HIV ist seit vielen Jahren aus den Healthcare-Nachrichten nicht wegzudenken: man warnt, klärt auf, forscht. Nun steigen die Neuinfektionen an HIV und Neuerkrankungen an AIDS wieder an. Wir geben Euch einen kurzen Einblick ins Thema.
Etwa 33,4 Millionen Menschen sind weltweit mit dem HI-Virus infiziert. In Deutschland leben mittlerweile ungefähr 67.000 Menschen mit HIV, davon sind 82 Prozent Männer, während sich das Verhältnis der Infizierten global die Waage hält. Sowohl die Zahl der Neuinfektionen als auch die Anzahl der Neuerkrankung von AIDS bei bereits Infizierten sind in letzter Zeit angestiegen.
AIDS und HIV-Infektion bezeichnen unterschiedliche Zustände. AIDS ist die Abkürzung für den englischen Begriff „Acquired Immuno Deficiency Syndrome“ und HIV steht für „Human Immunodeficiency Virus“. Das HI-Virus wird vor allem durch Blut und Sperma übertragen. Besonders gefährdet für eine HIV-Übertragung sind daher Menschen, die ungeschützten Geschlechtsverkehr haben oder Drogenabhängige, welche untereinander benutzte Spritzen tauschen. Ebenso kann eine bereits infizierte Mutter ihr ungeborenes Kind mit dem Virus infizieren oder durch Organtransplantationen kann der Virus übertragen werden, die Wahrscheinlichkeit ist aber bei diesen beiden Möglichkeiten sehr gering. Mehrere Tage bis ungefähr drei Monate nach der Ansteckung mit HIV kann es zur akuten HIV-Erkrankung kommen. Das Erkrankungsbild ähnelt einem grippalen Infekt. Die Symptome dieser akuten HIV-Erkrankung klingen nach einigen Tagen bis Wochen wieder ab und der Betroffene ist über Jahre oder sogar Jahrzehnte beschwerdefrei. Eine Infektion mit dem HI-Virus kann nach mehreren Jahren in die Immunschwäche AIDS übergehen. AIDS ist eine lebensbedrohliche Krankheit und deshalb sind bestimmte Vorsichtsmaßnahmen, welche eine HIV-Infektion und damit AIDS verhindern, nach wie vor sehr wichtig. Das Virus
Das HI-Virus besitzt als Erbsubstanz Ribonukleinsäure. Man bezeichnet HIV daher als RNA-Virus und zählt es zur Gruppe der Retroviren. Zwei Arten von HIV sind bekannt, HIV-1, welches weltweit vorkommt, und HIV-2, welches hauptsächlich in Afrika zu finden ist. Die beiden Virus-Typen unterscheiden sich in ihrer Erbsubstanz, der RNA. So ist die RNA von HIV-2 dem sogenannten Affen-AIDS-Virus von Grünen Meerkatzen ähnlich, HIV-1 dagegen ähnelt eher dem Virus, welches die Schimpansen befällt. Die Erbsubstanz von HIV ist von einer Eiweißhülle umgeben und die Beschaffenheit dieser Hülle ermöglicht dem Virus, sich an menschliche Immunzellen wie die T-Zellen anzuheften. Die befallenen T-Zellen werden letztlich durch das Virus zerstört, sodass es langfristig zu einer Schwächung des Immunsystems kommt. Dies begünstigt die Entstehung anderer Krankheiten.
Symptome
Eine HIV-Infektion und AIDS verursachen unterschiedliche Symptome. Daran lässt sich unter anderem herausfinden, in welcher Phase der Erkrankung sich der Patient befindet. Bei einer HIV-Infektion trägt der Betroffene das Virus zwar in sich, ist aber bis auf einen grippeähnlichen Zustand kurz nach der Ansteckung in der Regel beschwerdefrei. Wenige Wochen nach der Ansteckung mit HIV können Symptome wie eine Lymphknotenschwellung und Abgeschlagenheit auftreten. Menschen, welche sich mit HIV infiziert haben, zeigen aber sonst keine speziellen Anzeichen, an denen man die Infektion erkennen könnte.
Kommt es zum Ausbruch von AIDS, leidet der Patient an Krankheiten, die ihn aufgrund seiner geschwächten Immunabwehr befallen. Diese Erkrankungen markieren also den Wechsel von einer symptomfreien HIV-Infektion zu AIDS. Im Rahmen der Immunschwächekrankheit AIDS kommt es zu Symptomen wie zum Beispiel starkem Gewichtsverlust und lang andauernden Durchfällen. Typische Anzeichen, welche auf AIDS hindeuten, gibt es jedoch auch nicht. Allerdings können bestimmte und für AIDS typische Krankheiten wie Lungenentzündung oder Darminfektionen auftreten. Therapie
Liegt eine HIV-Infektion vor, zielt die Therapie vorrangig darauf, den Übergang in eine AIDS-Erkrankung so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Behandlung richtet sich dann in erster Linie gegen das HI-Virus selbst. Sogenannte Entry-Inhibitoren hemmen das Eindringen des HI-Virus in die menschliche Zelle und verhindern dabei das Andocken von HIV an die Immunzellen und eventuell die Verschmelzung von Virushülle und Zellmembran. Reverse-Transkriptase-Hemmer blockieren ein spezielles Virusenzym, welches die Erbinformation des Virus, die RNA, in DNA übersetzen kann, die sogenannte Reverse Transkriptase. Ein anderes Virusenzym, die Integrase, baut die übersetzte HIV-DNA in die Erbinformation der Immunzellen ein. Hemmstoffe dieses Enzyms, die sogenannte Integrase-Hemmer, setzen an dieser Stelle ein. Protease-Hemmer stören ein weiteres HIV-Enzym, die HIV-Protease. Ist eine Zelle mit einem HI-Virus infiziert, bildet sie Bausteine aus Eiweiß, aus der neue HI-Viren zusammengesetzt werden können. Die HIV-Protease spielt beim Zusammenbau dieser Proteine eine wichtige Rolle. Hemmstoffe dieses Enzyms sorgen dafür, dass weniger funktionsfähige Viren in den befallenen Zellen entstehen.
Ist es zu einem Ausbruch von AIDS und den typischen Begleiterkrankungen gekommen, muss die Therapie auch die Behandlung dieser Erkrankungen einschließen. AIDS ist zwar nach wie vor unheilbar, die Erkrankung lässt sich aber mit einer Kombinationstherapie gut behandeln. Diese Kombination besteht mindestens aus drei verschiedenen Medikamenten, in der Regel aus mehreren Reverse-Transkriptase-Hemmern, die mit einem Protease-Hemmer kombiniert werden.
Die Prognose einer HIV-Infektion beziehungsweise von AIDS hat sich in den letzten Jahren durch die Entwicklung immer neuer Medikamente erheblich verbessert. Auch wenn es bis heute nicht heilbar ist, so versterben im Vergleich zu früher deutlich weniger Infizierte an den Folgen einer HIV-Infektion und die Patienten erhalten eine viel bessere medizinische Versorgung.