Macrococcus caseolyticus ist ein Keim, der in Rohmilch enthalten ist. Er ermöglicht dem gefährlichen Resistenzgen medD, leichter auf MRSA-Stämme überzugehen. Selbst neueste Breitbandantibiotika greifen hier nicht. Nun steht das Gen weltweit unter Beobachtung.
Schon heute sind MRSA-Keime in Gesundheitseinrichtungen ein Problem. Aufgrund der Resistenzgene mecA, mecB und mecC wirkt bei diesen Staphylokokken der Wirkstoff Methicillin nicht mehr. Der harmlose Vetter aus der Milch namens Macrococcus caseolyticus bringt nun ein weiteres Resistenzgen ins Spiel, welches sehr leicht auf MRSA-Stämme übegehen könnte. Dieses sogenannte mecD-Gen lässt sich theoretisch sehr leicht auf den Krankenhauskeim übertragen. Dies ist zum Beispiel immer dann möglich, wenn ein Mensch, der Träger eines MRSA-Stammes ist, zugleich über den Verzehr von Rohmilchprodukten auch Macrococcus caseolyticus aufnimmt. Der Körper des Betroffenen wird dann zu einem Reaktionsgefäß, in welchem sich die genetischen Eigenschaften beider Bakterienstämme bunt mischen können. Bisher gibt es glücklicherweise keinen Nachweis von mecD beim Menschen. Jedoch würde das Gen im falschen Keim die Bekämpfung nosokomialer Infektionen deutlich erschweren, so sind sich die Experten bereits einig.
Seinen Ausgang nahm das Dilemma höchstwahrscheinlich einmal mehr in der Tierhaltung. Milch von Kühen, die an einer Euterentzündung leiden, kann nicht in Umlauf gebracht werden. Daher erhalten solche Tiere in der Regel Antibiotika als Standardtherapie. In der Folge werden aber nicht nur pathogene Keime im Bereich des Euters, sondern auch harmlose Vertreter, wie z. B. Marcrocossus caseolyticus, damit konfrontiert. Schließlich überleben in der Milch dann nur solche Bakterien, die gegen die eingesetzten Antibiotika resistent sind. Auf diese Weise setzt sich das Resistenzgen in den harmlosen Milchbakterien durch – mit potenziell hohem Risiko für die Zukunft. Das als mecD bezeichnete neue Resistenzgen wirkt gegen alle gängigen β-Laktame, zu denen auch das Penicillin zählt. Das beunruhigendste Resultat der bisherigen Untersuchungen zu mecD bleibt jedoch, dass es ebenso die neueste Generation der Breitbandantibiotika unschädlich machen kann.
Das Resistenzgen mecD aus der Rohmilch steht weltweit unter Beobachtung. Ein Übergang vom harmlosen Milchkeim auf gefährliche nosokomiale Erreger, wie z. B. MRSA-Stämme, mittels natürlicher Selektion ist zwingend zu verhindern. Insbesondere muss dafür der unbedarfte Antibiotikaeinsatz bei Tier und Mensch eingeschränkt werden, so die Experten. Quelle: Novel methicillin resistance gene mecD in clinical Macrococcus caseolyticus strains from bovine and canine sources. S. Schwendener et al., Scientific Reports, doi:10.1038/srep43797; 2017