Die Unzufriedenheit mit der aktuellen Gesundheitspolitik eint Apotheker und PTAs. Insbesondere neue Vertriebswege für Arzneimittel werden laut einer kürzlich durchgeführten Studie eher kritisch gesehen.
100 Offizin-Apotheker und 50 PTAs wurden mittels einer Online-Umfrage der DocCheck Market Research gebeten, zur aktuellen Gesundheitspolitik Stellung zu nehmen und ihre Meinung zu einigen Neuerungen zu äußern. Dabei zeichnet sich eine generelle Unzufriedenheit ab, die sich in der Bewertung der aktuellen Bundesregierung mit der Note „ausreichend“ (4-) spiegelt. Die klassische Sonntagsfrage liefert zudem ein Bild, das sich deutlich vom aktuellen Bundestag unterscheidet: Während bei den Apothekern die Union weiter vorn liegt (34%; Grüne: 18%; SPD: 13%; FDP: 13%; Linke 6%), sichern sich die Grünen die Gunst der PTAs (32%), gefolgt von SPD (24%), CDU/CSU (24%), den Linken (6%) und der FDP (4%).
Neue Vertriebswege werden kritisch gesehen
Neuartigen Möglichkeiten des Vertriebs von Präparaten stehen Apotheker und PTAs eher skeptisch gegenüber. So stoßen die so genannten Pickup-Stellen (apothekenexterne Arzneimittelabgabestellen, die man bereits in einigen Drogerien und Tankstellen vorfindet) auf breite Ablehnung und werden von 90% der Apotheker und 80% der PTAs als „sehr schlecht“ bewertet. Auch das Konzept der Video-Apotheken findet bei den Befragten keinen Zuspruch: Die einem Passbildautomaten ähnlichen Boxen werden vereinzelt bereits in Sparkassen getestet und bieten dem Apotheker die Möglichkeit, seine Kunden erst per Video-Übertragung zu beraten und ihnen die Präparate anschließend nach Hause zu liefern. Obwohl diese neue Schnittstelle zwischen Offizin- und Versandapotheke lediglich 32% der PTAs und 78% der Apotheker bekannt ist, bewerten 50% der PTAs und 69% der Apotheker sie als „sehr schlecht“. Dazu passend teilen 90% der PTAs und 94% der Apotheker die Überzeugung, dass sich die Beratung mittels Video-Apotheken nicht durchsetzen wird.
Verstärkte Kontrolle spaltet PTAs und Apotheker
Weniger einig sind sich die Umfrageteilnehmer in ihrem Urteil über eine Neuerung der Apothekenbetriebsordnung. Dieser Änderung zufolge sollen PTAs bei der Abgabe von verschreibungspflichtigen Präparaten künftig stärker von Apothekern kontrolliert werden. PTAs empfinden dies überwiegend als „sehr schlecht“ (72%), die Meinungen reichen von „noch mehr Bürokratie und noch weniger Zeit für qualitative Beratungen“ bis hin zu „Wozu dann der Berufsstand der PTA?“. Viele der befragten PTAs bemängeln, dass ihr Beruf durch diese Gesetzesänderung abgewertet wird und befürchten einen Abbau ihrer Arbeitsplätze. Diese Auffassung teilen einige Apotheker, wenngleich ihr Gesamturteil deutlich milder ausfällt: Während 35% die Änderung als „sehr schlecht“ bewerten, urteilen 11% mit „sehr gut“. Apotheker fürchten vor allem den mit der verstärkten Kontrolle verbundenen Mehraufwand und die daraus resultierenden Kosten, einige bezweifeln gar die Umsetzbarkeit der Neuordnung. Befürworter hingegen loben die Ausweitung des „Vier-Augen-Prinzips“, welche eine Erhöhung der Arzneimittelsicherheit nach sich ziehen sollte.
Die Reform geht zu Lasten der Apotheken
Vor allem in einem Punkt sind PTAs und Apotheker aber einer Meinung: Die großen Verlierer der aktuellen Gesundheitsreform sind die Apotheken (70% der Apotheker und 50% der PTAs sehen dies so). Positiv hingegen sollten sich die aktuellen Gesetzesänderungen ihrer Meinung nach auf Krankenkassen auswirken, wobei hier vor allem die gesetzlichen Krankenkassen zu nennen sind: Die Hälfte der Befragten (PTAs 44%; Apotheker 52%) zählen sie zu den Gewinnern der Reform, wohingegen Kassenpatienten von beiden Berufsgruppen als starke Verlierer angesehen werden (Apotheker 29%; PTAs 52%). Die Pharmaindustrie wird nach Ansicht der Befragten ebenfalls von der Reform profitieren (PTAs 48%; Apotheker 46%).
Die komplette Umfrage mit zahlreichen weiteren Ergebnissen kann kostenfrei über DocCheck bezogen werden. Besuchen Sie dazu die Seite von DocCheck Market Research.