Fühlen sich Patienten besser, nehmen sie ihre Medikamente nicht mehr ein, ohne dies mit dem Arzt abzusprechen. Das zeigen Ergebnisse einer aktuellen Befragung. Besonders bei Antibiotika brechen viele frühzeitig ab und erhöhen unbewusst das Risiko, Resistenzen zu entwickeln.
Apotheker versuchen seit Jahren, Patienten durch Beratung von der Einnahme dringend benötigter Arzneimittel zu überzeugen. Dass es noch Nachholbedarf gibt, zeigt eine repräsentative Befragung. Das Marktforschungsunternehmen Nielsen hat im Auftrag des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH) 1.000 Bürger telefonisch interviewt. Jeder Vierte (23 Prozent) gab an, im letzten Jahr mindestens einmal Medikamente eigenmächtig abgesetzt zu haben. Davon sei der Arzt nicht informiert worden, hieß es weiter. Als Grund sagten Laien, ihnen sei es nach Beginn der Pharmakotherapie schnell besser gegangen.
Besonders problematisch ist dieser Trend bei Antibiotika. Laut WHO haben Antibiotika-Resistenzen in den letzten Jahren zugenommen. Forscher erklären dies nicht nur mit falschen Verordnungen in der Humanmedizin und mit dem landwirtschaftlichen Einsatz, sondern auch mit Einnahmefehlern. „Bei einer vorzeitigen Absetzung drohen nicht nur Komplikationen für die aktuelle Erkrankung. Auch die Gefahr, dass die Bakterien gegen das Antibiotikum resistent werden, das dann bei künftigen Erkrankungen nicht mehr wirkt, ist hoch“, sagt Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH.
Während bei Antibiotika zu Beginn der Behandlung meistens ein gewisser Leidensdruck da ist, fühlen sich Patienten mit Bluthochdruck anfangs subjektiv wohl. Vielleicht sind sie von der Therapie nicht überzeugt, vielleicht leiden sie aber auch an Nebenwirkungen. Wissenschaftler haben anhand von Publikationen eine Reihe wichtiger Faktoren identifiziert, die bei Antihypertensiva eine Rolle spielen. Ihre Erkenntnisse lassen sich auf andere Pharmakotherapien übertragen. Wann sinkt die Adhärenz?
Wann steigt die Adhärenz?
Um in Zukunft positivere Ergebnisse zu erzielen, wäre es sinnvoll, Patienten mit Polymedikation langfristig per Medikationsmanagement zu begleiten.