Kardiologen fordern, Patienten flächendeckend auf Vorhofflimmern zu untersuchen. Dies könnte zahlreiche Schlaganfälle vermeiden. Auch Apotheken spielen dabei eine wichtige Rolle. Ein Modellprojekt zeigt auf, dass Messungen in Apotheken vor Ort durchaus möglich sind.
Schlaganfälle gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Die World Heart Federation gibt als Gesamtzahl 15 Millionen Insulte pro Jahr an. Von allen Patienten sterben etwa sechs Millionen. Weitere fünf Millionen tragen schwere Schäden davon. Rund 80 bis 85 Prozent aller Fälle lassen sich auf eine mangelhafte Durchblutung zurückführen. Daran sind Blutgerinnsel schuld, die Gefäße verstopfen.
Vorhofflimmern ist für ein Drittel aller Schlaganfälle verantwortlich. Doch die Patienten bemerken oft nicht die Gefahr. In jedem zehnten Fall fehlen warnende Symptome. Somit haben Ärzte und Apotheker auch keine Chance, Antikoagulanzien zu verabreichen. „Durch Vorhofflimmern verursachte Schlaganfälle sind ausgedehnter und schwerer und fordern mehr Todesopfer als andere Schlaganfälle“, weiß Professor Renate Schnabel vom Universitären Herzzentrum Hamburg und vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). „Ein Screening kann gefährdete Personen davor schützen, überhaupt einen solchen zu erleiden.“ Laut DZHK sei es per Screening in Studien gelungen, bei ein bis drei Prozent aller 65- bis 75-Jährigen ein zuvor unerkanntes Vorhofflimmern nachzuweisen. Deshalb rufen Health Professionals in einem White Paper Regierungen weltweit dazu auf, entsprechende Programme für Bürger ab 65 Jahren anzubieten. Um die Zielgruppe niedrigschwellig zu erreichen, spielen nicht nur Arztpraxen, sondern auch Apotheken eine große Rolle. Wie das funktioniert, zeigt ein regionales Modellprojekt.
Im Januar und Februar nahmen mehrere Apotheken aus der Aachener Gegend an einem Modellprojekt teil. Sie boten Kunden ab 65 Jahren an, die Regelmäßigkeit ihres Herzschlages mit einem EKG-Stab zu prüfen. Diagnosen werden nicht gestellt. Das innovative Tool misst lediglich Anomalien und warnt über eine rote Leuchtdiode. Gibt es Hinweise auf Vorhofflimmern, führt der nächste Weg zum Kardiologen. Daten können zuvor auch per Computer exportiert werden. Bei der Studie selbst sind Verlaufsbeobachtungen über zwölf Monate hinweg geplant. Ergebnisse sollten im nächsten Jahr vorliegen. Dann gibt es vielleicht weitere Argumente, um Präventionsleistungen flächendeckend anzubieten.