In der kürzlich veröffentlichten Liste eines aktuellen Gehaltsreports lässt sich genau nachvollziehen, in welcher Branche man derzeit wie viel verdient. Mit einem durchschnittlichen Bruttojahresgehalt von 103.000 Euro hängen die Chirurgen alle ihre Kollegen ab.
„Piloten verdienen am meisten, Friseure am wenigsten“, berichtet das Statistische Bundesamt (DESTATIS). Flugkapitäne liegen mit 61,02 Euro brutto pro Stunde an der Spitze, gefolgt von Human- und Zahnmedizinern (41,21 Euro). Verwaltungsangestellte (19,70 Euro), Erzieher (16,50 Euro) oder Bürokräfte (15,10 Euro) folgen deutlich abgeschlagen. Die rote Laterne tragen Angestellte in der Gastronomie (9,16 Euro) und im Friseurgewerbe (9,05 Euro).
Im Gehaltsreport 2017 geht Stepstone der Frage nach, was Fach- und Führungskräfte auf ihrem Konto finden. Personalexperten stufen die chemische und pharmazeutische Industrie mit Bruttogehältern von 68.214 Euro beziehungsweise 67.675 Euro als „Top-Branchen“ ein, Tendenz steigend. Dem gegenüber seien Gesundheit und soziale Dienste mit 46.532 Euro tendenziell als „Flop-Branche“ zu bewerten. Diese grobe Zusammenfassung ist nicht ohne Schwächen. © Stepstone Detailbetrachtungen hinsichtlich des Studienabschlusses zeigen, dass Medizin und Zahnmedizin mit 79.538 Euro brutto inklusive variabler Anteile ungeschlagen an erster Stelle zu finden sind. Naturwissenschaften inklusive Pharmazie kommen mit 66.954 Euro erst an siebter Stelle. © Stepstone Nach Berufsgruppen ausgeschlüsselt, festigt sich das Bild. „Ärzte und Juristen können sich über die höchsten Gehälter in Deutschland freuen“, heißt es im Report. Mediziner kommen auf durchschnittlich 82.744 Euro. Dieser Wert wird stark von der Unternehmensgröße beeinflusst (79.434 bis 83.570 Euro). Personalverantwortung führte zu plus 16 Prozent. Frauen (64.490 Euro) kommen auf deutlich niedrigere Werte als Männer (95.167 Euro). © Stepstone Zu den Stars zählen Chirurgen (103.000 Euro brutto im Mittel), Arbeitsmediziner (95.250 Euro), Anästhesiologen (92.063 Euro) und Orthopäden (90.000 Euro). Pflegekräfte erhalten je nach Bereich und Unternehmensgröße durchschnittlich 35.200 Euro. Wie jede Statistik sind diese Zahlen nicht frei von Kritik. Angestellte Ärzte oder Zahnärzte kommen im Geltungsbereich des Tarifvertrags für den Öffentlichen Dienst (TVöD) auf deutlich niedrigere Werte. Das Thema Tarifgehalt ist auch für Apotheken von Bedeutung.
Naturwissenschaftler in Labor und Forschung, dazu gehören Pharmazeuten, finden laut Stepstone auf ihrem Konto durchschnittlich 50.067 bis 63.318 Euro, falls sie in der Industrie arbeiten. Schön und gut, nur sind die meisten Pharmazeuten in öffentlichen Apotheken tätig. Stepstone nennt hier keine Zahlen. Laut Gehaltstarifvertrag kommen Approbierte auf ein Brutto-Monatsgehalt von 3.280 bis 3.987 Euro, das entspricht bei 13 Gehältern 42.640 bis 51.831 Euro. Zumindest in Großstädten erhalten angestellte Apotheker 13 oder mehr Prozent über Tarif, weil damit alle Notdienste pauschal abgegolten sind. PTAs kommen auf monatlich 1.968 bis 2.549 Euro, das sind wieder bei 13 Gehältern 25.584 bis 33.137 Euro. Auch hier sind zumindest in größeren Städten zehn Prozent über Tarif üblich. Zum Unternehmerlohn von Inhabern lässt sich wenig sagen. Anhand aktueller Umsatzverteilungen zeigt sich jedoch, dass mehr und mehr Apotheken unter dem Durchschnitt von 2,22 Millionen Euro liegen. Das bedeutet rein qualitativ, die Zahl wirtschaftlich wenig rentabler Betriebsstätten wächst. © DAV / ABDA
Diese Sorgen plagen Vorstände im Gesundheitsbereich nicht. Anfang März mussten sie satzungsgemäß ihre Gehälter im Bundesanzeiger veröffentlichen. An der Spitze steht KBV-Chef Andreas Gassen mit einer Grundvergütung von 344.260 Euro (2016). Das entspricht einem Plus von 8.000 Euro. Variable Entgeltkomponenten von 60.000 Euro kamen mit hinzu. KBV-Vorstandsmitglieder kamen auf durchschnittlich 331.844 Euro (2015: 324.066 Euro). Bei den gesetzlichen Krankenversicherungen führt Jens Baas die Rangliste an. Er ist Vorstand der Techniker-Krankenkasse, mit 9,8 Millionen Versicherten die mitgliederstärkste GKV in Deutschland. Sein Salär lag bei 315.000 Euro, das sind 9.000 Euro mehr als im Vergleichszeitraum 2015. Barmer-Chef Dr. Christoph Straub kam immerhin auf 280.434 Euro. Das entspricht einem Plus von 8.000 Euro. Einschränkungen gibt es kaum. „Die Krankenkasse darf einem Vorstand nur ein Gehalt in notwendiger Höhe anbieten“, schreiben Aufsichtsbehörden der Sozialversicherungsträger. Notwendig sei ein Gehalt, welches nach den Bedingungen des Marktes angeboten werden müsse, um qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten. Konkrete Zahlen nennt das Bundesversicherungsamt nicht. Experten kamen vor drei Jahren zu dem Ergebnis, dass „mangels gesetzlicher Vorgaben und sachgerechter vom Markt unabhängiger Vergütungsmaßstäbe auch weiterhin die Spannbreite der Vergütungen zu betrachten ist, die die Krankenkassen, K(Z)Ven und MDK für die Vergütungen ihrer Vorstände/Geschäftsführer aufwenden und jährlich im Bundesanzeiger veröffentlichen“.