Sind Mediziner eine vom Aussterben bedrohte Art? Noch nicht, aber die Konkurrenz schläft nicht und wird von Tag zu Tag besser: Systeme mit künstlicher Intelligenz können schon heute Melanome, Prostata-, oder Darmkrebs besser diagnostizieren als Ärzte.
Die nächste Generation von Computern mit künstlicher Intelligenz (KI) trägt Arztkittel. Davon geht zumindest iFlytek Health, ein Technologie-Konzern im asiatisch-pazifischen Raum, aus. Sein KI-gesteuerter Roboter „Xiaoyi“ hat letztes Jahr sogar die chinesische Qualifikationsprüfung für Ärzte erfolgreich gemeistert – mit einer deutlich höheren Punktzahl als für das Bestehen notwendig gewesen wäre. „Wenn es um das Lesen medizinischer Daten geht, kann sich der Computer mehr merken und ist objektiver“, sagte Walter Gilbert bei der der Lindauer Nobelpreisträger-Tagung im Juli. Der Biochemiker erhielt 1980 zusammen mit Frederick Sanger und Paul Berg den Chemie-Nobelpreis für Methoden zur Bestimmung der Basenabfolge in Nukleinsäuren. Gilbert: „Auch beim Betrachten medizinischer Bilder filtert ein Computer die Informationen besser als ein Mensch. [...] Allerdings wird die Entwicklung neuer Technologien den Menschen vorbehalten sein.“ Die Meinung von Gilbert teilen auch mehrere Nachwuchswissenschaftler: KI könnte früher oder später gute Entscheidungen treffen, aber nicht den Faktor Mensch ersetzen. Patienten brauchen nicht nur Fakten, sondern Zuwendung und Empathie.