"Schlechte Bezahlung und fehlende Betreuung" oder "super Arbeitszeiten und sehr nettes Team"? In unserer Serie haben wir diesmal das PJ in Baden unter die Lupe genommen. So haben Deine Kommilitonen die Kliniken im Südwesten und der Schweiz bewertet.
Von Freiburg aus kann man eine Vielzahl von Kliniken erreichen, um dort das Praktische Jahr zu absolvieren. Die Liste auf pj-ranking.de ist lang und vielseitig. Sie reicht von Villingen-Schwenningen, Lahr, Singen bis hin zu Karlsruhe und teilweise noch viel weiter. Kliniken und Krankenhäuser unterschiedlicher Größe liegen in bekannten Regionen wie dem Schwarzwald, der Hegau-Bodensee-Region, der Rheinebene und auch im Nachbarland Schweiz. Die Schweiz - das klingt verlockend. Aus Pressemeldungen bekommt man hier in Deutschland immer vorgeschwärmt, wie vorteilhaft und fortschrittlich dort das Gesundheitswesen aufgebaut ist. Verwunderlich ist aber, dass ausgerechnet aus der Schweiz eine deutlich negative Bewertung stammt - eine 4,93, wo die 6 die schlimmste Note ist. Schlechte Bezahlung, fehlender Unterricht und nicht vorhandene Betreuung sind die Hauptvorwürfe. Dabei schneiden die Eidgenossen nicht immer so schlecht ab, wie in Zürich zu sehen ist. Hier wird die Note 1,27 vergeben, wegen des netten Teams und vieler Fortbildungen.
Mitoperieren
Die St. Vincentius-Kliniken in Karlsruhe schneiden hingegen durchgehend gut ab. „Hat super Spaß gemacht! Endlich richtig als Arzt arbeiten mit genügend Freiheiten aber auch mit genügend Unterstützung und ein bisschen Kontrolle!“, so heißt es in einem der Kommentare. Das Tätigkeitsfeld reicht insgesamt gesehen sehr weit und geht teilweise bis zum richtigen „Mitoperieren“.
Licht und Schatten
Eine „einigermaßen angenehme Atmosphäre“ wird der Kardiologie des Hegau-Bodensee Klinikums in Singen bescheinigt und als „ein super Tertial“ wird die Zeit in der Anästhesiologie beschrieben und auch ebenso gut benotet. Für diejenigen, die sich geschickt ausstellen, ist die Liste der Aufgaben lang. Allerdings wird gleichzeitig einer anderen hausinternen Abteilung schlechte Organisation der Ausbildung vorgeworfen.
Am Universitätsklinikum Freiburg selbst schneidet die Allgemeinchirurgie am besten ab. Hier kann man viel Arbeit selbstständig erledigen und bekommt im Falle des Falles auch gute Hilfe zur Seite gestellt. Der Umgang ist nett und freundlich. In der plastischen Chirurgie wird neben der fehlenden Freizeit sonst wenig bemängelt. Die Aufgaben reichen über Operationen über Untersuchungen bis zur chirurgischen Wundversorgung.
Die perfekte 1
Die perfekte Note - eine 1,0 - erhält hingegen das Lehrkrankenhaus in Villingen, welches zum Schwarzwald-Baar Klinikum zählt. Die Orthopädie in diesem Haus erhält durchweg diese Spitzennote. Trotz oder gerade wegen den „super Arbeitszeiten“ und dem „sehr, sehr netten Team“ konnte viel erlernt werden: „Auf der Notaufnahme gab es immer auch für den PJ‘ler genügend zu nähen, Schultern zu reponieren etc.“. Allerdings wird in Villingen die Kardiologie mit einer Note 5,2 beurteilt... Von dieser Abteilung wird mangels guten Ansprechmöglichkeiten und fehlender Betreuung abgeraten.
Fazit
In und um Freiburg herrscht also ein sehr kritisches und unterschiedliches Bild. Die Menschen sind sehr sympathisch. Wegen des hohen Arbeitspensums leidet hier aber häufiger die Lehre. Es ist durchaus von Vorteil, sich vorab gut zu informieren, um möglichst keine Enttäuschung zu erleben. Zudem ist Besserung in Sicht: In Studentenkreisen ist zu hören, dass die Leitung der Fakultät sich mit den bestehenden Problemen intensiv befasst.