Viele Kliniken bieten Stipendien für Medizinstudenten an, um ihren Nachwuchs zu sichern. Neben der finanziellen Unterstützung gibt es jedoch auch eine Reihe von Verpflichtungen für den Stipendiaten. Über Vor- und Nachteile der frühen Entscheidung für ein Krankenhaus.
Nach dem Studium entscheiden sich viele junge Ärzte dafür, entweder in einer Klinik in einer größeren Stadt zu arbeiten oder ins Ausland zu gehen. Um den Ärztenachwuchs in ihren Häusern zu sichern, haben einige Kliniken in den ländlicheren Gegenden daher Stipendien eingeführt.
Mittlerweile bieten sehr viele Kliniken verschiedene Arten von Stipendien an. Zum einen ist es möglich, allein aufgrund der Facharztausbildung ein Stipendium zu bekommen. Viele Kliniken bieten zum Beispiel eine Stelle in der Neurologie verbunden mit einem Stipendium an. Der Student wird schon während des Studiums unterstützt, muss sich aber im Gegensatz dazu verpflichten, nach dem Studium in der Klinik als Neurologe zu arbeiten. Die Fachrichtung ist jedoch nicht in allen Fällen festgelegt, viele Studenten können sich die Fachrichtung ihrer Tätigkeit nach dem Studium aussuchen.
Bewerbung
Informationen zu den Stipendien kann man auf den Internetseiten der jeweiligen Kliniken finden (siehe Infokasten). Wenn man einen Wunschort für die zukünftige Beschäftigung gefunden hat, sollte man sich am besten an die Klinik wenden und postalisch eine Bewerbung einschicken. Meist werden pro Semester zwischen drei und fünf Stipendien vergeben. Die Bewerbung sollte unter anderem ein Motivationsschreiben und weitere Unterlagen enthalten, welche von der jeweiligen Klinik bestimmt werden. Danach wird jeder Bewerber, der für das Stipendium in Frage kommt und die Verantwortlichen überzeugt hat, zu einem Auswahlgespräch eingeladen. Hiernach wird entschieden, wer nun das Stipendium bekommt und wer ausscheidet.
Money, money, money
Gehört man zu den auserwählten Studenten, so ist das Prinzip der Zusammenarbeit einfach. Die Medizinstudenten erhalten einen monatlichen Betrag, welcher zwischen 300 und 700 Euro schwanken kann. Dieser Betrag wird in der Regel bis zum regulären Ende des Studiums ausgezahlt, in manchen Fällen sogar ein Semester über der Regelstudienzeit. Als eine Gegenleistung verpflichten sich die Stipendiaten dazu, nach dem Studium bis zu drei Jahre oder länger an dem ausgesuchten Klinikum zu arbeiten und auch dort ihre Facharztausbildung zu absolvieren. Nach dem Studium muss ein gewisser Anteil des Stipendiums wieder zurückgezahlt werden. Bei vielen Kliniken beträgt die Summe um die 300 Euro. Entscheidet sich der Stipendiat jedoch schon vor dem Studienende oder während der Facharztausbildung in der jeweiligen Klinik, doch woanders zu arbeiten, so muss der noch ausstehende Betrag komplett zurückgezahlt werden. Je nach monatlicher Unterstützung kann dieser Rückzahlungsbetrag 10.000 Euro aufwärts betragen.
Einige Kliniken, die Stipendien anbieten
Fluch und Segen
Für die Studenten bringen die Stipendien natürlich viele Vorteile. Wenn man ein Stipendium in einer attraktiven Klinik ergattert, hat man quasi zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: man hat nach dem Studium ohne lästige Bewerbungen schon gleich einen festen Arbeitsplatz und wird während dem Studium finanziell unterstützt, sodass vielleicht auch keine wertvolle Lernzeit für einen Nebenjob draufgeht. Ein weiterer Vorteil ist natürlich auch, dass sich jeder Student schon während des Studiums mit dem späteren Arbeitsplatz vertraut machen kann und auch schon weiß, wo er nach dem Studium arbeitet. Durch Praktika und Famulaturen kann sich jeder Stipendiat auch schon ein Bild von der Klinik, deren Arbeitsweise und dem Personal machen und ebenso schon ein paar Kontakte knüpfen. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass man an vielen Kliniken durch diese Praktika und Famulaturen einen gewissen Betrag quasi abarbeiten kann und dieser auf die Rückzahlungsverpflichtung angerechnet wird.
Von Nachteil ist für manche Studenten definitiv die mehrjährige Bindung an das Klinikum nach dem Studium. Es kann immer passieren, dass man während dem Studium merkt, dass die ausgewählte Klinik doch nicht der Wunscharbeitsplatz ist und man woanders einen besseren Job hätte. Gefällt einem die erste Famulatur in der Klinik schon nicht, ist dies natürlich ein schlechtes Zeichen. Vielleicht stellt der Student jedoch auch im Laufe des Studiums fest, dass das vereinbarte Fachgebiet nicht seine Sache ist oder dass er lieber in der Stadt arbeiten würde. Bevorzugt man es, während der Facharztausbildung mehrere Male die Klinik zu wechseln und immer wieder neue Erfahrungen zu sammeln, ist auch das mit einem Klinikstipendium vorerst nicht möglich. Entscheidet sich der Stipendiat letztendlich gegen die Klinik, muss die Unterstützung wie erwähnt zurückgezahlt werden.
Fazit
Im Endeffekt ist dies mit Sicherheit eine gute Möglichkeit für jeden Studenten, einen Arbeitsplatz plus finanzielle Unterstützung auf einen Schlag an der gewünschten Klinik zu bekommen. Andererseits sollte man sich aber auch gut überlegen, ob man sich so lange an eine Klinik binden oder doch lieber verschiedenen Erfahrungen und Eindrücke an verschiedenen Orten sammeln möchte. Es wird sich in der Zukunft für die Kliniken zeigen, ob dieses Angebot gut und ausgereift genug ist, um die Abwanderung ins Ausland oder das Bevorzugen von größeren Kliniken in einer ansprechenden Stadt zu verhindern und den Nachwuchs auf dem Land dauerhaft zu sichern.