Hessen macht es vor: Nach kontroversen Diskussionen ist die Zusatzweiterbildung für „Ambulante Geriatrie“ dort beschlossene Sache. Ziel ist es, die Versorgung alter Menschen zu verbessern. Jetzt melden sich Hausärzte zu Wort. Sie halten die Weiterbildung für überflüssig.
Die Deutschen werden immer älter – 2010 waren bereits 21 Prozent der Gesamtbevölkerung über 65 Jahre alt und fünf Prozent sogar über 80, Tendenz steigend. Dieser demographische Wandel facht die Diskussion über die Einführung eines spezialisierten Facharztes für Geriatrie an. „Die Vielzahl der zu geriatrischen Themen international publizierten Fachartikel sowie das in den letzten Jahren rasch ansteigende Ranking wissenschaftlicher Zeitschriften mit geriatrischem Fokus sind Ausdruck des wachsenden Versorgungsbedarfs und damit der Bedeutung des Faches.“, so die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG). Diese Stellungnahme macht deutlich, dass die DGG an ihrer Forderung zur Einführung eines spezialisierten Facharztes für Geriatrie, trotz Widerstand, weiterhin festhält. Voraussichtlich soll diese fachärztliche Versorgung die Selbstständigkeit der Patienten fördern und dadurch stationäre Aufenthalte bestmöglich verhindern.
Die Delegierten der Landesärztekammer Hessen reagierten auf die Entwicklungen bereits mit der Aufnahme der Zusatzweiterbildung „Ambulante Geriatrie“ in die Weiterbildungsordnung für Ärzte in Hessen. Nach dieser sollen Ärzte für das Geriatrische Assessment qualifiziert werden und sich auf die Behandlung von multimorbiden Patienten und deren altersgerechten Versorgung spezialisieren. Um diese Weiterbildung machen zu können, wird eine Facharztanerkennung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung vorausgesetzt. Durch die Einführung einer Geriatrischen Grundversorgung soll man künftig jungen Ärzten die Möglichkeit geben, sich zu spezialisieren und Allgemeinmediziner im Alltag zusätzlich unterstützen.
Einer der Gegner des Beschlusses der Landesärztekammer Hessen ist der Bayerische Hausärzteverband. Kritisiert werden vor allem die Inhalte der Zusatzweiterbildung an sich. Demnach seien die Pflichtweiterbildung zu geriatrischen Inhalten bereits in der Weiterbildungsordnung zum Facharzt für Allgemeinmedizin enthalten. Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, hält dieses Modell sogar für überflüssig: „Schon heute ist die Versorgung älterer und hochbetagter, also sogenannter geriatrischer Patienten, längst Alltag in unseren hausärztlichen Praxen. Eine weitere Spezialisierung, insbesondere in Form eines Facharztes für Geriatrie und/oder eines Facharztes für Innere und Geriatrie, ist überflüssig und erschwert die wohnortnahe Patientenversorgung."
Trotz Gegenwind bleibt die DGG standhaft: „Aus Sicht der DGG besteht weiterhin der Bedarf, die geriatriespezifische Qualifikation der Ärzteschaft sachgerechter als bisher zu regeln.“