Auch das letzte Jahr war für Arzneimittelversender äußerst erfreulich. Von zweistelligen Wachstumsraten beim Umsatz beziehungsweise Absatz im OTC-Bereich können Präsenzapotheken leider nur träumen. Rx-Präparate bleiben hinter allen Erwartungen zurück.
Im Jahr 2016 setzte sich der Aufwärtstrend von Versandapotheken im OTC-Bereich weiter fort. Zu diesem Ergebnis kommt QuintilesIMS. Das Volumen erhöhte sich nach Wert um 17 Prozent und nach Menge um 13 Prozent. Zum Vergleich: Vorort-Apotheken konnten lediglich zwei Prozent mehr Umsatz für sich verbuchen. Der Absatz ging um einen Prozentpunkt nach unten. Apotheken und Versandhandel erlebten als Gesamtmarkt eine Umsatzsteigerung von gut drei Prozent bei einer Mengenentwicklung von einem Prozent.
Wenig überraschend lagen OTC-Arzneimittel oder sonstige Präparate besonders oft in Versandkisten (Umsatz 77 Prozent, Menge 80 Prozent), dicht gefolgt von Produkten zur Körperpflege inklusive Kosmetik (15 Prozent / 13 Prozent). Bei medizinischem Sachbedarf kam es zum größten Sprung (plus 29 Prozent/plus 24 Prozent), was QuintilesIMS vor allem auf Tests, Testinstrumente, Injektionsbedarf und Produkte für die Inkontinenzversorgung zurückführt. Umsatz und Absatz legten auch bei allen anderen untersuchten Kategorien deutlich zu. „Dies dürfte unter anderem mit der zunehmenden Akzeptanz des Versandhandels in der Gesundheitsversorgung zusammenhängen“, heißt es in einer Meldung.
Dass der Versandhandel Jahr für Jahr Zuwächse verbucht, hat laut QuintilesIMS mehrere Gründe. Dazu gehört in erster Linie die immer breitere Produktpalette inklusive preisgünstiger und hochpreisiger Artikel, je nach Zielgruppe. Kunden schätzen auch unterschiedliche Packungsgrößen. Der Analyse zufolge liefern Versender immer schneller. Hinzu kommt, dass das Internet in den letzten Jahren auch beim Thema Gesundheitsinformation an Bedeutung gewonnen hat. Patienten informieren sich online über Symptome, Diagnostik oder Therapie. Dessen sind sich Hersteller bewusst. Sie sprechen Laien im OTC-Bereich über digitale Kanäle an. Wer mit Suchmaschinen arbeitet, findet ganz oben auf der Trefferliste Links zu Versandapotheken beziehungsweise zu Patientenseiten der Industrie. „Die elektronische Bestellung von Produkten aus der Apotheke hat sich inzwischen als normaler Einkaufsweg etabliert“, resümiert Marlies Spiegel, Expertin für den Bereich Consumer Health bei QuintilesIMS. „Der Verbraucher bestellt Medikamente für den Akutbedarf wie auch zur Vorsorge, nimmt aber auch Angebote aus anderen Produktbereichen wie etwa der Apothekenkosmetik wahr.“
Weitere Analysen befassen sich mit Trends zwischen Oktober 2016 und Januar 2017. Aufgrund der Erkältungswelle kommt es wenig überraschend bei OTCs zu einem deutlichen Schub. Rezeptpflichtige Arzneimittel haben sich aber keineswegs zum Verkaufsschlager entwickelt. Trotz des EuGH-Urteils und der damit verbundenen Möglichkeit für ausländische Versender steigt der Absatz nur geringfügig.