Bei der Gesundheits-IT-Messe conhIT 2009 in Berlin waren IT-Lösungen zur Unterstützung der Arzneimitteltherapie ein großes Thema. Erstmals zu sehen war auch das neue nationale Versandapothekenlogo, das den BVDVA jetzt zu einem Salto rückwärts bewegt hat.
Kritik an der Beratungskompetenz von Apothekern gehört in einigen Kreisen mittlerweile zum guten Ton. Auch mit Testeinkäufen wird oft und gerne Politik gemacht. Mitunter stecken hinter derartigen Aktionen auch eigene Interessen. Das beste Beispiel ist der öfter als Testeinkäufer auftretende Pharmakologe Professor Jürgen Frölich aus Hannover, der seine hohe klinisch-pharmakologische Kompetenz seit seiner Emeritierung mit Hilfe des Unternehmens Atheso zu Geld zu machen versucht. Atheso ist eine Softwareschmiede, die mit TheraOpt ein Programm für die Unterstützung der Arzneimittelverordnung entwickelt hat. Wie andere derartige Programme ist es primär für Kliniken gedacht. Gerade im Zeitalter der eGK sind aber natürlich auch andere Einsatzszenarien für den „elektronischen Arzneimittelberater“ denkbar. Apotheken sind hier relativ interessant für die Softwarehersteller, weil sie einen vergleichsweise großen Markt darstellen.
Software schlägt den Haken vom Laborwert zur Pille
Bei der Gesundheits-IT-Messe conhIT 2009 trafen sich vom 21. bis 23. April zahlreiche Anbieter von Verordnungssoftware. Zwar ist Atheso diesmal nicht mit von der Partie gewesen. Dafür konnten aber unter anderem die Produkte des saarländischen Anbieters RpDoc und der CompuGroup-Tochter ifap in Augenschein genommen werden. Und hier zeigte sich schon, dass diese Systeme langsam reifen. Vor allem RpDoc hat seine Software um interessante Funktionen erweitert. Neben den Standards, also Interaktions-Check und – wenn Diagnoseinformationen digital vorliegen – Kontraindikations-Check bieten die Saarländer seit Kurzem eine Benachrichtigungsfunktion an, die eine SMS oder E-Mail generiert, wenn Laborwerte auffällig sind. Das spannende daran ist, dass die Software außerdem darüber informiert, welche der Arzneimittel, die der betreffende Patient einnimmt, für die beobachtete Veränderung im Laborwert verantwortlich sein könnten. Gerade mit Blick auf den Kreatininwert und damit die Nierenfunktion ist das von hoher Relevanz. Solche Probleme früh zu erkennen, kann im Krankenhaus sogar Einfluss auf die Liegezeit haben: Die Erinnerungsfunktion reduziere die durchschnittliche Liegezeit um einen halben Tag, behauptet das Unternehmen. Auch im ambulanten Bereich, im Kontext Apotheke-Hausarzt, könnte eine Software, die Laborwerte inklusive der Arzneimittel „im Blick“ hat, eine Bereicherung sein, weil sich viele Laborwerte nach Änderung einer Medikation nur langsam und damit nicht zwangsläufig während des Klinikaufenthalts ändern. Die apothekengeführte Arzneimitteldokumentation der eGK beispielsweise soll – sofern sie denn irgendwann kommt – auch den Kreatininwert enthalten.
DIMDI-Siegel fährt BVDVA-Plakette vor die Wand
Arzneiverordnungsprogramme waren nicht die einzigen apothekenrelevanten Produkte, die bei der diesjährigen conhIT vorgestellt wurden. Besondere Aufmerksamkeit erfuhr das neue Versandapothekenregister des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). Es wurde erstmals „zum Anfassen“ präsentiert – nicht nur bei der Messe, sondern zeitgleich auch noch bei einer Pressekonferenz im Bundesgesundheitsministerium. „Das Register soll mehr Transparenz über Apotheken mit Versandhandelserlaubnis schaffen“, betonte DIMDI-Sprecherin Susanne Breuer gegenüber DocCheck. Die nötigen Daten erhält die Bundesbehörde dazu von den zuständigen Landesbehörden. So soll sichergestellt werden, dass das Register auch wirklich aktuell ist. Für den Kunden wird ein Eintrag in der offiziellen Datenbank der „guten“ Versandapotheken künftig durch ein interaktives Logo erkennbar sein. „Patienten können dann durch einen Klick auf das Icon überprüfen, ob eine Versandhandelserlaubnis für die Apotheke vorliegt. Ist das nicht der Fall, erscheint eine Warnmeldung“, so Breuer. Es wird auch eine täglich (!) aktualisierte Gesamtübersicht aller erfassten Apotheken als PDF-Dokument geben.
Einen ersten Kollateralschaden hat das Register bereits verursacht: Wie der Branchendienst Apotheke Adhoc berichtet, zieht der Bundesverband der Versandapotheken BVDVA sein eigenes Gütesiegel, das Zertifikat „Sichere Versandapotheke“, vom Markt zurück. Mit seinem rund 1500 Euro teuren Gütesiegel hatte der BVDVA ohnehin schon vor einiger Zeit Probleme mit der Wettbewerbszentrale bekommen. Zuletzt wurde das Siegel nur noch von wenigen Anbietern genutzt. Die Suche nach einer unabhängigen Zertifizierungsstelle als Kooperationspartner, die das BVDVA-Label ursprünglich weiterleben lassen sollte, will man jetzt offenbar einstellen.