TEAM-G - „Trauma Evaluation and Management - Germany“ bietet Medizinstudenten verschiedene Seminare und Übungen, in den sie die effektive Patientenversorgung am Unfallort lernen können.
1976 stürzte der Chirurg Dr. James Styner mit seiner Familie in einem Kleinflugzeug über Nebraska ab. Aufgrund uneffizienter Versorgung starb seine Frau noch an der Absturzstelle. Nach diesem Schicksalsschlag fasste er den Beschluss, ein effektiveres System für frühklinisches Trauma Management zu entwickeln. Zwei Jahre später führte er erstmals das Advanced Trauma Life Support (ATLS) Konzept in die medizinische Lehre ein: ein systematische Trainingsprogramm für die Erstversorgung von Traumapatienten und die strukturierte Arbeit im Schockraum.
Das American College of Surgeons (ACS) übernahm das Kursformat und entwickelte es bis heute stetig weiter. Mehr als 350.000 Ärzte wurden bis heute in 42 Ländern im Rahmen des ATLS ausgebildet. Nationale Kurszentren befinden sich in Berlin, Kiel, Köln, Ludwigshafen, Ulm und München. Die LMU München bietet nun auch ihren Medizinstudenten an, ein solches Zertifikat im Rahmen der regulären Semesterveranstaltung Traumatologie zu erwerben.
TEAM-G ist eine vereinfachte Version des ALTS. Medizinstudenten sollen in verschiedenen Vorlesungen, Seminaren und Übungen effektive, prioritätenorientierte Versorgung von Patienten am Unfallort und im Schockraum erlernen. Ziel ist es, durch standardisierte Handlungsabläufe die best- und schnellstmögliche Erstversorgung von Schwer(st)verletzten zu garantieren.
Zur Erlangung des TEAM-G Zertifikats müssen Lehrveranstaltungen zum Thema Notfallmedizin, Rettungswesen, Traumaversorgung und – management besucht werden. Die interaktiven Vorträge tragen Titel wie „Triage/Massenanfall von Verletzten“ und „Human Error/Team Ressource Management“. Des Weiteren gibt es Übungen mit Fallbeispielen, ein Praktikum zur Technischen Rettung bei der Berufsfeuerwehr sowie Online-Tutorials in denen Fälle zu bearbeiten sind.
Bereits die Veranstaltungen im Hörsaal sind sehr praxisbezogen. Ein Unfallszenario wird erläutert (z.B. eine Gasexplosion im Wohnhaus), Verletzungen werden beschrieben. Es gibt vier Kategorien zur Einteilung der Patienten nach Behandlungspriorität. Die Studenten bekommen nach diesem Schema farbige Kärtchen (1=rot, 2=gelb, 3=grün, 4=blau) ausgeteilt und werden beim Besprechen der Fälle immer wieder aufgefordert, durch hochhalten der Karten ihre Einschätzung der Patienten abzugeben. Hierbei soll klar werden, dass es bei Personal- und Materialmangel sowie einer größeren Anzahl von Verletzten lebensnotwendig, ist Prioritäten zu setzen.
Die praktischen Übungen finden größtenteils im Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) statt. Die standardisierte Behandlung im Notfall wird an simulierten Fallbeispielen trainiert. Ein Student übernimmt die Rolle des Unfallopfers, es gibt einen Notarzt und mehrere Rettungshelfer. Der Reihe nach sollen die Punkte A – Airways (Atemwege), B – Breathing (Atmung), C- Circulation (Kreislauf), D – Disability (zur neurologischen Einschätzung, GCS) und E – Exposure/Environmental Control (Entkleiden und Aufrechterhalten der Körpertemperatur) des ABC-Schemas abgearbeitet und gegebenenfalls Defizite behoben werden. Ergibt sich eine Änderung in den Parametern, wird reevaluiert – ABCDE. Dieser Ablauf muss sitzen.
Das Highlight ist natürlich das Training bei der Berufsfeuerwehr. Vor Ort auf der Wache haben die Studenten in Kleingruppen die Möglichkeit, nachgestellte Unfallszenarien durchzugehen und werden von den Männern der Berufsfeuerwehr in Versorgung, Rettung und Bergung angeleitet. Das Spektrum reicht vom sachgerechten Helmausziehen beim Motorradfahrer und dem Anlegen des Stiffneck über Rettung aus dem Auto bis hin zur Bergung aus dem vierten Stock oder einem tiefen Schacht. Nach zwei spannenden Wochen erhalten die Studenten nicht nur das Zertifikat als Belohnung sondern vor allem das gute Gefühl, nun in einem tatsächlichen Notfall schon ein wenig sicherer agieren zu können.