Bei jungen Männern mit erektiler Dysfunktion verbergen sich oft psychosexuelle Faktoren hinter der Symptomatik. Ärzte sollten genauer nachfragen. Denn eine Studie zeigt, wie Pornokonsum in Kombination mit häufiger Masturbation das Stehvermögen beeinträchtigt.
In ihrer Studie nahmen die Forscher aus San Diego (USA) junge, männliche Militärangehörige im Alter zwischen 20 und 40 Jahren genauer unter die Lupe. Alle hatten eine urologische Sprechstunde besucht. Die Studienautoren nutzten unter anderem den International Index of Erectile Function (IIEF-15). Sie versuchten aber ebenso neue Fragen zu addressieren, wie z. B. den Pornografiekonsum, sowie Anzeichen für suchtartiges Verhalten („craving behavior“) und Besessenheit („obsessive behavior“). Ein möglicherweise bedeutender, jedoch bisher nur wenig beachteter psychosexueller Faktor ist aus Sicht der Studienautoren der Pornografiekonsum. Gibt es vielleicht sogar einen Zusammenhang zwischen der Menge/Häufigkeit des Pornokonsums und möglichen sexuellen Funktionsstörungen?
Insgesamt nahmen 312 Männer an den Befragungen teil. Die duchschnittlichen Werte aus den fünf IIEF-15-Kategorien lagen bei:
Interessanterweise kamen Männer mit überwiegendem Pornografiekonsum und häufiger Masturbation (3,4 % der Teilnehmer) dabei im IIEF-15 signifikant schlechter weg (p < 0,05), als ihre Kollegen, die Geschlechtsverkehr haben (96,6 % der Teilnehmer). Schwierig bei der Auswertung der Daten war die Tatsache, dass die Gruppe der „Pornogucker“ nicht homogen war. Wie häufig die Filmchen pro Woche gesehen wurden, reichte von weniger als einem Mal (25,9 %), über drei bis fünf Mal (21,3 %) bis zu mehr als elf Mal (4,3 %).
Pornokonsumenten, die zudem häufiger masturbierten, schnitten im IIEF-15-Score deutlich schlechter ab, als ihre im Geschlechtsverkehr aktiven Kollegen. Dennoch fand sich kein offensichtlicher Zusammenhang zwischen den IIEF-15-Werten der Pornokonsumenten und der Frequenz sowie der Dauer des Pornokonsums. „Junge Männer, die Pornos schauen und darüber hinaus die Masturbation dem Geschlechtsverkehr vorziehen, neigen sehr wahrscheinlich eher zu sexuellen Funktionsstörungen“, schreiben die Autoren im Fazit ihrer Studie. Quelle: Survey of sexual function and pornography. Berger J et al., J Urol 2017; 197(4S Supplement): e1349