Wer schnell wieder zunimmt, nachdem er abgenommen hat, tut seinem Körper wenig Gutes. Speziell bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht der „Jo-Jo-Effekt“ das Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte oder koronare Erkrankungen.
"Über Nacht zur Traumfigur“, „Zehn Pfund in zwei Wochen“: Boulevardmedien locken Jahr für Jahr mit vermeintlichen Wunderdiäten. Patienten nehmen kurzfristig ab. Nach einiger Zeit zeigt die Waage jedoch höhere Werte als zu Beginn des Programms an. Der klassische Jo-Jo-Effekt. Jetzt berichten Wissenschaftler um Dr. Sripal Bangalore von der New York University School of Medicine, dass diese Schwankungen Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen besonders schaden. Genau diese Gruppe entschließt sich jedoch besonders oft zu Reduktionsdiäten.
Bangalore wertete Daten der sogenannten Treating to New Targets-Studie aus, einer Untersuchung zur Sicherheit und Wirksamkeit von Atorvastatin. Als Sponsor trat Pfizer in Erscheinung. Alle 9.509 Patienten litten an einer koronaren Herzerkrankung und hatten LDL-Cholesterinspiegel von unter 130 mg/dl. Sie erhielten randomisiert 10 oder 80 mg Atorvastatin pro Tag. In regelmäßigen Abständen folgten ärztliche Untersuchungen. Die Nachbeobachtungszeit lag bei 4,9 Jahren. In diesem Zeitraum bestimmten Ärzte regelmäßig das Körpergewicht. Zu Beginn waren es bei den Teilnehmern 85±15 Kilogramm.
Die Forscher erfassten alle Gewichsschwankungen und sortierten sie in fünf Gruppen, nämlich bis 0,93 Kilogramm, bis 1,39, 1,76, 2,25 und 3,86 Kilogramm. Bei der statistischen Auswertung waren Personen mit dem stärksten Jo-Jo-Effekt besonders gefährdet. Im Vergleich zu Studienteilnehmern mit den geringsten Gewichtsschwankungen erhöhte sich das Risiko koronarer Ereignisse in dieser Gruppe um 64 Prozent. Bei kardiovaskulären Ereignissen waren es plus 85 Prozent, bei Herzinfarkten plus 117 Prozent und bei Schlaganfällen plus 136 Prozent. Das Risko, zu sterben, kletterte um 124 Prozent nach oben. Aus seinen Resultaten zieht Bangalore zwei Schlussfolgerungen: Einerseits seien Patienten mit bestehenden Vorerkrankungen im kardiovaskulären Bereich besonders gefährdet, durch Gewichtsschwankungen schwerwiegende Ereignisse zu erleiden. Andererseits sei das „Adipositas-Paradoxon“ hier nicht von Bedeutung. Übergewichtige Patienten haben bei einigen Erkrankungen bessere Überlebenschancen als normalgewichtige – aber nicht im speziellen Fall.
Als Beobachtungsstudie mit Post-hoc-Analyse kann die Arbeit kausale Zusammenhänge letztlich nicht beweisen. Andere Erklärungen wären zumindest denkbar: Sind starke Gewichtsschwankungen tatsächlich auf Jo-Jo-Effekte zurückzuführen – oder vielleicht auf unentdeckte Erkrankungen? Trotz offener Fragen halten die Autoren an Reduktionsdiäten fest. Bei Risikopatienten sollten Ärzte oder Apotheker das Abspecken begleiten, um womöglich schädliche Effekte auf ein Minimum zu reduzieren.