Die Menschen werden dank der heutigen medizinischen Möglichkeiten immer älter. Entsprechend gibt es aber auch immer mehr ältere Menschen mit sich überschneidenden Krankheiten. Die Geriatrie ist deshalb ein Fachgebiet der Zukunft, das jungen Ärzten eine interdisziplinäre Karriere ermöglicht.
Die Geriatrie ist ein Fachgebiet, welches immer wichtiger für die Zukunft wird. Durch die fortschrittliche medizinische Versorgung wird älteren Menschen ein immer besseres und beschwerdefreies Leben im hohen Alter ermöglicht. Dadurch nimmt auch der Anteil an älteren Menschen in der Bevölkerung zu und diese möchten natürlich auch optimal versorgt werden. Der Geriater hat somit die Pflicht, einem älteren Menschen zu einem besseren Leben zu verhelfen. Dabei ist der Geriater hauptsächlich gefordert, wenn Multimorbidität vorliegt, die den einzelnen Arzt der jeweiligen medizinischen Fächer aufgrund vielfältiger Verflechtungen überfordern kann. Die Geriatrie ist somit eine fächerübergreifende Disziplin und perfekt für junge Mediziner, die sich auf eine vielseitige Aufgabe einlassen möchten.
Im Alter ist oft die Behandlung mehrerer gleichzeitig bestehender Erkrankungen erforderlich, die für die betroffenen Patienten zum Teil dramatische Einschränkungen ihrer Selbstständigkeit mit sich bringen. Dies kann unter Umständen bis hin zur Aufnahme in ein Alten– oder Pflegeheim führen. Bricht sich ein junger Mensch ein Bein, kann sich der behandelnde Arzt auf den Beinbruch konzentrieren. Wenn sich ein älterer Mensch ein Bein bricht, sind jedoch oft zusätzlich Kreislauferkrankungen gegeben, bestehend aus Stoffwechselstörungen oder es sind Gelenkschäden vorhanden, die ihm Rahmen der Behandlung des eigentlichen Beinbruchs mit beachtet und häufig mit behandelt werden müssen. Zudem muss der behandelnde Arzt hinterfragen, warum der Patient sich das Bein gebrochen hat: handelt es sich hier um einen normalen Beinbruch oder steck vielleicht eine Erkrankung dahinter, die die Knochen schwächt? Die Abklärung der Ursachen für die akute Erkrankung nimmt daher ebenfalls einen breiten Raum innerhalb der geriatrischen Behandlung ein.
Ärzte, welche gerade ihre Facharztausbildung zum Internisten, Neurologen oder auch Psychiater beendet haben oder sich noch zusätzlich weiterbilden möchten, können sich dafür entscheiden, gezielt älteren Menschen zu helfen. Die Bezeichnung Geriater erwirbt man, indem man für anderthalb Jahre an einer weiterbildenden Klinik arbeitet. Dadurch erlernt der angehende Geriater, dass man Krankheiten immer hinterfragen muss, sich individuell um einen Patienten kümmern muss und dass hinter der eventuellen Ursache einer Krankheit vielleicht noch viel mehr stecken könnte. Ebenso lernt er, dass eine Krankheit nur durch eine Ursache entstanden sein könnte, sondern mehrere, sich überschneidende Ursachen das Problem des Patienten sein könnten. In Deutschland kann man bis den "Facharzt für Geriatrie" nur als Zusatzbezeichnung erwerben, lediglich im Ausland ist eine intensivere Weiterbildung bis hin zum Facharzt möglich.
Die Geriater haben durch die Vielseitigkeit der Erkrankungen ihrer Patienten ein großes Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten. Um die Behandlung individuell auf den jeweiligen Patienten abzustimmen und ihm gezielt helfen zu können, durchlaufen ihre Patienten sogenannte Assessments. Dies bedeutet, dass der Geriater alle möglichen Informationen über den Patienten zusammentragen muss, um eine umfangreiche Behandlung garantieren zu können. Diese Informationen bekommt man in Form eines standardisierten Fragebogens. In diesem Fragebogen wird nach Leistungseinbußen, Beschwerden im Bereich des Sehens und des Hörens, der Beweglichkeit der Extremitäten, Harn- und Stuhlinkontinenz, Ernährung, kognitive Leistungsfähigkeit, emotionales Befinden, soziale Unterstützung und nach verschiedenen Aktivitäten geforscht. Das eigentliche Assessment besteht aus der Bestimmung eines Barthel-Index, Gedächtnistest nach Folstein, Depressionstest Yesavage, einem Sozialfragebogen und einem Mobilitätstest nach Tinetti, dem Up and Go-Test, Uhren-Zeichen-Test und der Messung der Handkraft. Aus diesen Informationen erstellt man letztendlich die bestmögliche Behandlung für den Patienten. Der Arzt ist daher verpflichtet, sich individuell und intensiv mit jedem einzelnen Patienten zu beschäftigen.
Ziel der geriatrischen Behandlung ist letztendlich somit Vorbeugung, Erkennung, Behandlung und Rehabilitation von Erkrankungen im biologisch fortgeschrittenen Lebensalter, die in besonderem Maße zu dauernden Behinderungen, Pflegebedürftigkeit und dem Verlust der Selbstständigkeit führen können oder bereits geführt werden.
Neben den rein medizinischen Aspekten findet innerhalb der geriatrischen Behandlung zumeist auch die soziale Situation des Patienten Beachtung, was man meist bei der Behandlungen jüngerer Patienten außer Acht lässt. Die soziale Situation des Patienten ist insbesondere für die Frage wichtig, wie dem Patienten und seinen Angehörigen gezielt Hilfe für die Zeit nach dem Aufenthalt in der geriatrischen Einrichtung an die Hand gegeben werden können. Es werden auch Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt, der Kontakt zu ambulanten Pflegediensten hergestellt und bei Bedarf sichergestellt, dass ein qualifiziertes Pflegeheim zur Verfügung steht. Der Arzt ist somit nicht nur behandelnder Arzt, welcher für den Patienten während seines stationären Aufenthalts da ist oder lediglich im Behandlungszimmer ein Gespräch mit ihm führt, sondern kümmert sich auch gezielt um die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt um die Situation des Patienten oder sorgt dafür, dass der Patient nach der Behandlung in der Praxis optimal versorgt ist.
Fazit
Kaum ein Fachgebiet ist so vielseitig und fächerübergreifend wie die Geriatrie. Nicht nur körperliche Beschwerden können bei alten Menschen zusammenspielen, auch seelische Beschwerden fließen sehr stark ein und müssen erkannt und behandelt werden. Geriatrie ist in dem Sinne auch ein gefragtes und wichtiges Fachgebiet, da heutzutage immer mehr ältere Menschen Hilfe und eine sehr gute Behandlung brauchen, um die bestehenden Beschwerden zu lindern. In diesem Fachbereich ist der Arzt somit multifunktionell tätig und nicht nur für die Patienten während der Behandlung zuständig, sondern auch während der Zeit danach bis hin zum kompletten Krankheitsverlauf.
Wer sich nicht mit nur einem Fachgebiet zufrieden geben möchte und einen engen Kontakt mit den Patienten schätzt, sollte über eine Karriere in der Geriatrie nachdenken.