Einsamkeit macht krank. Das ist eine medizinische Tatsache. Unklar ist jedoch, ob Menschen, die überwiegend allein sind, sich nur vermehrt krank fühlen oder tatsächlich auch sehr viel kränker sind. Dieser Frage gingen amerikanische Psychologen nun in einem Test auf den Grund.
US-Forscher untersuchten in einer aktuellen Studie 159 unverheiratete Menschen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren. Diese wurden vorab mit dem Rhinovirus Typ 39 infiziert, einem von vielen Erregern des Schnupfens. Direkt nach der erfolgten Ansteckung kamen die Probanden in eine 5-tägige Quarantäne, um eine Infektion mit weiteren Erregern außerhalb des Labors zu vermeiden. Vor Beginn ihrer Studie befragten die Wissenschaftler die Teilnehmer mittels etablierter Fragebögen (Social-Network-Index, Short Loneliness Scale) nach deren jeweiligem Befinden in Bezug auf Einsamkeit. Die Reaktionen der Probanden ließen sich anschließend in drei Kategorien einteilen: a) selten einsam, b) einsam und c) überwiegend einsam.
Interessant war im Ergebnis, dass weder die objektiv ermittelte noch die subjektiv empfundene Einsamkeit den Ansteckungserfolg für das Rhinovirus Typ 39 erhöhte. Allerdings steigerte das Gefühl starker Einsamkeit die Symptome des Schnupfens deutlich. Nachweisen ließ sich dieser Zusammenhang ausschließlich für die subjektiv empfundene Einsamkeit. Menschen, welche wenig soziale Kontakte pflegten, aber nicht wirklich darunter litten, berichteten seltener von Problemen mit der Erkältung. Das zeigt, dass eine objektiv beobachtete soziale Isolation längst noch nicht zu einem stärkeren Krankheitsgefühl führen muss. Entscheidend ist der Studie zufolge, ob die soziale Einsamkeit subjektiv auch als solche erlebt wird – der Betroffene sich demnach wirklich einsam fühlt. Inwieweit diese Ergebnisse auch auf andere Erkrankungen angewendet werden können, bleibt unklar. Aus epidemiologischen Studien geht indes hervor, dass einsame Menschen ein höheres allgemeines Erkrankungsrisiko haben. Darüber hinaus führte Einsamkeit in einer Metaanalyse zu einem um 26 Prozent größeren Sterblichkeitsrisiko.
Einsamkeit allein ist noch kein ausreichender Faktor dafür, sich mit bestimmten Erregern, wie z. B. Schnupfenviren, anzustecken. Dahingegen führt jedoch eine individuell empfundene Einsamkeit zu einer stärkeren Symptomatik bei Erkältungserkrankungen. Wenn auch der Einfluss der Einsamkeit auf andere Krankheiten noch nicht gut untersucht ist, beeinflusst dieser Zustand sehr wahrscheinlich auch maßgeblich die Therapieerfolge. Daher sollte zukünftig die Psyche – hier vor allem eine spürbare Einsamkeit – schon bei der Anamnese und Diagnosestellung berücksichtigt werden.
Loneliness Predicts Self-Reported Cold Symptoms After a Viral Challenge. LeRoy AS et al., Health Psychology 2017; 36(5): 512–520 Loneliness and social isolation as risk factors for mortality: a meta-analytic review. Holt-Lunstad J et al., Perspect Psychol Sci 2015; 10(2): 227-37