Das Hammerexamen ist die letzte große Hürde des Medizinstudiums und nähert sich derzeit wieder mit großen Schritten. Bevor Euch der Lernstress verschlingt, seid gewappnet!
Dass das Medizinstudium schon immer sehr prüfungslastig war und die Anzahl der Sitzscheine an den meisten Unis vermutlich an einer Hand abzählbar sind, ist ja kein großes Geheimnis. Seit Reform der Approbationsordnung 2002 (ÄAppO) und deren definitivem Inkrafttreten 2006 umschleicht die jungen Fast-Mediziner Deutschlands ein weiteres Prüfungsmonster, das diesen nur allzu gerne Steine in den Weg legt: Das Hammerexamen.
Nichtsdestotrotz approbieren jedes Jahr unzählige junge Ärzte deutschlandweit! Da kommt doch die Frage auf: Wie hält man gerade die heiße Phase vor dem Hammerexamen aus?!
1. Vorbereitung ist alles!
Klar, die Zeit zwischen PJ-Ende und Hammerexamen ist gefühlt sehr lang (meist 3 Monate+). Hat man aber erst einmal angefangen intensiv zu lernen, kommt die gleiche Zeit einem schon drastisch kürzer vor; daher der Tipp (den viele fleißige Studenten ja auch schon befolgen): während des PJs mitlernen.
Das soll nicht heißen, dass der Studientag (oder besser: die wöchentlich zustehenden 10 Stunden fürs Eigenstudium) komplett fürs Büffeln draufgehen muss; vielmehr ergibt sich das ein oder andere während der regulären PJ-Arbeit.
Im Innere Tertial liest man sich die aktuellen Richtlinien der Antihypertensiven Therapie sicher gerne durch, damit man während der Rotation in die Notaufnahme nicht völlig ahnungslos vor dem Patienten steht; mit Herzinsuffizienz verhält es sich ähnlich, Notfälle komplettieren das Bild. Der ein oder andere Ober- oder Stationsarzt ist außerdem sicher gewillt, während Visiten mal etwas abzufragen und auch bei Bedarf noch mal zu erklären.
In der Chirurgie verhält es sich ähnlich: Was war doch gleich der Unterschied zwischen Weber-A- und Weber-B-Fraktur? Welche Hüft- und Schulterluxationen sind besonders häufig?! Wenn man so den ein oder anderen Punkt schon mal im Eigenstudium nachliest spart man sich eine Menge Arbeit in der HEX-Vorbereitung. Sicherlich ist hier die Fragestellung meist spezieller und geht über das gängige Grundwissen hinaus aber manchmal sind es ja auch die seltenen Sachen, die einem im Gedächtnis hängen bleiben (einziger Malaria-Fall seit Jahren im PJ-Krankenhaus... und plötzlich weiß man die Antworten auf so ziemlich alle Fragen des im HEX präsentierten Malaria-Falles).
2. Zeit einteilen
Wie schon gesagt die Zeit zwischen PJ-Ende und HEX ist lang - auch wenn sie einem manchmal nicht so erscheint, aber fast vier Monate sind nun mal fast vier Monate. Viele PJler nehmen ihren Urlaub im letzten Tertial, um die Lernzeit zu verlängern; ist das letzte Tertial gerade auch das langweiligste und hat nichts damit zu tun, was man 100%-ig später einmal machen möchte, ist das vielleicht sogar sinnig.
Allen anderen, die ihren Urlaub schon früher genommen haben und bis zum (bitteren) Ende vielleicht als einzig verbliebener Hakenhalter der Chirurgie arbeiten müssen, sei gesagt: die 100 Tage Lernplaner sind gut strukturiert; mit etwas Disziplin ist der Stoff auch in 80 oder 90 Tagen zu schaffen. Also nicht stressen lassen!
3. Lernplaner, Bücher
Es ist mehr als sinnvoll, sich einen groben Zeitplan zu Recht zu legen, nach dem man die einzelnen Fächer – entsprechend ihrer Gewichtung – abarbeitet. Von DocCheck Campus gibt es online beispielsweise einen eigens konfigurierbaren Lernplaner, bei dem man anhand seines Vorwissens gezielt planen kann, wie viel Zeit für welches Fach benötigt wird und wie viel man pro Tag lernen sollte.
Innere, Chirurgie, Pädiatrie, Neurologie sind die "großen" Fächer; die Lernmenge für Innere kann schocken und irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man denkt es geht nicht voran... aber hey: Innere macht nun mal einen Großteil der Fragen aus; dafür sind für Anästhesie/Notfallmedizin längst nicht so umfangreich, die ganzen kleinen Q-Fächer – ach wie wir sie doch lieben – erst recht nicht! Also: Durchhalten!
Welche Sorte von Literatur einem besser liegt – die verschiedenen Verlage werfen hier immer Mehr "Hammer-Werke" auf den Markt – findet man am besten mit einem rechtzeitigen Probelesen in der Buchhandlung des Vertrauens heraus. Unterschiede bestehen hier, im entweder fächer- oder symptomkomplexorientierten Aufbau der Lehrbücher.
4. Ausgewogenes Lernen, fächerzentriert
A, B, C, D, E, ....F?!? Ach, gibt’s ja gar nicht! Irgenwann sieht man vor lauter Kreuzen die Frage nicht mehr. Man sollte darauf achten, dass es ein gutes Verhältnis zwischen Lesen und Kreuzen gibt; beispielsweise morgens ein Thema lesen, Pausen machen; nachmittags dann das Thema vom Vortag kreuzen; abends Kommentare der falschen Fragen lesen; am nächsten morgen die falschen Fragen nochmal lesen. So kann man für sich selbst am besten die Zeit einteilen und bekommt nicht irgendwann eckige Augen vom Kreuzen.
Auch sollte man sich einmal vor Augen führen, was sich mit der neuen ÄAppO inhaltlich so geändert hat: Waren im alten Examen beispielsweise jeweils knapp 80 Fragen Pathologie enthalten, so sind es im neuen HEX im Schnitt nur 8! Kreuzt man also stur alle Examina durch, verzweifelt man irgendwann ob der großen Menge und arbeitet völlig umsonst am eigentlichen Thema vorbei! (ein Blick auf die Hompage des IMPP wirkt hier Wunder). Auch kann man sich kleinere Fächer sehr gut mittels Kurzskripten aneignen.
5. Beste Bedingungen schaffen
Das Handy klingelt; Oma Erna ist dran....wie’s dem Enkel denn geht?! Dann ploppt ein ICQ-Dialog auf; das iPhone vibriert und signalisiert neue Mails... Das alles sollte man möglichst weit aus der Lernzone entfernen; Oma Erna kann abends angerufen werden, Mails dann auch nachgeschaut werden. Möglichst wenig Ablenkung ist angesagt!
Der Eine muss dafür in die Uni-Bibliothek gehen um absolute Ruhe und null Ablenkung zu haben; dem anderen reicht das abgeschottete WG-Zimmer aus, wieder andere ziehen nach Ende des PJ nochmal kurz daheim ein, um sich von den Eltern bekochen zu lassen und hier Zeit und Geld zu sparen. Jeder Student muss für sich selbst entscheiden, wie viel Ruhe er zum Lernen braucht, die meisten haben das wahrscheinlich über die Jahre schon herausgefunden. Zeitlich sollte man etwa 6-8 Stunden pro Tag einplanen; wie viel davon effektive Lernzeit ist, ist sehr individuell.
6. Freunde, Familie, Ablenkung
Bei allem Lernstress die wirklich wichtigen Sachen des Lebens nicht vergessen: Die Mutter kocht liebevoll, die Freundin lenkt vom Lernen ab, gute Kumpel nehmen einen mit ins Kino... etwas Ablenkung darf und muss sogar sein; denn: Lernen ist nicht alles und es gibt auch ein Leben nach dem HEX: das Richtige, Praktische nämlich!
Viel Erfolg allen Examensteilnehmern im Oktober!