Teil 6 der Facharztreihe dreht sich das Fachgebiet der Radiologie. Dr. med. Meier erzählt im Interview, was ihn an seinem Beruf so fasziniert und worauf es in diesem Job ankommt.
Jeder Medizinstudent kennt sie, jeder hat sie: Die Qual der Wahl! Und zwar vor allem die der Facharztrichtung, die man nach dem Studium einschlagen soll.
Um Euch die Entscheidung etwas leichter zu machen, stellen wir Euch in unserer Facharzt-Reihe verschiedene Fachrichtungen vor. Heute bringen wir Licht in das Dunkel des Radiologen-Kämmerleins. Ich habe mit Dr. med. Meier* über seinen Werdegang und den Arbeitsalltag des Radiologen gesprochen und ihn gefragt, was ein Student mitbringen muss, um Radiologe werden zu können. Dr. Meier, beschreiben Sie bitte Ihre derzeitige berufliche Position:
Meier: Zur Zeit bin ich Assistenzarzt im letzten Weiterbildungsjahr und stehe kurz vor meiner Facharztprüfung. Seit etwa einem Jahr arbeite ich in einer radiologischen Gemeinschaftspraxis in der Nähe von Hannover, die sich auf mammographische Untersuchungen spezialisiert hat. Davor habe ich 4 Jahre in der Schweiz in einer Uniklinik und einer Praxis gearbeitet.
Warum und seit wann wollten Sie Radiologe werden?
Meier: Den Entschluss Radiologe zu werden, habe ich schon recht früh im Studium betroffen. Wir hatten damals den Kurs "Radiologische Anatomie" in der Vorklinik und mich hat es da schon fasziniert mit Bildern umzugehen und Diagnosen daran sehen zu können! Dazu kommt, dass ich schon immer ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und optisches Gedächtnis hatte, was mir jetzt bei meiner Arbeit hilft.
Wie sieht der Alltag als Radiologe aus?
Da unser Alltag aufgrund des breiten Spektrums, welches man als Radiologe abdeckt, sehr abwechslungsreich ist, will ich das an einem Beispiel verdeutlichen. Wenn ein Patient zu uns kommt und z.B. ein CT benötigt, beginnt unsere Arbeit damit, dass wir die Untersuchung planen und dazu ein Untersuchungsprotokoll anfertigen, in dem genau steht, was und wie wir es untersuchen wollen. Danach geschehen die Aufklärung des Patienten und die Abnahme seiner Untersuchung am CT. Im Anschluss diktiere ich den Befund, bespreche ihn noch mit einem Facharzt und informiere dann den Patienten über das Ergebnis der Untersuchung.
Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrem Beruf?
Ich finde es äußerst spannend mit detektivischem Gespür auf die Suche nach der Diagnose zu gehen. Man ist als Radiologe immer dann gefragt, wenn es darum geht einen Blick ins Innere des Körpers zu werfen, um Aufschluss über die Erkrankung des Patienten zu erhalten. Dabei geht es dann darum auf verschiedene Weise einen Verdacht diagnostisch abzusichern oder auch zu entkräften.
Das Schöne daran ist, dass man so immer mitten im klinischen Geschehen steht und sehr interdisziplinär arbeitet. Wir haben meist mit einem sehr breiten Spektrum an Patienten und Krankheitsbildern zu tun, sodass man sein Wissen fachumspannend anwenden kann und leisten somit oft einen ganz entscheidenden Beitrag zur Behandlung eines Patienten. Die verschiedenen diagnostischen Methoden wie CT, MRT, Röntgen, Sonographie, Mammographie usw. werden auch immer weiter entwickelt und verbessert. Radiologie hat also definitiv Potential in der Zukunft immer wichtiger zu werden und grade dann kann man als Experte unentbehrlich für andere Fachrichtungen sein. Um Experte zu werden, gibt es unterschiedliche Spezialisierungsmöglichkeiten, wie Neuroradiologie, Kinderradiologie, Nuklearmedizin, Strahlentherapie um nur einige Beispiele zu nennen. All das lässt den Alltag und auch die Karriereplanung nie langweilig werden und jeder findet seinen Bereich, der ihn am meisten fasziniert. Selbst für die Handwerker unter uns, gibt es Teilbereiche, in denen sie glücklich werden. In der interventionellen Radiologie wird der Diagnostiker zum Therapeuten indem er beim Patienten minimal-invasive Eingriffe durchführt. Dazu zählen zum Beispiel das Einsetzen von Gefäßstents, die Versorgung von Aneurysmen oder sogar die Entfernung inoperabler Lebertumoren mit Hilfe von Radiowellen. Wie Sie sehen, ist Radiologie ein faszinierendes und sehr abwechslungsreiches Fach. Und außerdem hat man relativ geregelte Arbeitzeiten. Für mich definitiv ein großer Pluspunkt. Aber es gibt doch sicher auch etwas, was Ihnen weniger gut gefällt.
Ja, das ist sicherlich, dass meine Arbeit überwiegend im Dunkeln stattfindet. Die Geräte werden zwar immer besser und damit die Auflösung der Bilder, aber das menschliche Auge arbeitet leider doch am besten, wenn der Raum abgedunkelt ist. Aber immerhin sind die Zeiten vorbei in denen man in vollständiger Dunkelheit arbeiten musste.
Auf wie viele Stunden Arbeitszeit kommen Sie in etwa pro Woche?
In der Praxis komme ich derzeit auf 40-45 Stunden pro Woche, habe aber die Wochenenden frei und auch keinen Notdienst. Das sind natürlich sehr angenehme Arbeitzeiten, aber das ist eben auch nur in der Praxis möglich nach meiner Erfahrung. In der Universitätklinik hatte ich hingegen meist 50-60 Stunden pro Woche und circa 4 Dienste pro Monat.
Wie gut ist der Beruf des Radiologen mit einer Familie vereinbar?
Sehr gut, vor allem durch die geregelten Arbeitszeiten und der Möglichkeit der Teilzeitbeschäftigung als Facharzt. Außerdem ist auch die Teleradiologie immer mehr im Kommen. Dabei macht man die Befundung vom PC zuhause, sodass mehr Zeit für die Familie bleibt.
Was sollte man Ihrer Meinung nach für Eigenschaften haben, um ein guter Radiologe zu werden?
Meiner Meinung nach braucht man Freude an detektivischer Spurensuche und dem Umgang mit den Bildern am PC. Ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen ist sicherlich auch hilfreich. Des Weiteren sollte man gerne mit anderen Fachabteilungen zusammenarbeiten und dazu eine gute Kommunikationsfähigkeit besitzen. Mit den Patienten hat man allerdings weniger zu tun, als in anderen Fachbereichen. Man sollte für sich klären, ob man das will oder eben nicht.
Wenn Sie jetzt die Wahl hätten, würden Sie dann wieder Radiologe werden wollen?
Ja, jederzeit! Ich habe meine Wahl nie bereut und würde sie jederzeit wieder genauso treffen.