Dank Google und Co. wissen einige Patienten bereits was ihnen fehlt, bevor sie überhaupt eine Praxis betreten. Das ist nicht nur für Ärzte problematisch, sondern kann auch für die Behandlung kontraproduktiv sein. Nun könnte ein neuer Do-it-Yourself DNA-Test für weitere Selbstdiagnosen sorgen.
In den USA genehmigte die Food and Drug Administration (FDA) einen umstrittenen DNA-Test der Firma 23andMe. Der Test soll ohne Umwege im „direct-to-consumer“ (DTC)- Verfahren Aufschluss über krankhafte Erbanlagen geben. Der Besteller muss dazu nur seine Speichelprobe an das Unternehmen schicken. Wenige Wochen später bekommt er dann die Ergebnisse. Die Genehmigung der Behörde kam unerwartet, da die FDA bereits 2013 einen ähnlichen DNA-Test des Unternehmens verboten hatte. Einer der Unterschiede zu dem früheren Test: Mit der älteren Version konnte man laut 23andMe insgesamt 254 statt nun ausgewählte 10 Krankheiten testen. Unter anderem soll jetzt nach Anlagen für Zöliakie, das Rosenthal Syndrom oder hereditäre Thrombophilie gesucht werden. Parkinson und Alzheimer werden wiederum nur auf Wunsch separat getestet.
Alles was man für eine Analyse tun muss, ist eine Speichelprobe an 23andMe schicken und selbst dafür bezahlen. Ein paar Wochen später bekommt man eine Benachrichtung per Email. In der Folge loggt man sich extra auf der Internetseite des Unternehmens ein, wo man den Bericht und die Interpretation der Ergebnisse lesen kann. Anne Wojcicki, Mitbegründerin des Unternehmens, möchte so jedem die Möglichkeit geben, sich selbst über die eigene DNA informieren zu können. Solche Ergebnisse könnten den Verbraucher aber tendenziell eher beunruhigen, als dass sie ihm helfen würden. Schließlich ist nicht unbedingt allen Benutzern klar, dass nicht die Erbanlage allein der Grund für solche Krankheiten ist. Lebensstil und äußere Umstände müssen zusätzlich in Betracht gezogen werden. Außerdem können nur Risikofaktoren aufgezeigt und keine genauen Angaben zur kompletten Krankheitsentwicklung gemacht werden. Die schriftliche Einschätzung der Werte könnte von Laien also trotz „Beipackzettel“ falsch interpretiert werden.
Aus diesem Grund geriet das Unternehmen bereits 2013 in die Kritik und musste sich mit einer Sammelklage auseinandersetzen. 23andMe reagierte darauf mit einer neuen Strategie: Prophylaktische Aufklärung. Aktuell sollen die Tester vor der Benutzung darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Ergebnisse und Informationen beunruhigend auf sie wirken könnten. Grundsätzlich sollten auch keine Maßnahmen getroffen werden, ohne vorher einen Arzt zu konsultieren. Trotzdem bleibt die Frage offen, welchen Einfluss solche Informationen auf das Verhalten des Benutzers und dessen Psyche haben könnte. Ein ständiges in Angst vor einem Ausbruch leben, verringert möglicherweise die Lebensqualität. Sich hingegen in Sicherheit wiegen, könnte einen eher riskanten Lebensstil heraufbeschwören.