Karaoke gehört in manchen Ländern zum alltäglichen sozialen Leben. Jetzt erobert es auch die medizinsche Ausbildung. In Thailand lernen Studenten mit medizinischen Liedern prüfungsrelvante Inhalte. Eine wirkungsvolle Methode im Prüfungsstress?
Karaoke und Lieder über medizinische Fächer sollen beim Lernen für das Medizinstudium helfen. In Thailand machen die Studenten der Humanmedizin es mittlerweile schon vor: Dort werden Studenten und medizinische Fachkräfte jetzt mit Hilfe von Karaoke ausgebildet. In animierten Liedern werden sie unter anderem auf ihre kardiologischen Prüfungen vorbereitet. Mit Erfolg: Seitdem haben sich die Prüfungsergebnisse um 30 Prozent verbessert.
Mikrophon statt Lehrbuch?
Es ist ungefähr vergleichbar mit den CDs, die sich der Lernwillige kauft, um in seiner Freizeit eine neue Sprache zu erlernen. In Thailand werden mittlerweile medizinische Fachkräfte, vor allem aber auch Studentinnen und Studenten der Humanmedizin, mit Hilfe von Karaoke und medizinischen Songs auf ihre Prüfungen vorbereitet. Hauptsächlich werden diese Methoden im Fach Kardiologie, aber auch in anderen medizinischen Fächern, angewandt, um die Durchfallquote drastisch zu senken. Es stellt sich die Frage, ob diese Methode besser ist als die konventionelle Lernmethode. Bringt es Studenten im Studium tatsächlich weiter, zu singen, als normal zuhause am Schreibtisch oder in der Bibliothek zu lernen?
Das Konzept dieser neuen Lernmethode ist sehr einfach: Studierende, die vor den gleichen Prüfungen stehen, treffen sich und üben zusammen Lieder ein. Wichtig ist dabei, dass sich die Studenten mehrere Tage in der Woche treffen, um die Songs zusammen einzusingen und somit ein Gefühl für den zu lernenden Stoff zu bekommen. Es ist vergleichbar mit dem konservativen Lernen, der Lernstoff muss ebenso mehrere Male wiederholt werden, bis er sich eingeprägt hat. Solche Karaoke-Abende sind aber vermutlich mit mehr Spaß und Geselligkeit verbunden als das eher eintönige Lernen in der Bibliothek.
Der Spaßfaktor
Es gibt sehr viele positive Seiten dieser Art zu Lernen. Zum einen bleibt hier der Spaß nicht auf der Strecke, die Studierenden treffen sich in einem kleinen Grüppchen mit anderen Kommilitonen, tauschen sich über Aktuelles aus, können sich mit den anderen Teilnehmern unterhalten, vielleicht sogar ein paar gute Lerntipps bekommen oder auch ein paar gute Skripte. Allgemein liegt eine gute und ausgelassene Stimmung in der Luft und dann geht es irgendwann ans Eingemachte: Ein Einzelner oder eine Gruppe von Studenten fangen an, die medizinischen Songtexte zu singen, es finden natürlich mehrere Durchläufe statt, bis der Lernstoff letztendlich sitzt. Wie man singt, ob man den Ton trifft oder nicht, interessiert nicht. Wichtig ist nur, was man singt und wie oft. Ausgelacht wird hier keiner, wenn es mal nicht so klappt. Jeder befindet sich in der gleichen Situation, alle Studierenden kommen an die Reihe und möchten natürlich letztendlich mit dem guten Gefühl nach Hause gehen, etwas gelernt und sich für die Prüfung eingeprägt zu haben. Man möchte das eintönige, konservative Lernen in der Bibliothek oder zuhause minimieren und mit etwas mehr Spaß an das gewünschte Ziel kommen.
Ein weiterer positiver Effekt ist jedem Einzelnen bekannt: Je öfter man ein schönes Lied hört und mitsingt, desto schneller prägt es sich ein und desto schneller singt man es mit der Zeit unterbewusst mit. So ist es auch hier, je öfter die Studenten zusammen oder einzeln das Lied über zum Beispiel Kardiologie hören und natürlich mitsingen, desto schneller prägt sich der zu lernende Stoff ein. Die Studierenden können mit der Zeit das Lied komplett auswendig mitsingen, haben Spaß daran und nebenbei noch etwas für die Klausuren getan. Dadurch prägt sich das Gelernte auch so ein, dass es immer abrufbar ist, dies ist besonders wichtig für die bevorstehenden Prüfungen.
Schluss mit lustig?
Das Karoke-lernen hat jedoch auch seine negativen Seiten. Die ausgelassene Stimmung bei den Treffen kann natürlich auch bewirken, dass die Studenten den eigentlichen Sinn der Zusammenkunft, das Lernen, vergessen. Die wichtige Zeit, die jeder Einzelne vor den Klausuren unbedingt braucht, geht damit verloren und man gerät in noch stärkere Bedrängnis, die Klausuren auf den letzten Drücker zu schaffen.
Es stellt sich zum anderen auch die Frage, ob der sowieso schon unter Zeitmangel stehende Student überhaupt Spaß dabei empfindet, sich Lieder anzuhören, in denen es um die verschiedenen Fachgebiete und Lernen geht. Musik hört man in der Regel um abzuschalten, Spaß zu haben und nicht, um zu lernen und sich komplett zu konzentrieren. Dadurch wird einem ein Stück weit der Spaß an der Musik genommen und mit großer Wahrscheinlichkeit empfindet der ein oder andere Studierende das Musik hören dann irgendwann nicht mehr als Spaß, sondern als Zwang, so viel Wissen wie nur möglich aufzunehmen. Mit Erholung ist dann leider sehr wenig und man fühlt sich schnell gestresst und überfordert, weil das Gefühl entsteht, dass das letzte bisschen Spaß, dass man sich selbst während einer Busfahrt zur nächsten Veranstaltung oder auf dem Weg zur Bibliothek gönnt, auch noch verloren geht.
Fazit
Jeder muss daher selbst herausfinden, wie er am besten lernt: ob am Schreibtisch, in der Bibliothek oder eben doch beim Karaoke-Abend mit Freunden. Ob man sein Freizeitvergnügen, das während der Lernphasen ja doch knapp und kostbar ist, mit medizinischen Songs verbinden möchte, sollte jeder Student für sich selbst herausfinden.