Juventus Urin, FC Leberpool und 97 andere studentische Mannschaften haben am letzten Wochenende in Dresden um den Pokal gekämpft. Campus-Reporterin Stella war da und erzählt jetzt Euch DIE Highlights des Turniers.
Freitag, 03.07.2009, 18:00 - langsam wird es voll auf dem Ostragehege in Dresden. Auch wenn es so klingen mag, handelt es sich dabei nicht um einen Zoo, sondern den diesjährigen Austragungsort der Medimeisterschaften 2009. Keine 20 Minuten von der berühmten Semperoper entfernt findet dieses Jahr zum achten Mal das größte Fußballturnier medizinischer Fakultäten Deutschlands statt. Auf die Beine gestellt wird das Event von einem Organisationsteam aus Dresdner Medizin- und Zahnmedizinstudenten und dem „Förderverein Fachschaft Medizin & Zahnmedizin Dresden e.V.“, die Schirmherrschaft übernimmt Staatsministers Prof. Wöller. Auf der ans Sportgelände angrenzenden Festivalwiese ist ein Festzelt aufgebaut. Biergarnituren, Essens- und Getränkestände und sogar zwei Pools stehen da - zur Abkühlung. Auf dem Messeparkplatz nebenan schlagen die Studenten, die mit Bussen aus dem ganzen Land anreisen, ihre Zelte auf.
Um all das möglich zu machen, bedurfte es einiger Anstrengungen. Andi Kiel vom Organisationsteam erzählt mir von den Vorarbeiten: „Schon im Juli 2008 – als die endgültige Entscheidung feststand, dass Dresden dieses Jahr die Medimeisterschaften ausrichten würde - haben wir mit der Organisation angefangen. Es sind einfach viele Dinge, an die man denken muss – wir mussten sogar einen Notfall-Evakuierungsplan vorlegen, falls die neben dem Gelände laufende Elbe über die Ufer treten sollte!“ Auf die Frage hin, was sich Andi - der nicht nur organisiert sondern auch Spieler für das Dresdner Männerteam ist - von dem Turnier verspricht, sagt er: „Unser Ziel ist schon das Viertelfinale. Allerdings sind vier von unseren Spielern auch im Orgateam, also mal sehen wie wir das hinkriegen.“
Um zehn eröffnet dann Teamleiter Carsten Beeg das Turnier im Festzelt mit einer kurzen Ansprache: „Ein herzliches Willkommen an alle! Wir dürfen Euch dieses Jahr die bis jetzt größten Medimeisterschaften präsentieren – mit sage und schreibe 71 Herrenteams, 28 Frauenmannschaften.“ Nach einem tosenden Applaus geht es weiter mit der Vorstellung der teilnehmenden Teams, die zum Teil kurze Videopräsentationen eingereicht haben. Fans und Teams machen unterdessen ordentlich Stimmung und lassen Ihre Schlachtrufe hören: Der amtierende Medimeister Homburg kommt mit dem Wahlspruch „Hamburg hat kein O“, Essens Ruhrpottspartaner prophezeien lauthals: „Venimus, Vidimus, Bibimus“, und die Untertanen des „Fußballkönigreichs Magdeburg“ tragen ihre Fußballkönigin ins Zelt. Die Jungs von „Bratzilien“ aus Leipzig präsentieren ihren eigens fürs Turnier gezüchteten Schnauzbart, und die Kölner Domspritzen singen standesgemäß „Wir sind nur ein Karnevalsverein“. Nachdem alle Teams und Fans begrüßt sind, geht die Party erst richtig los, und trotz des bevorstehenden Spieltages lässt sich niemand vom Feiern abhalten.
Am Samstag um neun geht es nach dem Frühstücksbuffet mit den Vorrundenspielen los. Es treten je 5 Feldspieler und ein Torwart auf 12 Kleinfeldern gegeneinander an. Auch das von DocCheck Campus gesponserte Dresdner Frauenteam „MRSA“ bringt um 09.26 Uhr den ersten Sieg nachhause. Diana, Juliane, Jarka, Aline, Elisa, Kathleen, Nadia, Kathrin, Franzi und Sophie legen eine glatte Vorrunde mit sechs von sechs gewonnen Spielen hin.
Zwischen den Spielen stelle ich mich zur TeamKapitätin und Ersatztorfrau der Dresdner Mädels:
Stella: Ihr liefert ja hier einen sauberen Sieg nach dem anderen, wie lange spielt ihr denn schon als Mannschaft zusammen? Diana: Wir trainieren seit zwei Monaten einmal die Woche, so circa eineinhalb Stunden. Die meisten von uns kannten sich schon vorher. Stella: Seid ihr denn alle Fußballerinnen mit Leib und Seele? Diana: (lacht) Naja, nur ungefähr die Hälfte der Mädels hat vorher schon mal Fußball gespielt. Die meisten machen eigentlich einen anderen Sport - Hockey, Karate... Stella: Was habt Ihr Euch denn fürs heutige Turnier vorgenommen? Diana: Unser Ziel ist es, die Vorrunde zu überstehen. Aber vor allem Spaß beim Spielen zu haben. Stella: Und habt Ihr dafür auch ein Motto? Diana: Unser Motto? „Flach spielen, hoch gewinnen“ (lacht).
Bei Kaiserwetter mit Sonne und strahlend blauem Himmel tragen die 99 Mannschaften bis zur Mittagspause die Vorrunde aus. Von einem Gewitter am Nachmittag lassen sich die Spieler nicht aus der Fassung bringen und es werden um 16:00 Uhr die Endrundenspiele angepfiffen: Nach einem harten Kampf müssen sich MRSA im Viertelfinale leider geschlagen geben. Allerdings von keiner geringeren Mannschaft als den als Favoritinnen gehandelten Leipziger Mädels, die schon bei den letzten zwei Medimeisterschaften den Sieg für sich verbuchen konnten. Nach der Niederlage ist die Stimmung natürlich ein wenig gedrückt – Jarka stellt fest: „Schade, ich hätte gern noch eines gespielt. Das Spielen hat so richtig Spaß gemacht.“ Legt aber ganz schnell nach: „Aber jetzt wird erstmal gefeiert!“ Und das haben sich die Dresdnerinnen nach den acht bravourös gemeisterten Spielen auch wirklich verdient.
Im Finale stehen sich letztendlich bei den Frauen Jena und Leipzig gegenüber. Letztere siegen nach einem spannenden Spiel zwei zu null. Der seit drei Jahren amtierende Medimeister der Männer - Homburg - wird beim 9-Meter-Entscheidungs-Schießen von Mainz entthront und muss dieses Jahr mit dem dritten Platz Vorlieb nehmen. Die Männer der LMU München werden im Finale vom Mainzer Team bezwungen. Natürlich darf auch dieses Jahr das ganz besondere Highlight - der traditionelle Final-Flitzer - nicht fehlen: Ein Herr im Adamskostüm und zwei Evas (im Tanga) lassen die Zuschauer am Spielfeldrand johlen.
Nach einer kurzen Entspannung für die Spieler geht es weiter mit der Siegerehrung: Leipzig und Mainz bekommen je einen Wanderpokal sowie je einen Büchergutschein über stattliche 500 Euro verliehen. Gekürt werden außerdem die besten der rund 500 (!) angereisten Fans, die Getränkegutscheine für insgesamt 100,- Euro für die Abschlussparty erhalten. Heiß umkämpft wird dieser Preis unter anderem von einer Horde Magdeburger mit dem Motto „Nicht schön, aber Magdeburg“ und der Toga-tragenden Essener Fangemeinde, die neben einer Gruppe Cheerleadern einen Einkaufswagen mit einer Musikanlage über den Platz schob und den Song „Hey, das geht ab - wir feiern die ganze Nacht!“ zu Ihrer Hymne machte. Letzten Endes können die Bonner Fans mit schönen Frauen in Bikinis und Ihrem eigenen Maskottchenlöwen, der in den Spielpausen für Stimmung sorgte, die Entscheidung zu ihren Gunsten entscheiden und den Titel mit nach NRW nehmen.
Mein Vorschlag fürs kommende Jahr wäre, auch noch den besten Teamnamen zu prämieren. Einige Mannschaften legten sich dafür nämlich ganz schön ins Zeug. Neben medizinverwandten Benennungen wie „Eintracht Kreuzband“, „AC Clovir“, „Doping-Frei-Burg“, „FC Leberpool“, „Sportfreunde Uterus“ oder „Juventus Urin“ gaben sich manche Teams auch nicht ganz jugendfreie Namen wie „TUM kickt gut“, „SC Ham-Lippe“ oder „Glansparade“. Auch Essen hat es mit seinen beiden Mannschaften „Mittagessen“ und „Abendessen“ verdient, namentlich erinnert zu werden.
Als ich Andi noch mal kurz erwische und ihn nach bisheriger Resonanz frage, sagt er glücklich: „Bisher gab es wirklich nur positive Kommentare. Das Schönste war, als jemand gesagt hat: Dresden macht alles top.“ Das haben die Dresdner Organisatoren auch wirklich verdient – viel besser kann man so ein großes Event wohl kaum auf die Beine stellen. Dann muss er aber schon wieder weiter – endlich mitfeiern natürlich – den Einzug seiner Mannschaft in die Endrunde und den Sieg des Orgateams auf ganzer Linie! Nach der Siegerehrung geht es weiter mit Live-Musik von der Thüringer Band Revolving Door. Spätestens jetzt hält sich keiner mehr zurück. Es wird gerockt – bis Sonntag in der Früh um 9.00 Uhr - ganz getreu dem Motto „Hey, das geht ab – wir feiern die ganze Nacht...".