Autoabgase beeinträchtigen in jeder Hinsicht unsere Gesundheit. Jedoch schädigen solche Luftverschmutzungen besonders die DNA bei Kindern und Jugendlichen, wie eine aktuelle Studie zeigt. Die Telomere werden aufgrund der Belastung durch Abgase deutlich kürzer.
Dr. John R. Balmes und Kollegen von der Berkley-Universität in Kalifornien, schlossen insgesamt 14 Kinder mit oder ohne Asthma in ihre Pilotstudie ein. Alle stammten aus Fresno, einer Stadt in Kalifornien (USA), welche wiederholt unter extremem Smog leidet. Die Forscher hatten es besonders auf sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK, abgesehen. Diese sind ein häufiges Umweltgift in den Abgasen von Verbrennungsmotoren, wie sie beispielsweise Autos nutzen. Die Auswahl der Kinder erfolgte nach deren Exposition gegenüber PAK während der vergangenen zwölf Monate vor Studienbeginn. Allen nahmen die Wissenschaftler Blut ab, isolierten daraus die mononukleären Zellen (PBMC) und bestimmten die Telomer-Längen an den Chromosomen der Kinder und Jugendlichen. Das Ergebnis war – gelinde gesagt – eine Überraschung. Abgasluft verkürzt Telomere Zwar war bereits seit Längerem bekannt, dass Autoabgase oxidativen Stress verursachen können, der schließlich Lipide, Proteine und DNA schädigt. Dennoch erstaunte es, dass sich dieser Effekt im Rahmen einer Pilotstudie mit nur 14 Individuen, also einer sehr kleinen Stichprobe, bereits nachweisen ließ. Balmes und Kollegen fanden zudem heraus, dass es einen inversen linearen Zusammenhang zwischen der Menge an PAK in der Luft und der Telomer-Länge geben könnte; je höher nämlich die PAK-Konzentration, desto kürzer schließlich die Telomere. Welche Folgen sich daraus für die Lebenserwartung der Kinder ergibt, bleibt indes vorerst unklar. Interessanterweise waren Kinder, die unter Asthma litten, dauerhaft höheren PAK-Werten ausgesetzt als die Nicht-Asthmatiker. Darüber hinaus zeigten die Asthmatiker vergleichsweise kürzere Telomere als die Kinder ohne Asthma (Telomer-Länge Asthma = 1,13 zu Telomer-Länge Nicht-Asthma = 1,29).
Die Pilotstudie von Balmes und Kollegen deutet darauf hin, dass polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) aus Verbrennungsmotoren eine wichtige Rolle bei den gesundheitlichen Folgen der Abgasbelastung spielen könnten. Allen voran steht hier das Asthma, aber ebenso können DNA-Schäden, wie z. B. Telomer-Verkürzungen, auftreten. Kinder und Jugendliche haben sicher andere Regulationsmechanismen als Erwachsene für die Chromosemenintegrität und reagieren daher empfindlicher auf die Wirkungen der PAK. Denn bei Erwachsenen hat die Telomerkürzung weniger Bedeutung in Bezug auf die Alterung, die ausdifferenzierten Zellen im Körper teilen sich nicht mehr. Möglicherweise lassen sich die Ergebnisse zukünftig nutzen, um bei einem Menschen anhand der Länge seiner Telomere auf eine erhöhte Luftverschmutzung in dessen Lebensumwelt schließen zu können. Die Studie zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, den Schadstoffausstoß aus Verbrennungsmotoren weltweit deutlich und damit spürbar zu verringern. Und eines gilt mit Sicherheit: PAK als Umweltgifte, wie z. B. in der Atemluft, sind nicht nur für Kinder und Jugendliche schädlich. Auch bei Erwachsenen reichern sie sich gern im Körper an und gelten dort als erbgutverändernd, krebserregend und fortpflanzungsgefährdend. Quelle: Traffic-Related Air Pollution and Telomere Length in Children and Adolescents Living in Fresno, CA: A Pilot Study. Lee EY et al., Journal of Occupational and Environmental Medicine 2017; 59(5): 446-452