Für viele Medizinstudenten stellt der OP das Ziel ihrer Ausbildung dar: als Chirurgen möchten sie Patienten möglichst effektiv und ohne Folgebeschwerden heilen. Wir stellen Euch eine Methode der minimal-invasiven Chirurgie vor, mit der einige von Euch in Zukunft vielleicht operieren werden.
Der Fortschritt in der minimal-invasiven Chirurgie hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Die Chirurgen sind ihrem Traum mit möglichst gar keinem Einschnitt ein möglichst großes Organ zu entfernen mittlerweile relativ nahe gekommen. Die SILS-Technologie hat sie diesem Ziel ein deutliches Stück näher gebracht.
SILS, das ist das derzeitige Trend-Wort unter den Chirurgen. Bei SILS handelt es sich eigentlich um eine Trademark der Firma Covidien, die dieses System entwickelte und im April vergangenen Jahres auf den Markt gebracht hat. Der klingende Titel steht für "Single Incision Laparascopic Surgery" und der Name ist dabei Programm: Im Gegensatz zu herkömmlichen laparoskopischen Techniken wird bei dieser Methode nämlich ein einziger anstatt zwei oder drei sogenannter Ports (Zugangswege) verwendet. Dieser enthält Optik- und Arbeitskanäle in einem.
Anwendung
Nach nur einem minimal-kleinen Einschnitt von maximal 2 Zentimetern in den Bauchnabel wird durch die Linea alba hindurch der spezielle SILS-Port in das Abdomen eingeführt. Bei diesem Port handelt es sich um einen elastischen Gummischlauch mit drei Öffnungen. Durch diese können in weiterer Folge die Trokare (Arbeitskanäle) eingeführt werden. Durch diese werden anschließend die Optik sowie die zwei Arbeitsgeräte durchgeführt.
Da der winzige Einschnitt direkt im Umbilicus liegt, ist postoperativ keine Narbe sichtbar. Aus Patientensicht liegt vor allem in dem nahezu perfekten kosmetischen Ergebnis der große Vorteil des Systems. Danach werden (oftmals zu unrecht) auch die Operateure beurteilt. Aus der Sicht des Chirurgen stehen weniger intraoperativer Blutverlust, weniger postoperativer Schmerz, schnellere Erholungszeiten und weniger Komplikationen im Vergleich zu bis dato durchgeführten Methoden im Vordergrund.
Rechtfertigt der Nutzen die Kosten?
Als einer der Hauptkritikpunkte an SILS ist anzuführen, dass durch herkömmliche laparoskopische Techniken bei deutlich geringeren Kosten ebenfalls relativ gute kosmetische Ergebnisse erzielt werden können. Bei den SILS Ports handelt es sich (derzeit noch) um relativ teure Einmal-Systeme. Zudem müssen sich Chirurgen erst mit der neuen Technik vertraut machen. In Studien konnte belegt werden, dass ein Chirurg zu Beginn der Anwendung von SILS eine höhere Komplikationsrate und eine deutlich längere Operationszeit aufweist. Letztere schlägt sich natürlich wiederum negativ auf die Kosten nieder. Nach einer Lernkurve kann die SILS Technik jedoch bei beiden Parametern mit der konventionellen laparaskopischen Chirurgie mithalten.
In gewisser Weise könnte man natürlich auch die Sinnhaftigkeit des Strebens nach immer kleineren Einschnitten und immer neuen Operationsmethoden hinterfragen, wo die minimalinvasive Chirurgie ohnehin bereits sehr weit entwickelt ist. Könnten die Unmengen an Forschungsgeldern nicht in sinnhaftere Schwerpunkte investiert werden? Fakt ist jedoch auch, dass das äußere Körperbild eines Menschen gerade in unseren Kulturkreisen eine sehr wichtige Rolle spielt, weshalb dem Verlangen des Patienten nach einer möglichst guten postoperativen Kosmetik auch mit Verständnis und Respekt begegnet werden sollte.
Fazit
Die SILS Methode wird im klinischen Alltag immer häufiger verwendet, was sich auch anhand der zunehmenden Anzahl der Eingriffe und der erweiterten Anwendungsgebiete belegen lässt. Wurden zunächst nur Cholezystektomien mittels SILS durchgeführt, hat sich das Spektrum der Indikationen mittlerweile deutlich erweitert. So können mittlerweile auch Hernienoperationen, Colonresektionen sowie Eingriffe am GI-Trakt und am Pankreas durchgeführt werden. In Österreich zum Beispiel besitzen bereits mehr als die Hälfte aller chirurgischen Abteilungen Erfahrungen mit dem SILS System.
In den Händen erfahrener Chirurgen also stellt die SILS Technik eine ernst zu nehmende und zukunftsträchtige Alternative zur herkömmlichen Laparoskopie dar.