In den USA ist eine Penistransplantation gelungen. Es handelt sich um die zweite weltweit. Besonders Opfer von ritueller Verstümmelung, Krebspatienten sowie verletzte Kriegsveteranen könnten zukünftig von dieser Operation profitieren.
Thomas M. (64) verlor aufgrund eines Peniskarzinoms sein Glied. Jetzt wagten Ärzte die erste Transplantation auf amerikanischem Boden. Am Massachusetts General Hospital wurde das Körperteil eines Spenders übertragen. Laut New York Times dauerte der Eingriff 15 Stunden und verlief erfolgreich. Dr. Curtis Cetrulo ist hinsichtlich der Ergebnisse „vorsichtig optimistisch“. Mittlerweile konnte er seinen Patienten nach Hause entlassen.
Ein anderer Patient, er hatte seine Männlichkeit bei einem Autounfall verloren, stehe schon auf der Warteliste, berichtet der Arzt. Cetrulo schätzt, jede OP kostet 50.000 bis 75.000 US-Dollar. Die ersten Eingriffe werden jedoch über Forschungsgelder finanziert. Patienten nach einer Krebstherapie oder einem Verkehrsunfall sind nicht die einzige Zielgruppe an. Von 2001 bis 2013 sind nach Angaben des Department of Defense Trauma Registry 1.367 US-Soldaten bei Kampfeinsätzen im Irak und Afghanistan im Genitalbereich verwundet worden. Fast alle von ihnen seien jünger als 35 Jahre. Häufig kommt es bei Suizidversuchen auch zu Verstümmelungen der Genitalien. Deshalb kann sich Cetrulo vorstellen, nach Abschluss der Studie Ärzte der Armee in seine Technik einzuweisen.
Bereits Ende 2014 war es Ärzten der Universität Stellenbosch in Südafrika gelungen, einen Penis zu transplantieren. „Ich sehe Fälle von partiellen oder totalen Amputationen im Juli und Dezember - die Zeit, in der traditionelle Beschneidungen durchgeführt werden“, so Dr. Amir Zarrabi, Urologe an der Universität Stellenbosch. Verstümmelungen sind in Südafrika aufgrund traditioneller Riten besonders häufig. Experten schätzen, dass pro Jahr bis zu 250 Teil- und Gesamtamputationen wider Willen stattfinden. Jetzt berichtet André van der Merwe von einem weiteren Erfolg. Zusammen mit Kollegen hat er einem heute 40-jährigen Patienten mit ähnlichem Schicksal zu neuer Männlichkeit verholfen. Chirurgen verbanden drei Blutgefäße, um einen ausreichenden Blutfluss zum transplantierten Organ zu gewährleisten. Hinzu kamen zwei dorsale Nerven, um die Empfindung wiederherzustellen. Über die Harnröhre soll er später durch den Penis urinieren. Und ein intakter Schwellkörper wird im besten Fall zu Erektionen führen. Bei der Immunsuppression orientiert sich van der Merwe an Erfahrungen mit Nierentransplantationen. Ganz so einfach war die Sache trotzdem nicht. „Es könnte leichter sein, Organe zu spenden, die Sie nicht sehen können, etwa eine Niere, als eine Hand oder ein Penis“, sagt van der Merwe. Er hatte keine Wahl und transplantierte dem dunkelhäutigen Mann ein hellhäutiges Geschlechtsteil. Nach einigen Monaten ist geplant, dass ein Tattoo-Künstler versucht, farbliche Unterschiede zu minimieren.