Was der Poetry Slam unter den kreativen Literaten ist, das ist der Science Slam für engagierte Forscher. Gemessen wird sich aber nicht nur an den Projekten, sondern vor allem an der unterhaltsamen Darbietung.
"Die eigentliche Idee zum Science Slam stammt aus dem Haus der Wissenschaft in Braunschweig", erklärt Dr. Julia Offe, die wohl als Begründerin des populären Science Slam gelten darf. Sie selbst ist Molekularbiologin und hat über Kontakte nach Braunschweig von dem dortigen Event erfahren.
Im Juni 2008 wurde dort der erste Science Slam ausgetragen. Die Regeln sind klar definiert: Jeder Teilnehmer stellt ein wissenschaftliches Thema vor, welches Teil oder Grundlage seines Forschungsprojekts ist. Für den Vortrag sind exakt 10 min eingeplant. Im Anschluss findet innerhalb Gruppen aus dem bis zu 400 Zuhörer starken Publikum die Bewertung statt, wobei weniger Wert auf das Thema selbst gelegt wird, sondern primär auf die Aufbereitung der Präsentation. Die beste Präsentation wird am Ende der Veranstaltung ausgezeichnet.
Raus aus dem Elfenbeinturm
"Wenn sich die Leute Mühe geben, einen komplizierten Sachverhalt auf einfache Weise zu erklären, dann verstehen das auch die thematischen Laien im Publikum.", sagt Julia Offe. Diese Demonstration ist einer der Hauptmotive hinter ihren Anstrengungen. Freude bereitet auch der wissenschaftliche Austausch im Publikum, der durch die Slammer angeregt wird. Zwar ist prinzipiell jeder zu dem Event geladen, das Publikum besteht jedoch zu einem großen Teil aus Mitgliedern der Sparte Forschung und Naturwissenschaft und nutzt das ungezwungene Zusammenkommen gerne zur freien Diskussion. Den wissenschaftlichen Austausch zu fördern, und das mithilfe einer häppchenweisen und bekömmlichen Aufbereitung der Fakten waren Ziel und Konzept von Dr. Julia Offe. "Raus aus dem Elfenbeinturm und rein in die Popularität. Nach 2 Jahren Science Slam haben wir dieses Ziel erreicht."
Ausgehend von Hamburg hat sich die Veranstaltung bereits in 10 Städten fest etabliert. Hier und da gibt es auch mal Eintagsfliegen, der organisatorische Aufwand wird gerne unterschätzt. Selbst für Julia Offe, die den größten Teil der Organisation für die Veranstaltungen noch selbst übernimmt, gewinnt der Stress manchmal die Überhand. Doch die anschließende Freude über eine geglückte Veranstaltung sind Motivation genug, um die nächste vorzubereiten. "Jedes mal vorher sag ich mir, den Stress tu ich mir nicht mehr an, aber nach einer gelungenen Veranstaltung muss ich sagen war’s das doch wieder wert."
Vorträge gesucht
Das größte kontinuierliche Problem ist der Mangel an Präsentatoren. Anders als beim Poetry Slam lassen sich wissenschaftliche Ergebnisse nun mal nicht am Fließband produzieren, sondern bedürfen langwieriger Ausarbeitung. Zwar touren engagierte Slammer durch die jeweiligen Städte, eine Präsentation darf allerdings an einem Ort nicht mehrfach verwendet werden. Daher kann für eine derartige Veranstaltung nicht genug Werbung gemacht werden.
Wer sich von dem Konzept angesprochen fühlt, egal ob als Zuschauer oder Science Slammer sollte sich mal auf der Website nach den aktuellen Terminen umschauen oder sich der Facebook–Gruppe anschließen. Einen Termin sollte man sich da auf jeden Fall vormerken: Am 11. November wird der 1. nationale Science Slam in Hamburg stattfinden, bei dem der beste "Dozent" Deutschlands gesucht wird.