Meine Idee war es 2 Monate des PJs in Barcelona zu absolvieren. Mein Ziel - die Spanischkenntnisse zu erweitern, die ich mir 4 Jahre zuvor in Venezuela während meiner ersten Famulatur mit Mühe angeeignet hatte... Mein Ergebnis - ein Kulturschock!
Einem PJ-Auslandsbericht entnahm ich, dass die katalanische Sprache in Barcelona kein größeres Hindernis darstellte, da die Einwohner auch Spanisch sprechen. So begab ich mich in dieses neue Abenteuer, ohne die Stadt vorher jemals gesehen zu haben. Ich hatte also keine Ahnung, was mich erwartete.
Die 2 Monate zuvor habe ich dank des PJs auf Guadeloupe in der Karibik verbracht, von wo aus ich im Internet eine WG in Barcelona gefunden habe. So machte ich mich also von der wunderschönen Karibik auf den Weg nach Barcelona... und erlitt einen Kulturschock!!
Erstmal tief atmen
Es stellte sich heraus, dass meine WG sich nicht direkt in Barcelona befand, sondern in einem Vorort, Hospitalet del Llobregat, etwa 30 Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Zuerst war ich etwas enttäuscht, da hier nichts von dem Barcelonaer Charme zu spüren war. Aus den wunderschönsten Tropenwäldern der Karibik war ich hineinkatapultiert in einen grauen Betondschungel aus Hochhäusern, Plattenbauten und Einkaufszentren...
Was mich jedoch tröstete, war die Wärme und Freundlichkeit, mit der ich in meiner WG aufgenommen wurde: Ein lesbisches Pärchen aus Panama und Ecuador, sowie ein junger Mann aus Argentinien erleichterten mir die Ankunft und ich bereute meine Wahl nicht. An meinem ersten Tag kaufte ich ein Fahrrad im Sonderangebot und der Argentinier führte mich auf einer 3-stündigen Radtour durch Barcelona. Das half mir, mich einzuleben.
Yyy.. Sprechen Sie Deutsch?
Dann kam der Montag, mein erster Arbeitstag. Mir wurde schnell bewusst, dass das Katalan doch so einige Hindernisse aufwarf, denn in den morgendlichen Besprechungen sprachen die Ärzte ausschließlich Katalan untereinander. Ansonsten ging es ganz gut, denn alle sprachen Spanisch mit mir. Was mir mit meinen geringen Spanischkenntnissen anfangs doch recht schwer fiel. Jedoch ging es Tag für Tag besser.
Ich arbeitete auf der chirurgischen Notaufnahme, wo ich jede Menge gelernt habe. Die Ärzte erwarteten vollen Einsatz von mir. So lernte ich schnell den Tagesablauf und die Behandlungsmethoden kennen, sodass ich bald meine eigenen Patienten behandelte, Anamnesen erhob (trotz Sprachbarriere), Wunden versorgte, röntgenologische Untersuchungen anforderte. Nur wenn ein durch einen Verkehrsunfall politraumatisierter Patient in die Notaufnahme gebracht wurde, war ich rat- und hilflos. Dann sah ich zu, wie die Ärzte sich auf das Opfer stürzten, um ihn innerhalb von Sekunden in ein Chaos aus Kabeln und Schläuchen einzubetten, die Vitalparameter aufrechterhaltend. Mit Erfolg- oder auch nicht. Wie gebannt sah ich zu, fasziniert von der Selbstverständlichkeit und der Sicherheit, mit der die Ärzte Hand in Hand agierten. In diesen schwierigen Momenten, wo die Zeit stehen blieb und es um jede Sekunde ging, wurde ich immer wieder bestätigt in meinem Wunsch, nicht die Welt der Chirurgie zu erobern, sondern mich lieber den Rätsel der Inneren Medizin zu widmen.
Kleine Belohnung
Das Krankenhaus war direkt am Meer gelegen, daher der Name Hospital del Mar. Gleich gegenüber befand sich der künstliche Stadtstrand Barceloneta. Da ich weiße Traumstrände mit türkisem Wasser gewöhnt war, wagte ich mich anfangs kaum in das graue Meer der Stadt. Doch der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so stellte die Barceloneta nach einigen Tagen auch für mich einen angenehmen Ausgleich dar, nach einem anstrengenden Arbeitstag.
Fazit
Alles in allem war dieses Auslandspraktikum eine nicht leichte, jedoch sehr bereichernde Erfahrung. Ich habe nicht nur meine Spanischkenntnisse aufgefrischt und erweitert, sondern auch gelernt, allein in einer fremden Stadt und in einer fremden Kultur zu Recht zu kommen. Ich bereue meine Wahl nicht, und ich würde jedem Medizinstudent wärmstens empfehlen, einen Teil des PJs im Ausland zu verbringen, da es wirklich kostbare Erfahrungen mit sich bringt, egal wo man hingeht.
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