähigkeit, tumorspezifische Antikörper gezielt zu induzieren. Die Gruppe publizierte ihre Ergebnisse kürzlich in der Fachzeitung Clinical Cancer Research. Der Weg zum gebrauchsfertigen Impfstoff dagegen ist noch weit –weitere klinische Studien sind dazu notwendig.