Nahrungsergänzungsmittel haben Hochkonjunktur. Sie versprechen Gesundheit, Schönheit und Wohlbefinden. Doch wirklich sinnvoll ist das Extra an Nährstoffen und Vitaminen nur für wenige Menschen.
Nahrungsergänzungsmittel versprechen heutzutage viel. Sie sollen die Abwehrkräfte stärken, kleine Ernährungssünden ausgleichen, schön machen und dem Menschen in manch anderer Hinsicht zum Glück verhelfen – und daher werden sie gekauft. Doch die Zweifel an der Wirkung solcher Präparate wollen immer noch nicht ganz verstummen. Denn wer sich prinzipiell gesund und ausgewogen ernährt, benötigt solche Mittel in aller Regel nicht. Nur unter bestimmten Lebensumständen kann es sinnvoll sein, bestimmte Präparate dosiert einzunehmen, dies aber auch nur in Absprache mit einem Arzt. Besonders dieser sollte sich daher mit den verschiedenen Präparaten auskennen.
Nahrungsergänzungsmittel enthalten unter anderem Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, natürliche Öle oder Pflanzenextrakte. Obwohl sie ähnlich wie eine Arznei häufig in Tabletten- oder Kapselform angeboten werden, handelt es sich nicht um Arzneimittel, die einer speziellen Zulassung bedürfen, sondern lediglich um Lebensmittel. Daher sind die Nahrungsergänzungsmittel nicht dazu bestimmt, Krankheiten zu heilen oder zu lindern, sondern die normale Ernährung zu ergänzen. Natürliche Körperfunktionen sollen durch sie verstärkt oder angetrieben werden, jedoch nicht in bestimmte Stoffwechselwege eingreifen oder diese gar ganz verhindern.
Prinzipiell ist es wichtig, dass der Arzt zunächst die Ernährungsgewohnheiten des Patienten überprüft, denn einen Ersatz für gesunde Ernährung bieten Nahrungsergänzungsmittel mit Sicherheit nicht. Besteht aber ein Mangel oder liegt eine besondere Lebenssituation vor, kann so ein Präparat sehr nützlich sein. Im Vordergrund stehen hier schwangere Frauen, welche einen erhöhten Folsäure-Bedarf haben und mit ihrem Frauenarzt eine geeignete Dosierung für Folsäure-Präparate bestimmen sollten. Auch ältere Menschen, speziell diejenigen, welche wenig Nahrung zu sich nehmen, könnten mit Ergänzungspräparaten einen möglichen Nährstoffmangel ausgleichen. Das Gleiche gilt aber auch für chronisch Kranke, die etwa wegen einer Magen-Darm-Erkrankung nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden können und mit der Zeit einen Cobalamin-Mangel entwickeln.
Faustregel ist aber: wird ein Mangel festgestellt, sollte man dem Patienten tatsächlich nur das passende Präparat für den jeweiligen Mangel empfehlen. Multipräparate machen auch keinen Sinn, wenn es dem Patienten nur an einem bestimmten Nährstoff fehlt. Die Mittel sollen nicht einfach aus einer Laune heraus genommen werden, sondern nur zur tatsächlichen Unterstützung und zum Ausgleich eines Mangels.
Die Einnahme solcher Nahrungsergänzungsmittel wirkt sich nicht immer positiv auf den Körper des Patienten aus, mitunter können sie sogar schädlich sein. So gibt es Fälle, wonach die zusätzliche Gabe von ß-Carotin bei Rauchern Lungenkrebs begünstigen kann. Auch bei Schwangeren, welche in den ersten Wochen zu viel Vitamin A einnehmen, besteht die Gefahr, dass die Entwicklung des Kindes gestört wird, da Vitamin bei zu hoher Einnahme schädlich wirken kann. Auch von Präparaten mit hoch dosierten antioxidativen Vitaminen A, C und E zum Schutz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird abgeraten.
Jeder Mensch benötigt eine andere Zufuhr von solchen Vitaminen und anderen Spurenelementen und nicht auf jeden trifft die empfohlene Tagesmenge zu. Wer zum Beispiel die empfohlene Menge nicht zu sich nimmt und sich auch gleichzeitig nicht gesund ernährt, hat nicht gleich eine Versorgungslücke. Andererseits ist hier nicht immer mehr Zufuhr an lebenswichtigen Nährstoffen gleich besser. Stattdessen können über den Bedarf zugeführten Mengen dem Körper auf Dauer schaden. Die Zufuhr ist daher sehr individuell und muss durch einen Arzt auf den jeweiligen Patienten abgestimmt werden, um eine ausreichende Balance von gesunder Ernährung und eventueller Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln zu schaffen.
Fazit
Als Arzt sollte man also besonders darauf achten, den Patienten und seine Ernährung genau unter die Lupe zu nehmen, und nur Nahrungsergänzungsmittel zu verordnen, wenn eine Ernährungsumstellung nicht ausreicht.