Dr. Wolfgang Hasselkus, von Haus aus Allgemeinmediziner in Rödental, engagiert sich seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlich für Flüchtlinge in Südostasien und deren medizinische Versorgung. In den DocCheck News berichtet er von seiner Arbeit mit dem Verein Freunde für Asien e.V.
Wie es anfing
Klein und unscheinbar. Bei meiner ersten Reise nach Südostasien vor 30 Jahren wurde ich in ein Flüchtlingslager eingeladen und kam in Kontakt mit Flüchtlingen, ihren Nöten und ihrer Hoffnungslosigkeit. Ich lebte einige Tage bei ihnen und versuchte ihnen zu helfen. In den folgenden Jahren besuchte ich sie trotz großer Schwierigkeiten immer wieder und stellte dabei fest, dass den Armen Freundschaft und Anteilnahme oft mehr bedeuten als Geld und Geschenke. Die Kontakte erweiterten sich in andere sehr abgelegene Grenzgebiete und es entstanden die ersten kleinen Projekte. Durch die Freundschaft zu dem Volk der Karen kam ich in neue, größere Aufgaben hinein und mitten in ein Kriegsgebiet.
Die ersten 15 Jahre waren meine Lehrzeit; das Volk der Karen, die Medizin im Dschungel, Diagnostik ohne Labor und Sono, im Dschungel ohne Angst zu leben usw. Besonderes Augenmerk habe ich in den ersten Jahren auf die Ideen und Initiativen der Einheimischen gerichtet und sie gefördert. Als Freund kann ich ihre Ideen verstehen, zu kleinen Projekten Starthilfe geben und sie im Rahmen meiner Besuche auswerten und verbessern helfen: nicht als Entwicklungshelfer, der anderen sagt, was sie tun sollen, sondern als Freund, der betroffen ist und engagiert mit überlegt, bei ihnen lebt und mit ihnen arbeitet. 1987 wurde der Verein Freunde für Asien e.V. gegründet.
Wie leben die Karen im Kriegsgebiet? Meine Freunde, die Karen, habe ich immer als freundliche und überaus friedliebende Menschen kennen gelernt. Sie lieben Blumen und Musik. Im Krieg aber müssen sie sich wehren und werden trotzdem von den übermächtigen burmesischen Militärs unterdrückt, beraubt, gefoltert, in Konzentrationslagern eingesperrt, vergewaltigt, zu Trägerarbeiten und anderen Zwangsarbeiten gezwungen. Sie jammern und klagen und fliehen um ihr Leben. In den unzugänglichen Gebirgen und Dschungelgebieten versuchen sie zu überleben – ohne Essen und ohne medizinische Versorgung. Ich war viele Male bei ihnen, habe Sprechstunden im Dschungel abgehalten, operiert, bei ihnen gelebt und bin mit ihnen geflohen. Selbst nach vielen Jahren, wenn ich einzelne meiner früheren Patienten wiedertreffe, sind sie noch von rührender Dankbarkeit und kommen viele Kilometer gelaufen, um mich noch einmal wieder zu sehen.
Dschungel-Diagnostik
Im Dschungel zu leben ist großartig. Man kann den Karen nicht helfen ohne den Dschungel zu lieben: keine Elektrizität, nur Kerzenlicht. Die Schlangen flüchten erschrocken, wenn der Mensch durch den Dschungel stapft. Und die Skorpione und riesigen Spinnen und giftigen Riesen-Tausendfüßler und die Moskitos? Man muss morgens Schuhe und Kleidung ausschütten und nachts unter seinem Moskitonetz bleiben. Abends kommen die Karen zusammen und besuchen sich gegenseitig in ihren Hütten. Bei Kerzenlicht wird erzählt und Betelnüsse gekaut und der Saft gezielt durch die Ritzen des Bodens gespuckt. Das ist tiefstes Behagen.
So war es vor 2004. Seitdem hat sich viel ereignet. Hier die Kurzform: Seit 2004 sind wir auch in Burma tätig. Die Projekte dort funktionieren besser denn je zuvor. Mit großem Vertrauen kooperieren alle Kriegsparteien mit mir zusammen. Unsere 12 Kliniken arbeiten mit einfachen Mitteln sehr erfolgreich. Top Priority: Das Wissen der einheimischen Mitarbeiter wird durch Unterricht verbessert. Ein Waisenhaus ist dazu gekommen. Ebenfalls sehr erfolgreich sind die 3-4 Augencamps pro Jahr: jedes Jahr operieren ich Hunderte von Blinden durch grauen Star (Katarakt) und grünen Star (Glaukom) und zusätzlich viele Augenverletzungen. Wir stellen die Augenmedikamente selbst her, machen Brillen, bilden zahnmedizinische Helfer aus, bilden Mitarbeiter in der Reha aus, operieren, operieren. Ein Zahnarzt ist dabei, ein Chirurg, eine Gynäkologin, ein Physiotherapeut, mein alter Freund Jochen und Medizinstudenten. Für die gibt es viel zu lernen.
Jongleure gesucht
Jede Reise bringt neue Herausforderungen. Nie gesehene medizinische Probleme erfordern neues Lernen und viel Mut: Kinderaugenheilkunde, Kinderanästhesie, Koma Patienten, Nierenversagen, Hirnmalaria, Notfallmedizin, Labor, usw. Jede freie Minute wird zum Unterrichten der einheimischen Mitarbeiter eingesetzt. Es ist wie ein Jonglieren mit vielen Bällen. Mancher fällt dabei zu Boden und muss wieder aufgehoben werden. Schon längst ist es zu einer Lebensaufgabe geworden.
Können Sie als Leser mithelfen? Auf jeden Fall. Alle Aktivitäten werden von privaten Spenden finanziert und bisher hat es dank eines treuen Freundeskreises geklappt. Auf der Website erfahren Sie weitere Informationen. Da wir in Burma arbeiten, ist unser Einsatz vertraulich und das Team ist nahezu voll. Leider müssen wir ein kleines Team bleiben. Aber einzelne Fachrichtungen brauchen wir für besondere Einsätze und spezielles Training. Ganz oben stehen dabei ein Anästhesist, ein Apotheker, eine Orthoptistin, ein Optiker, eine OP-Schwester. Die Unkosten muss jeder selbst tragen, erst ab Projekt übernimmt der Verein. Fragen Sie nach. Bitte haben Sie aber auch Verständnis, wenn ich absagen muss.
Herzlichst, Ihr Dr. Wolfgang Hasselkus Helfen auch Sie!
Herr Dr. Hasselkus spendet Zeit und Geduld. DocCheck möchte ihn dabei unterstützen und steuert für seine wichtige Arbeit zwei gefüllte DocCheck Paramedic Notfallrucksäcke aus dem DocCheck Shop bei, die hoffentlich gute Verwendung finden. Auch Sie können Dr. Hasselkus und seinem Team unter die Arme greifen und damit Vieles ermöglichen: Spendenkonto des „Vereins Freunde für Asien e.V.“: Konto Nr. 781 088 Sparkasse Coburg-Lichtenfels (BLZ 783 500 00) Konto Nr. 4 534 034 VR Bank Coburg (BLZ 783 600 00) (bitte Name und Adresse im Feld „Verwendungszweck“ eintragen)