Schon länger wird über das Thema spekuliert: Das Staatsexamen könnte im Laufe der Jahre abgeschafft und wie das Diplom durch den Bachelor und Master ersetzt werden. Den ersten Studiengang dieser Art möchte die Uni Oldenburg anbieten.
Das Konzept für die neue European Medical School und somit für die Ausbildung im Bachelor/Master-System an der Universität Oldenburg steht. Im Moment wird noch darüber entschieden, ob tatsächlich an der Universität eine medizinische Fakultät gegründet wird und ob pro Jahr jeweils 40 Studierende im Bachelor- und Masterstudiengang Humanmedizin ausgebildet werden.
Das Konzept soll auf drei Säulen beruhen, zum einen der Bildung einer Medizinischen Fakultät an der Universität Oldenburg, zum anderen der Gründung der European Medical School Oldenburg und des Weiteren dem Zusammenschluss der drei Oldenburger Kliniken zum Universitätsklinikum Oldenburg.
Internationale Vergleichbarkeit
Dreh- und Angelpunkt ist natürlich die Einrichtung des neuen Humanmedizin-Studienganges, dessen Kernstück ein europäisches Verbundprojekt mit der niederländischen Universität Groningen ist. Weitgehend orientiert sich das dreijährige Studium bis zum Bachelor of Science in Humanmedizin an dem Studiengang der Universität Groningen. Studierende können nach diesem Abschluss in Unternehmen, Krankenkassen, Verbänden und anderen Instituten des Gesundheitswesens arbeiten, jedoch nicht in ärztlicher Tätigkeit oder arztähnlicher Tätigkeit.
Möglich ist dies erst nach drei weiteren Jahren mit dem Abschluss des Masterstudienganges Humanmedizin. Mit dem Master erlangen die Absolventen neben dem Mastertitel auch zusätzlich den niederländischen Master in Geneeskunde. Dies bedeutet für den Studierenden, dass über diese beiden Mastertitel letztendlich auch die ärztliche Approbation für eine spätere ärztliche Tätigkeit in Deutschland erteilt wird.
Vorteile
Solch ein Modell des Humanmedizinstudienganges hat natürlich seine Vorteile. Zum einen entstehen zuerst einmal neue Studienplätze, welche im Moment dringend benötigt werden, da immer mehr Bewerber sich für Medizin immatrikulieren wollen, die Universitäten sich vor Studenten kaum retten können und von Jahr zu Jahr immer mehr Interessenten hinzu kommen. Außerdem hat man nach dem Bachelorabschluss eine reelle Chance auf einen Beruf, was ja im Moment mit dem ersten Staatsexamen nicht möglich ist. Dadurch ist man derzeit gezwungen, weiter zu studieren um überhaupt arbeiten zu können. Außerdem bietet dieses Modell die Möglichkeit, im Ausland eine greifbarere Chance auf einen Job zu bekommen und sich eventuell auch in Ländern außerhalb Europas zu qualifizieren. Um zum Beispiel in den USA arbeiten zu können, muss der Studierende im Moment noch die beiden Staatsexamen in Form von Step 1 und Step 2 nachholen und dies würde mit dem Master entfallen, da es sich dabei um einen gleichwertigen und im Ausland anerkannten Abschluss handelt.
Nachteile
Nachteile zieht dieses Modell natürlich auch mit sich. Das Staatsexamen hat immerhin einen sehr guten Ruf und dieser würde mit diesem Bachelor/Master-System zerstört werden. Viele Kliniken im Ausland wissen die Qualität des Staatsexamens zu schätzen und obwohl sich das neue Bachelor/Master-System nach der ärztlichen Approbationsordnung richtet, ist es eine Umstellung für die Arbeitgeber im In- und Ausland. Man muss als Studierender des Bachelor/Master-Systems vielleicht die Befürchtung haben, dass man sich gegen Bewerber mit dem Abschluss Staatsexamen nicht durchsetzen kann, weil die meisten Arbeitgeber mit dem Staatsexamen und dessen Qualität bestens vertraut sind und vielleicht den neuen Abschluss nicht als gleichwertig ansehen.
Auch die Einteilung in Bachelor und Master wirft einiges an Unverständnis auf. Man könnte es als sinnlos erachten, überhaupt einen Bachelor in Humanmedizin anzubieten, denn die Studierenden der Humanmedizin haben doch genau diesen Studiengang gewählt, um hinterher ärztlich tätig zu sein und nicht um nach der Halbzeit mit dem Abschluss Bachelor aufzuhören und in Unternehmen oder Krankenkassen zu arbeiten. Ein Beenden des Studiums nach dem Bachelor könnte außerdem den Eindruck erwecken, dass man unzufrieden mit der Studienwahl war oder das Studium nicht geschafft hat.
Fazit
Im Moment entsteht durch die verschiedenen Arten von Humanmedizinstudiengängen generell eine große Verwirrung, denn manche Universitäten bieten den bekannten Studiengang an, andere Universitäten nur noch den Modellstudiengang und jetzt soll das Bachelor/Master-System eingeführt werden. Als Studierender oder Studienanfänger ist das natürlich eine ungünstige Situation, da man ja den bestmöglichsten Abschluss machen möchte. Man muss daher abwägen, was im Endeffekt für den späteren Werdegang besser ist und womit man nach dem Studium im Berufsleben mehr Chancen hat. Für Studienanfänger wird diese Entscheidung sehr schwer sein, als Student muss man hingegen wohl einfach das Beste aus der Form des eigenen Studiengangs machen. Welches System das Beste ist, wird sich wohl erst in mehreren Jahren zeigen.
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Sebastian schrieb:
Meiner Meinung nach ist die Idee das Medizinstudium auf Bachelor und Master umzustellen schwachsinning. Abgesehen davon, dass in den vielen Jahren in denen es Bachelor/Master in anderen Studiengängen schon gibt, die Umstellung immer noch nicht 100%tig umgesetzt wurde, wird in vielen Studiengängen auch schon darüber nachgedacht das wieder rückgängig zu machen.mehr lesen
Timothée schrieb:
Ich selber studiere Medizin nach dem Bachelor-Master System in Belgien, und ich befürworte es. Ich finde es lächerlich wie sich das deutsche Bildungssystem an der Umstellung "aufhängt".mehr lesen
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