Anfang August fand in Montréal die Generalversammlung der internationalen Studentenvereinigung IFMSA statt. Rund 800 Medizinstudenten aus aller Welt trafen sich um Erfahrungen auszutauschen, internationale Projekte zu koordinieren und die Aktivitäten der Organisation abzustimmen.
Eigentlich hätte ich in der Frühbesprechung der Unfallchirurgie sitzen müssen, stattdessen sitze ich Zug zum Frankfurter Flughafen. Anstatt Verbände zu wechseln, nutze ich meine wenigen Fehltermine um nach Kanada zur General Assembly (GA) der International Federation of Medical Students' Associations (IFMSA) zu fliegen. Am Flughafen treffe ich zwei weitere Mitglieder der deutschen Delegation: Susanne aus Aachen als Repräsentantin der Arbeitsgemeinschaft "Sexualität und Prävention" und Carl aus Erlangen für die Arbeitsgemeinschaft "Medizin und Menschenrechte" der Bundesvertung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd).
Die IFMSA ist der Dachverband aller nationalen Zusammenschlüsse von Medizinstudenten und hat ungefähr 100 Mitgliedsorganisationen, die sogenannten National Member Organisations (NMOs). Als Vertretung aller deutscher Medizinstudenten war die bvmd schon als Gründungsmitglied 1952 in Kopenhagen dabei. Seither trifft sich die Organisation zwei Mal im Jahr, jeweils im März und August, irgendwo auf der Welt. Sie ist von der WHO offiziell als NGO anerkannt und wird weltweit als Interessenvertretung der internationalen Medizinstudierendenschaft angesehen. Diese Position kann sie nutzen um aktiv Einfluss auf die Belange unserer Ausbildung, unserer beruflichen Zukunft und global gesundheitlichen Themen zu nehmen. Dadurch bietet sie jedem Medizinstudenten die Möglichkeit sich in vielfältiger Form zu engagieren und unserer Meinung eine Stimme zu geben. Ganz nebenbei bietet sie das weltweit größte rein studentisch organisierte Austauschprogramm und realisiert damit jährlich ca. 11.000 Austausche.
Angekommen in Montréal treffen wir den Rest unserer zwanzigköpfigen deutschen Delegation, bevor es auch schon mit der Eröffnungszeremonie im "Palais des congrès" losgeht. Nach einführenden Worten der amtierenden IFMSA Präsidentin Silva Rukavina, dem Präsidenten der World Medical Association (WMA) und dem Präsidenten der Global Family Docters (WONCA) wird die Versammlung offiziell eröffnet. Eine Woche intensiver Arbeit, wenig Schlaf aber auch einer Menge Spaß steht uns bevor. Arbeitsgruppen ganz unterschiedlicher Bereiche von "Forschungs- und Famulantenaustausch" über "Public Health" bis "Medizinische Ausbildung" treffen sich um Erfahrungen auszutauschen, Synergien zu nutzen und Projekte zu planen. Parallel werden organisatorische Belange des IFMSA diskutiert, an Positionspapieren gearbeitet und Kandidaturen vorgestellt, die jeweils jeden Abend im bis in die frühen Morgenstunden dauernde Plenum abgestimmt werden. Auf dem sogenannten "Project Fair" werden Projekte von Medizinstudenten aus der ganzen Welt vorgestellt, die sich mit ganz vielfältigen Themen wie HIV Prävention, Klimawandel oder medizinischer Friedensarbeit beschäftigen. Das beeindruckendste an der IFMSA ist aber, dass alles, von den Austauschen bis zur Organisation der Treffen, rein von Studenten organisiert ist. Für die Bundeskoordinatoren des Forschungs- und Famulantenaustauschs hat das jährliche Treffen im August noch eine ganz besondere Bedeutung. Hier werden nämlich die Austauschverträge für die nächste Saison verhandelt und gezeichnet, die elementaren Wert für die Arbeit des folgenden Jahres hat.
Neben der vielen Arbeit tagsüber, kommt der Spaß aber auch nicht zu kurz. Obwohl das Plenum oft bis spät in die Nacht geht, finden danach immer noch Parties statt, was eindeutig auf Kosten des Schlafes geht. Denn morgens früh geht die Arbeit weiter. Seinen Höhepunkt nimmt das Ganze in der „National Food and Drinking Party“. Dort bringt jedes Land typische Speisen und Getränke von Zuhause mit - Kulturschock vorprogrammiert.
Für die deutsche Delegation verlief das Treffen wieder einmal sehr erfolgreich. Viele der Positionen der bvmd konnten eingebracht werden, attraktive Austauschverträge wurden geschlossen und das deutsche Austauschprogramm wurde im zweiten Jahr in Folge zum besten der IFMSA gekürt. Ausführliche Berichte sind auf der Website der Bundesvertretung zu finden. Müde, aber glücklich fliegen wir zurück in den deutschen Studentenalltag. Ab Morgen wird wieder Kittel getragen und Blut abgenommen.