Das Fach Gynäkologie zählt im Medizinstudium zu den größeren und somit gerne geprüften Fächern. Unsere Gynäkologie-Reihe soll Euch daher eine kleine Lernstütze sein. Als erstes stellen wir Euch die Blasen- und Nierenbeckenentzündungen vor.
Was versteht man unter Blasen- und Nierenbeckenentzündungen?
Sowohl Blasen- als auch Nierenbeckenentzündungen zählen zu den Infektionserkrankungen der ableitenden Harnwege. Vor allem Frauen sind aufgrund ihrer relativ kurzen Harnröhre sehr häufig von Harnwegsinfekten betroffen. In der Schwangerschaft treten derartige Erkrankungen überdurchschnittlich oft auf. Etwa fünf Prozent aller schwangeren Frauen leiden im Verlauf der Schwangerschaft unter Infekten im Bereich der ableitenden Harnwege.
Bei der Blasenentzündung (Zystitis) hat sich die Schleimhaut im Bereich der Blase und der Harnröhre akut entzündet. Unbehandelt kann eine Zystitis aufsteigen und eine Entzündung im Bereich des Nierenbeckenkelchsystems auslösen, was als Pyelonephritis bezeichnet wird. Diese meist eitrige Entzündung des Nierenbeckens und des nachfolgenden Nierengewebes ruft bei den Betroffenen meist starke Beschwerden hervor und muss möglichst rasch behandelt werden.
Die meisten Infekte im Bereich der ableitenden Harnwege werden durch Bakterien aus dem Dickdarm (Anaerobier), wie beispielsweise E. Coli, hervorgerufen. Seltener sind jedoch auch Viren oder Pilze für die Entstehung einer Blasenentzündung verantwortlich.
Wie äußern sich Blasen- und Nierenbeckenentzündungen?
Harnwegsinfekte rufen bei den Betroffenen in den meisten Fällen zunächst verstärkten Harndrang hervor. Zudem entwickelt sich meist ein Brennen oder Stechen beim Wasserlassen, eine Ausscheidung von nur geringen Urinmengen (Pollakisurie), Schmerzen im Unterbauch und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Das Ausmaß der Symptome ist von Frau zu Frau sehr variabel. Etwa 10 Prozent aller Frauen, die eine Blasenentzündung entwickeln, haben primär überhaupt keine Beschwerden.
Wird eine einfache Harnwegsinfektion nicht rechtzeitig und ausreichend behandelt, kann sich zudem eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) entwickeln, bei der die Betroffenen häufig unter Fieber, Übelkeit, starken Rückenschmerzen, Flankenschmerzen und Schmerzen in der Nierengegend leiden. Gefürchtet ist im Falle einer Pyelonephritis auch ein Übertreten der Bakterien in die Blutbahn, was eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Urosepsis) auslösen kann.
Harnwegsentzündungen können leicht durch eine Urinuntersuchung erkannt werden. Sind mehr als 100.000 Bakterien pro Milliliter Harn nachweisbar, besteht dringender Verdacht auf eine Harnwegsinfektion. Zudem sollten bei Verdacht auf Infektionen im Bereich der Harnwege in jedem Fall Abstriche aus der Harnröhre entnommen werden. Diese Abstriche werden angefärbt und unter dem Mikroskop untersucht, um den Erreger der Harnröhrenentzündung zu identifizieren. Zudem wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um eine Nierenstauung als Zeichen einer Nierenbeckenentzündung auszuschließen.
Wie werden Blasen- und Nierenbeckenentzündungen behandelt?
Harnwegsinfekte sollten möglichst frühzeitig therapiert werden, um die Gefahr einer Nierenbeckenentzündung abzufangen. Dazu werden Antibiotika, wie beispielsweise Cephalosporine oder Cotrim, verabreicht. Die Patientinnen sollten zudem viel Flüssigkeit zu sich nehmen, um die ableitenden Harnwege ausreichend zu spülen.
Was fragt das IMPP?
1. Welche Aussage trifft für die Pyelonephritis gravidarum zu? a. Ihre Entstehung wird durch eine schwangerschaftsbedingte Dilatation der Ureteren begünstigt. b. Sie tritt bevorzugt auf der linken Seite auf. c. Die Erreger sind zumeist Streptokokken. d. Sie tritt fast ausschließlich im I. Trimenon auf. e. Therapeutisch sind Tetracycline Mittel der ersten Wahl.
2. Blasenentzündungen a. sind bei Männern häufiger als bei Frauen b. neigen vor allem bei erwachsenen Männern zu Rezidiven c. werden üblicherweise durch suprapubische Blasenpunktion diagnostiziert d. gehen in der Regel mit Fieber und Schüttelfrost einher e. können z.B. bei Harnstau oder vesikoureteralem Reflux zu einer aufsteigenden Infektion führen
Lösung: 1a, 2e
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