In den meisten Branchen längst Usus, setzen sich Websites auch für Apotheken immer stärker durch. Kollegen brauchen dafür aber keinen html-Hexenzauber, sondern vielmehr gesunden Menschenverstand. Dann leistet die eigene Homepage schnell einen Beitrag zur Kundenbindung.
Die ideale Aufgabe für das ganze Apothekenteam: Von PKA über PTA bis hin zu Apothekern können alle an der Konzeption und am Aufbau der neuen Website mitwirken. Verschiedene Kompetenzen ergänzen sich dabei ideal und schweißen das Team zusammen. Doch keine falsche Bescheidenheit: Der Erfolg mit der eigenen Webpräsenz wird sich einstellen, vorausgesetzt, Kollegen machen vorab ein paar wichtige Überlegungen.
Inhalt zählt
Pharmazeutische Internetangebote gibt es heute wie Sand am Meer, auch für Laien. Je weiter die technischen Finessen aber voran schreiten, desto klarer wird eine Sache: Gute Inhalte trennen die Spreu vom Weizen. Deshalb zuerst eine Kernfrage: Welche Zielsetzung soll der Internetauftritt verfolgen? Lediglich die Apotheke und das Team regional vorstellen? Oder Aktionen crossmedial, sprich über verschiedene Kommunikationskanäle, begleiten? Und vielleicht später sogar als Online-Apotheke fungieren? Wichtig ist auch der Blick aus Nutzersicht – wie lässt sich die Zielgruppe beschreiben? Alter, Ausbildung, Familienstand, Gehalt oder die Einstellung zu alternativen Behandlungsmethoden sind Parameter, die sich auf Interessen und Kaufverhalten auswirken. Allzu lange und wissenschaftliche Texte hingegen schrecken eher ab.
Neues zu Beginn
Ein besonderes Augenmerk verdient die Startseite der neuen Homepage, die bei Eingabe der Adresse erscheint. Hier sind aktuelle Inhalte gut aufgehoben, etwa zu saisonalen Leiden von Erkältungen bis hin zu Allergien. In der Urlaubszeit lohnen Hinweise auf die reisemedizinische Beratung, und auch Aktionen, sei es die Venenmesswoche oder die Präsenz auf regionalen Gesundheitstagen, finden an der Stelle einen adäquaten Platz. Tipps für werdende Mütter und junge Familien dürfen nicht fehlen, von der Supplementation mit Vitaminen bis hin zum obligatorischen Milchpumpenverleih. Gern nutzen Kunden auch den Service, Rx-Arzneimittel online vorzubestellen und dann zusammen mit dem Rezept abzuholen, ein Zeitgewinn für alle Beteiligten.
Allerdings setzt das Heilmittelwerbegesetz der Apothekenwebsite enge Grenzen. Die Legislative untersagt beispielsweise allzu vollmundige Genesungsversprechen. Auch sollten Kollegen tunlichst die Finger von Texten zu Rx-Präparaten lassen – entsprechende Informationen sind ausschließlich für Fachkreise bestimmt. Und bei OTCs muss der abgedroschene Passus „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ angegeben werden.
Blick unter die Motorhaube
Stehen die Inhalte, geht es an deren Umsetzung. Mittlerweile braucht es aber weder Nerds noch html-Häkler, um eine Website zum Laufen zu bekommen. Alles beginnt mit der Internetadresse (Domain): je kürzer und plakativer, desto besser. Falls möglich, sollte darin der Apothekenname auftauchen. Dann fließen Text und Bild in ein Weblayout ein. Keine Angst: Viele Anbieter haben leicht zu bedienende Baukastensysteme entwickelt, mit denen sich auf Textverarbeitungsbasis eine komplette Website aufbauen und pflegen lässt. Texte wandern in eine der zahlreiche Vorlagen, und zusammen mit Bildern entsteht trotz Standardisierungen eine recht individuelle Webpräsenz.
Neben großen Webhostern gibt es mittlerweile einige Spezialisten, die komplette Servicepakete speziell für Apotheken schnüren. Welchen Weg man geht, hängt letztlich davon ab, wie viele Ressourcen, sprich Zeit und Geld, zur Verfügung stehen. Ändern sich die Bedürfnisse, kann später immer noch aufgestockt werden.
Im Paragraphendschungel
Auch das Telemediengesetz verdient Beachtung, und zwar aus gutem Grund: Immer mehr Anwälte durchpflügen mittlerweile das Internet auf der Suche nach Fehlern, die sich Gewinn bringend in eine Abmahnung packen lassen. Die häufigsten Fehler: Gesetzlich vorgesehen ist ein Impressum mit Pflichtangaben zur Apotheke, zu deren Leitung und der Aufsicht führende Behörde. Und der Disclaimer fungiert als Haftungsausschluss, um sich etwa vor ändernden Inhalten verlinkter Seiten zu distanzieren. Oftmals formulieren Juristen Hinweise auf ein Urteil des Landgerichts Hamburg vom 12. Mai 1998 (Aktenzeichen: 312 O 85/98). Darin räumten Richter den Betreibern einer Website eine Mitschuld an Links zu illegalen Internetangeboten ein. Das Fatale daran: Zum Zeitpunkt der Erstellung war alles zum Besten bestellt. Auch sollte ein Hinweis auf den Datenschutz nicht fehlen, falls Sie Besuchern Ihrer Website etwa einen Newsletter anbieten und beispielsweise Namen und E-Mail-Adressen erfassen.
Mehrwert im Marketing-Mix
Doch was nützt die beste Website, wenn sie niemand kennt? Vom neuen Etikett für Kruken und Flaschen über Flyer und Poster bis hin zum Eintrag in Branchenbüchern sind noch einige Schritte zu unternehmen. Auch in Beratungsgespräche lässt sich die Homepage taktisch einbinden: Je nach Schwerpunkt der Apotheke lohnt der Hinweis auf weitere Informationen zum Nachlesen oder Ausdrucken.
Damit ist es aber noch nicht getan. Grundfunktionen der Suchmaschinenoptimierung, damit Google und Co. die Website auch finden, übernehmen meist die Anbieter. Dennoch lässt sich auch hier viel Geld ausgeben, sinnvoll für einen Online-Shop, aber nicht für den Webauftritt einer regionalen Apotheke, die ihre Internet-Präsenz als Unterstützung zur Kundenbindung vor Ort sieht.
Den nächsten Schritt wagen?
Läuft die Website gut, stellen sich viele Apotheker die Frage, ob es sich lohnt, in den Versandhandel mit Arzneimitteln einzusteigen. Entsprechende Shop-Systeme kosten heute kein Vermögen mehr. Auch die Grundvoraussetzung nach dem Arzneimittelgesetz, nämlich der Betrieb einer öffentlichen Apotheke, ist ja erfüllt. Rund zehn Prozent entschlossen sich mittlerweile zu diesem Schritt und holten eine entsprechende Genehmigung ein, zwei Prozent rechnen Ökonomen zu den Großen der Branche.