Es fühlt sich an, als würden tausend Ameisen am Knochen entlanglaufen. Bis zu 10% der Erwachsenen leiden am Restless-Legs-Syndrom. Über die Ursachen wird gerätselt, aber es gibt Hoffnung auf neue Medikamente und erleichterten Umgang mit der Krankheit.
Das Restless-Legs-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung, welche durch einen unbändigen und ungehemmten Bewegungsdrang der Beine, etwas seltener der Arme, gekennzeichnet ist. Dieser wird durch unangenehme, oft quälende Missempfindungen hervorgerufen oder zumindest begleitet. Die Beschwerden treten ausschließlich in Ruhesituationen auf, bevorzugt am Abend und nachts.
Unruhe seit 300 Jahren
Das Phänomen der unruhigen Beine wurde schon vor 300 Jahren beschrieben und ist mittlerweile weit verbreitet. Bis zu 10% der Erwachsenen, vor allem Frauen, leiden unter dem Restless-Legs-Syndrom. Damit ist die Erkrankung fast genauso häufig vorbreitet wie Migräne - trotzdem ist sie längst nicht so bekannt. Viele Patienten, die unter den Symptomen der Erkrankung leiden, können ihre Beschwerden nicht so ganz einordnen und zum Teil wissen noch wenige Ärzte über die Erkrankung Bescheid.
Symptome und Verlauf
Das größte Problem aller Restless-Legs-Patienten sind die Schlafstörungen, welche aufgrund des ständigen Kribbelns in den Beinen entstehen können. Diese können im schlimmsten Fall zu Depressionen führen, denn das Kribbeln in den Beinen tritt in den häufigsten Fällen abends oder nachts auf, zu Zeiten, zu denen man eigentlich gerne zur Ruhe kommen möchte. Oft laufen die Patienten stundenlang durch die Wohnung anstatt zu schlafen. Außerdem werden sie durch das Kribbeln nachts häufig wach und können nicht mehr einschlafen. Oder sie haben generell weniger Tiefschlafphasen als Nicht-Betroffene und sind dadurch tagsüber erschöpft.
Die Krankheit beginnt in der Regel schleichend. Anfangs sind die Symptome oftmals so leicht, sodass sie von den Betroffenen nicht ernst genommen werden. Erst im Laufe der Zeit nehmen die Beschwerden mitunter so zu, dass die Lebensqualität stark beeinträchtigt wird. Viele Patienten kommen daher erst zum Arzt, wenn sie die Beschwerden schon seit Jahren haben.
Über die Hintergründe der Erkrankung ist noch sehr wenig bekannt. Aber offenbar ist bei dem Restless-Legs-Syndrom die Informationsübertragung in Gehirn und Rückenmark gestört, weil nicht genügend Dopamin freigesetzt wird. Doch über die eigentliche Ursache, welche eventuell der erste Schritt zur Heilung sein könnte, gibt es noch sehr wenige Informationen. Das Einzige, was noch bekannt ist, ist die Tatsache, dass das Restless-Legs-Syndrom vererbbar ist. Oder dass besonders häufig schwangere Frauen oder Dialysepatienten betroffen sind. Dies könnte eventuell daran liegen, dass gerade bei den Patienten das Spurenelement Eisen fehlt, wobei Eisen wichtig für die körpereigene Dopamin-Herstellung ist. Diese Mangelerscheinung könnte ein weiterer Grund für das Restless-Legs-Syndrom sein. Hormone beziehungsweise eine übermäßige Hormonproduktion zählt man aufgrund der vielen schwangeren Patientinnen auch zu den Ursachen, aber diese Erkenntnis ist noch nicht gefestigt worden. Auch bei Schädigungen der peripheren Nerven, wie zum Beispiel bei Polyneuropathien infolge von Diabetes mellitus, kann das Syndrom gehäuft auftreten.
Prognose
Wer die Krankheit während der Schwangerschaft oder aufgrund anderer Erkrankungen bekommt, ist meistens im Laufe der Zeit wieder beschwerdefrei. Bei Formen von dem Restless-Legs-Syndrom, welche vererbt wurden oder generell eigenständig auftreten, können die Beschwerden mit dem Alter schlimmer werden. Solche Patienten sind definitiv auf Medikamente angewiesen, welche die Beschwerden mindern. In der Regel wird L-Dopa, die Vorstufe von Dopamin verordnet, oder sogenannte Dopamin-Agonisten, welche die Wirkung von Dopamin nachahmen. Bei L-Dopa besteht aber die Gefahr, dass eine sogenannte Augmentation, eine Verschlimmerung der Symptome, entstehen kann. Daher werden nur niedrige Dosen verschrieben. Auch Opiate werden mittlerweile als Medikament verordnet. Alternative Heilmethoden wie zum Beispiel Akupunktur sind ebenso eine wirkungsvolle wie medikamentenfreie Abwechslung, obwohl deren Wirksamkeit noch nicht erwiesen ist.
Die Prognose des Restless Legs Syndroms ist generell individuell unterschiedlich. Zu Beginn der Erkrankung haben viele Betroffene kaum Beschwerden oder sind über Wochen bis Monate ohne Symptome. In den meisten Fällen verschlechtert sich ein Restless-Legs-Syndrom nach und nach und die Krankheit schreitet dabei nur langsam fort. Deshalb brauchen viele Patienten erst im höheren Lebensalter eine Behandlung mit Medikamenten.
Fazit
Das Restless-Legs-Syndrom ist generell sehr selten und findet immer noch wenig Beachtung, da viele Patienten die Symptome zu Beginn nicht sehr ernst nehmen. Daher ist es wichtig, jeden Patienten mit entsprechenden Symptomen sehr genau zu untersuchen, auch wenn die Beschwerden nur am Rande erwähnt werden. Dadurch wird eventuell das Restless-Legs-Syndrom so frühzeitig wie möglich diagnostiziert und der Patienten kann dementsprechend therapiert werden.