Inga machte sich für ihre erste Famulatur auf nach Südamerika. Fünf Monate hat sie sich frei genommen, um quer durch Südamerika zu reisen und nebenbei zu famulieren. Jetzt erzählt sie Euch, wie brav sie in einer der gefährlichsten Stadt der Venezuela - Caracas, die Famulatur absolviert hat.
Anreise
Mit einer brasilianischen Kommilitonin flog ich nach Caracas. Sie wollte weiterreisen und in Brasilien ihre Familie besuchen. Einige ihrer Freunde wohnten in Venezuela, dank denen ich eine nette Familie kennen lernte, die mich für meine Zeit in Caracas herzlich aufnahm. Die Menschen in Venezuela sind sehr offen, freundlich, hilfsbereit und lachen sehr viel. Wir hatten keinerlei Anschlussschwierigkeiten und fühlten uns beschützt in dieser doch sehr gefährlichen Großstadt.
Famulatur! Nur wo?
Nachdem meine Kommilitonin weiter gereist war, machte ich mich mit Hilfe meiner Gastfamilie auf die Suche nach einem Famulaturplatz. Dies war schwieriger als ich dachte. Die Universität von Caracas bat mich um allerlei Dokumente, die ich nicht hatte. Bei einem zweiwöchigen Ausflug auf die Isla Margarita, einer vor Venezuela gelegenen karibischen Insel, fragte ich in einem Krankenhaus, wurde jedoch abermals abgelehnt. Mit wenig Hoffnung auf Erfolg stellte ich mich dem Chefarzt der Chirurgie im Krankenhaus von Petare, einem nicht ungefährlichen Stadtteil von Caracas, vor und konnte sofort am nächsten Tag mein Praktikum beginnen.
Hospital Dr. Domingo Luciani
So absolvierte ich meine erste Famulatur in der Chirurgie im Hospital Dr. Domingo Luciani, einem kleinen städtischen Krankenhaus in Caracas. Mein Spanisch ließ zu dem Zeitpunkt noch sehr zu wünschen übrig. Daher war die Kommunikation mit den Patienten erschwert. Die Ärzte sprachen meist auch englisch. Sie waren alle sehr nett und um mich bemüht. Da es meine erste Famulatur war, hatte ich noch keine Ahnung von Medizin und trottete meist nur hinterher.
Mein Highlight war, als ich in der chirurgischen Notaufnahme mit Hilfe einer Chirurgin einem jungen Mann eine Pistolenkugel entfernen durfte, die ihm am Rücken unter der Haut steckte. Ein anderes Abenteuer erlebte ich in einem Wochenend-Nachtdienst. Dort wurden am laufenden Band Männer mit Messerstichen eingeliefert. Es war ein grausames Schauspiel. Als ein Chirurg mich bat, ihm beim Nähen zu helfen, wurde mir schwarz vor Augen. Nach zwei Wochen Chirurgie wechselte ich in die Geburtshilfe. Da waren meine Erlebnisse nicht minder aufregend. Neben Totgeburten und von Schmerzen geplagten Frauen durfte ich auch wundervolle Dinge erleben: mit meinen eigenen Händen brachte ich ein Kind zur Welt!
Die Stadt
Caracas ist keine schöne Stadt. Die von wunderschönen Bergen und reicher Natur umgebene Hauptstadt geht unter in Straßenlärm und Müll. Die Barrios, Viertel der armen Bevölkerung, verschönern das Stadtbild nicht, ganz im Gegenteil. Die Kluft zwischen den vielen Armen und den wenigen Reichen ist überall zu spüren. Allein wagte ich mich kaum auf die Straße, denn überall wurde davor gewarnt, wie gefährlich es auf den Straßen von Caracas ist. Ich war daher sehr erleichtert, als ich diese Stadt wieder verließ und die schöne Natur Venezuelas bestaunen durfte.
Fazit
Während meiner Zeit in Caracas und dank meiner Famulatur habe ich viel über diese Stadt gelernt. Dort scheint ein Menschenleben nicht viel wert zu sein, Geld dafür ist umso wichtiger. Ich habe sehr darunter gelitten, nie alleine aus dem Haus gehen zu können. Im Krankenhaus habe ich Dinge gesehen, die ich in Deutschland nie gesehen hätte. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte, dort für ein paar Monate zu leben. Es bleibt eine Erfahrung, wenn auch keine unbedingt schöne.
Adresse
Hospital Dr. Domingo Luciani Al Final Av. Río de Janeiro El Llanito Tel: 0058-(0)212.257.4630