Das mit Dr. ted. unterschriebene Rezept wird in der Apotheke über den Tresen gereicht, um die Medikamente abzuholen – 1x Parapuffamol, 2x Smarticillin, dazu ein Bussi-Bär-Heft und eine Flöte – auf der muss dem kranken Pferd zur Genesung vorgespielt werden... Wie ein Nachmittag von Medizinstudenten im Teddy-Krankenhaus aussieht, erfahrt Ihr hier.
Mittwochnachmittag - mein erster Patient heute und gleich ein Notfall! Flügelverrenkung. Da muss schnell gehandelt werden. Vitalparameter o.k. – also Einrenken, Schienen und davor noch eine kleine Spritze, dass es nicht so wehtut. Nein, das war kein Ausflug in die Veterinärmedizin. Mein Patient heißt Drachi, ist dementsprechend ein Drache – grün, mit Flügeln und einem schuppigen Schwanz - und voll mit Stopfwolle. Frederick hat ihn vorbeigebracht – im Teddykrankenhaus. Drachi ist nämlich das Treppengeländer runtergerutscht und unten gegen einen Pfosten „geknallt“.
Zum 11. Teddy-Krankenhaus meldeten sich dieses Jahr 1.800 Kinder, teils mit Ihren Kindergärten, teils mit den Eltern an. Vom 11. bis zum 14. Mai verarzteten 135 Medizinstudenten der LMU und TU München ehrenamtlich Stofftiere in der Josephskriche in München-Schwabing.
Das Teddy-Krankenhaus ist ein skandinavisches Konzept mit dem Ziel, den Kindern schon früh etwaige Berührungsängste vor weißen Kitteln, Kliniken und medizinischen Maßnahmen zu nehmen. Das Kind soll selbst eine Vertrauensbasis zum Arzt aufbauen können und eventuelle negative Erlebnisse – wie eine schmerzhafte Spritze – spielend überwinden. Die Organisation in München übernimmt ein 10köpfiges Team ehrenamtlicher Mitglieder unter dem Vorstand von Christine Völklein, Ulrike Köhler und Michael Wallies. Finanzielle Unterstützung bieten Bussi-Bär, die Breite Liste Gesundheit, die Johanniter, der Marburger Bund, die Deutsche Ärzte- und Apothekerbank, Meine Apotheke, ASI, Weleda und die Flohkiste. Informationen für Eltern, Kindergärten und Teddydoktoren können unter www.teddy-aerzte.de eingeholt werden. Als Helfer ist eine Anmeldung bereits ab niedrigen Semestern möglich, es gibt Vormittags- oder Nachtmittagsschichten. Alle Studenten bekommen eine Einführung, ein Teddy-Ärzte T-Shirt und Verpflegung gegen einen kleinen Unkostenbeitrag. Mitzubringen sind lediglich Kittel und Stethoskop.
Die Kinder werden von ihren Kindergartenbetreuer/-innen oder von Mama und Papa auf die Teddy-Klinik vorbereitet, indem sie Gespräche über Krankenhaus, Ärzte und Medizin führen und sich eine Krankheit für ihr Kuscheltier ausdenken können. Jede Gruppe bekommt einen „Termin“, meldet sich nach Ankunft bei der Aufnahme an und wird dann vom Wartezimmer aus von den Teddy-Ärzten abgeholt. Dann geht es zur Anamnese und Untersuchung: Mit dem Stethoskop werden Herz und Bauch abgehört – die Kinder staunen mit großen Augen über Herz- und Darmgeräusche Ihrer kleinen Freunde.
Nils zum Beispiel kommt mit seinem Pferd - eine Fraktur (vom Stockbett gesprungen)! Also ab zum Röntgen. Die Röntgenmaus wartet schon, jetzt nur noch Schürze an und Brille aufsetzten und los geht’s. Die Bilder sind alte Aufnahmen aus der Tierklinik der LMU und die Kinder dürfen das Bild von ihrem Tier als Andenken mit nach Hause nehmen.
Die Fraktur ist bestätigt – was nun? Das muss wohl operiert werden. Im OP ziehen wir uns natürlich standesgemäß an, und in Kittel, Haube und Mundschutz wird der Bruch reponiert. Die OP ist gut gelaufen. Nils durfte selbst die Narkosespritze geben und die Beatmung übernehmen und ging mit großer Konzentration an seine Aufgabe. Dann wird der Hinterlauf geschient, verbunden und das Pferdchen aufgeweckt. War gar nicht schlimm – sagt Nils.
Der letzte Schritt: Das mit Dr. ted. unterschriebene Rezept wird in der „Apotheke“ über den Tresen gereicht, um die verordneten „Medikamente“ abzuholen – 1x Parapuffamol, 2x Smarticillin, dazu ein Bussi-Bär-Heft und eine Flöte – auf der muss dem kranken Pferd zur Genesung vorgespielt werden. Und mit einem geschulten Blick auf das Röntgenbild von vorhin bemerkt Nils: „Ja, das sieht schon vieeel besser aus.“