Bücherwälzen ist bekanntlich ein nichtwegzudenkender Teil des Medizinstudiums. Unsere Autorin schildert aus Erfahrung, welche Bücher aus der schier endlosen Auswahl an Fachliteratur man im Regal und im Kopf haben sollte.
In grün, blau, rot leuchten einem am Semesteranfang die Schinken aus den Regalen entgegen. Der Bücherkauf belastet oft sowohl Hirn als auch Geldbeutel. Um Euch eine kleine Anregung zu geben, möchte ich hiermit meine „Lieblingsbücher“ der vergangenen fünf Jahre vorstellen und hoffe, dem ein oder anderen damit ein bisschen bei der schweren Entscheidung unter die Arme greifen zu können.
Das eigene Buch finden
Zu Anfang möchte ich betonen, dass jeder auf eine andere Art und Weise lernt und studiert. Auf die Effektivität der hier genannten Literatur für den Einzelnen kann daher natürlich kein Anspruch erhoben werben. Dem einen liegt der dicke Schinken besser während der nächste nur mit Kurzlehrbüchern zurecht kommt. Wichtigste Devise also: Bücher vor dem Kauf möglichst immer in der nächsten Fachbuchhandlung beschnuppern! Blättert ein bisschen darin, nehmt Euch Zeit und entscheidet in Ruhe und im Vergleich, welches Buch Euch am meisten anspricht. Und falls Ihr von Euren Professoren Literaturtipps bekommt, nehmt sie an! Sehr oft werden nämlich dann auch Prüfungsfragen am Ende aus der jeweiligen Literatur gestellt.
Viele werden die Erfahrung bereits gemacht haben: Oft ist es auch in finanzieller Hinsicht nicht ganz leicht, sich mit der nötigen Literatur einzudecken. Hier rate ich Euch, mal ans schwarze Brett Eurer Uni zu schauen, bevor Ihr Euch die nagelneue Fassung für viel Geld zulegt. Dort verkaufen nämlich oft Studenten aus höheren Semestern die Bücher, die sie nicht mehr brauchen. An vielen Unis gibt es außerdem zu Anfang des Semesters Bücherflohmärkte, an denen Ihr sowohl Eure alten Schinken loswerden als auch echte Schnäppchen erwerben könnt. In Onlineshops, wie Amazon zum Beispiel, werden ebenfalls immer gebrauchte und dementsprechend günstigere Exemplare angeboten.
Hier noch einige Tipps für zwei verschiedene Lerntypen:
Der wissensdurstige Typ
Wer gar nicht genug Lesestoff kriegen kann, sollte sich neben den Klassikern für jedes Fach auch einmal an Publikationen versuchen, die die aktuellsten Forschungsergebnisse präsentieren. Im Internet lassen sich neue Forschungsergebnisse leicht recherchieren und verfolgen und die Beschäftigung damit kann auch eine schöne Abwechslung sein.
Der Last-Minute-Typ
Für jedes Fach drängen immer mehr Kurzlehrbücher auf den Markt. Nicht alle halten jedoch, was sie versprechen. Oft ist das Wissen derart komprimiert und gleichzeitig gekürzt, dass man ohne Vorkenntnisse kaum etwas daraus behalten kann. Empfehlenswert ist meiner Meinung nach hier die BASICS Reihe vom Elsevier Verlag, die es mittlerweile fast zu jedem Fach gibt. Mit vielen Illustrationen und den wichtigsten Informationen kann man sich damit gut auf mündliche sowie schriftliche Prüfungen vorbereiten.
Jetzt aber zu den konkreten Tipps…
1. Die Vorklinik
Ihr habt es geschafft, der Studienplatz ist in der Tasche – jetzt werden die ersten Bücher geshopt:
Anatomie
Physiologie
Biochemie
Histologie
Radiologie
2. Das Physikum
Nun geht’s ans Eingemachte. Wie lerne ich fürs Physikum – auch hier gilt: so wie es für Dich am besten funktioniert. Für mich war das eine Zusammenfassung aller Fächer, schön übersichtlich und der Fortschritt ist sichtbar. Meine Wahl:
Das Wichtigste ist allerdings das Bearbeiten der Fragen der vergangenen Jahre. Dazu gibt es Hilfsmittel entweder in Papier- oder auch in digitaler Form.
Als Vorbereitung auf die mündliche Prüfung haben mir die "…in Frage und Antwort" Bücher sehr geholfen, die ich mit meinem Mitbewohner durchgegangen bin.3. Die Klinik
Es ist geschafft! Die größte Hürde des Medizinstudiums ist rum – und endlich geht es etwas praktischer zur Sache. Dazu sollte man auch wissen, wie man mit dem Patienten umgeht. Dafür ist ein wenig Literatur zu Anamnese recht hilfreich:
Innere Medizin
Chirurgie
Anästhesiologie/Orthopädie/Notfallmedizin
Urologie
Neurologie/Psychiatrie (hier ist auch das Neuroanatomiebuch aus der Vorklinik gut wieder zu verwenden also noch nicht gleich danach verkaufen!)
HNO/Dermatologie/Gynäkologie/Augenheilkunde
Pädiatrie
Pharmakologie
4. Famulaturen und PJ
In der Klinik stehen ja noch vier Monate Famulatur. Für die Kitteltasche gibt es für viele Bereich die "Pocketcards", die einen guten – wenn auch sehr kurzen – Überblick liefern. Eine etwas ausführlichere Form im Taschenformat stellen die "Spickzettel" vom Elsevier Verlag dar, die auch für fast jedes klinische Fach zu haben sind.
5. Hammerexamen
Über das Hammerexamen kann ich leider selbst noch keine fundierten Auskünfte geben – das kommt noch auf mich zu. Hier aber ein paar Anregungen:
Dass ich einige Fächer hier nicht angeführt habe, liegt daran, dass dafür meiner Ansicht nach die Skripte reichen, die jeweils ausgeteilt oder in den Kursen erarbeitet werden.
Zum Schluss möchte ich vor allem Studienanfängern noch einen Tipp mit auf den Weg geben, der zumindest mir oft die Verzweiflung erspart hat: Es gibt viele verschiedene Lerntypen. Lasst Euch nicht verrückt machen, wenn Euer linker Sitznachbar einen ganzen Wälzer Wort für Wort auswendig lernt, der rechte sich einen Schinken nach dem anderen durchliest und der Kommilitone vor Euch nur seine Mitschriften wiederholt während Ihr Euch auf Kurzlehrbücher und Lernkarten konzentriert oder umgekehrt. Das wichtige ist, dass Ihr Eure eigene Art und Weise und Geschwindigkeit zu lernen findet. Wenn Ihr das einmal raus habt, könnt Ihr es bei jeder Prüfung wieder anwenden. Lasst Euch nicht beeinflussen und steht zu Eurem Lerntyp.
In diesem Sinne wünsche ich allen einen großartigen Semesterstart, gutes Bücheraussuchen und vor allem ein weiter erfolgreiches Medizinstudium!
Eure Stella