Was man nicht im Kopf hat, hat man im iPhone: Smartphones erobern die Kitteltaschen und helfen im Alltag mit nützlichen Infos, Formeln und Datenbanken weiter. Auch für Studenten gibt es eine Reihe nützlicher Apps, von denen wir Euch hier einige vorstellen.
In den 90er Jahren stellen sich schottische Wissenschaftler die Frage, ob es eine Korrelation zwischen dem Gewicht des mitgeführten Kitteltascheninhaltes und dem Status des Arztes gab. Erstaunliches kam zu Tage: Während der Jungassistenz durchschnittlich knapp zwei Kilo an diagnostischem Gerät und Nachschlagewerken mit sich führte, wog der Kittel des Chefarztes genauso viel wie ein von den schottischen Forschern verwendeter Kontrollkittel – der Chef tritt also mit leeren Taschen und gänzlich "unbewaffnet" ans Krankenbett.
Seitdem Ende der 90er Jahre ein großer Boom der Handheldindustrie einsetzte, dürften sich viele Kitteltaschen erheblich geleert haben, konnte man seinen Palm doch mit spezifisch medizinischen Informationen füttern und diese ständig bei sich tragen.
Im Jahr 2011 haben Smartphones längst die Rolle der altehrwürdigen Palms übernommen. Gerade Apple bietet Studenten und Ärzten mit seinen „Apps for iPhone“ eine Vielzahl von Möglichkeiten, sein Mobiltelefon auf die individuellen Anforderungen anzupassen.
Exemplarisch sollen hier einige praktische Apps vorgestellt werden; die Liste ist keinesfalls allumfassend – bei über 300.000 Apps für das iPhone auch schwierig!
Epilepsie/Antibiotika- Pocketcards
Diese beiden Apps sind kostenlos downzuloaden und entsprechen exakt ihrer gedruckten Variante; so kann man Differenzialtherapien bei Krampfanfällen ebenso nachlesen wie das gängige Antibiotika-Management bei bestimmten Keimen. Fazit: Tolle kostenlose App, gerade Antibiotika hat man ja nicht immer alle auf einmal im Kopf.
Instant ECG
Eine in Englisch gehaltene Anwendung für zur Zeit 79 Cent, die kurze Videos der gängigsten Herzrhythmen abspielt und gleichzeitig über 100 Quiz-Fragen in petto hat. Fazit: Zugreifen! Gutes Preis-Leistungsverhältnis bei hohem Lerneffekt.
MedCalc
Eine Art medizinischer Rechner – ebenfalls von zwei Ärzten programmiert – gibt Auskunft über Parameter, die man im klinischen Alltag oft benötigt ohne dass man selbst lästige Rechenarbeit dafür erledigen muss. Das Repertoire reicht von Body-Mass-Index über anästhesiologische ASA-Klassifikationen bis zur Errechnung des Geburtstermines. Quasi jede medizinische Fachrichtung – sogar die Pflege – hat mit spezifischen Formeln Einzug in diese App erhalten. Für Studenten eignet sich die App unter anderem, da sie zu jeder Formel auch kurze Informationen bietet. Fazit: Absolut praxistauglich Achtung: die App gibt es in einer Gratis-Variante und als Pro-Fassung für knapp 6€; letztere lohnt sich nicht! Sie bietet nur knapp 10 Formeln mehr, man kann manuell gemessene Werte bestimmten Patienten zuweisen und immer wieder abrufen. Das Layout ist im Vergleich zur kostenlosen Version jedoch optimiert.
Medikamente
Diese App von Dr. Benjamin Sattler und Dominik Pich kostet 4,99€ und entspricht im Wesentlichen der altbekannten Roten Liste; hier jedoch in kompakter und elektronischer Form. Erdenklich einfach ist die Suche nach Präparaten sowohl über den Wirkstoff, als auch über den Handeslnamen. Man erhält sämtliche Informationen zum gewählten Medikament, ähnlich einem Beipackzettel bis hin zum Hersteller samt Preis. Praktisch: Für besonders schnellen Zugriff kann man sich eine Favoriten-Liste erstellen Fazit: Sehr empfehlenswerte und ständig nutzbare Gedächtnisstütze für den Praxis-Alltag!
Herold Innere Medizin
Jeder Medizinstudent kennt dieses Standardwerk: viele lieben ihn aufgrund der Vollständigkeit, noch mehr werden ihn sicherlich wegen seines seit Anfang immer gleichen steril nüchternen Layouts hassen... aber er gehört nunmal zum Medizinstudium dazu. Interessant an dieser App: Sie kann sowohl komplett als Pendant zum Druckwerk für knapp 45€ erworben werden; es gibt allerdings auch die Möglichkeit einzelne Kapitel ab 79 Cent zu erwerben. Fazit: Als Nachschlagewerk nett aber aufgrund der Textmasse vielleicht doch benutzerfreundlich in der Druckfassung zu Hause zu lesen. Die Herold-App gibt es auch bei DocCheck Load.
Fazit
Zusammenfassend muss man sagen, dass heutzutage informationstechnisch einfach super viel möglich ist, selbst auf so kleinen Geräten wie dem iPhone. Mit den richtigen Programmen behält man jederzeit den Überblick und hat die passenden Informationen jederzeit zur Hand.
Klar ist es angenehm, wenn man Dank der kleinen Helferlein ein Stück weit entlastet wird – Radiologen in den USA freuen sich sicherlich auch, dass sie bequem Röntgenbilder auf dem iPhone zwischendurch anschauen können; aber auch die beste Technik sollte nicht dazu verleiten, das Denken komplett einzustellen. Von Zuständen wie in den USA, wo Ergebnisse und Verläufe von OPs live getwittert werden sind wir in Deutschland Gott sei Dank noch meilenweit entfernt.