Wie können Kinder dazu angehalten werden, gesund zu leben und sich vernünftig zu ernähren? Inspiriert von den Methoden des Neuromarketings hat ein Hautarzt und Präventivmediziner eine Comicfigur erfunden, die den Kindern (und ihren Eltern) ans Unterbewusste will.
An gesundheitsbezogenen Informationen mangelt es wahrlich nicht im Internet. Wer wissen will, wie man sich vernünftig ernährt oder welches Verhalten vor Krankheiten schützt, der findet dutzende Portale, die sich darüber auslassen, viele auch auf sehr hohem medizinischem Niveau. Doch bringt es wirklich etwas, einfach präventivmedizinische Texte ins Web zu kippen, und seien sie noch so gut?
Wie einnisten im Gehirn der Kinder?
Der Hautarzt, Allergologe und Präventivmediziner Dr. Johannes Gutwald hat da so seine Zweifel: „Wenn man das genauer analysiert, ist das Ergebnis ziemlich ernüchternd. Es gibt unheimlich viele Informationen. Aber eine Verhaltensänderung wird dadurch nur selten erreicht.“ Einer der Gründe könnte sein, dass explizite Information am Bewusstsein ansetzt, Verhalten dagegen häufig unbewusst abläuft. „Der renommierte Harvard-Professor Gerald Zaltmann geht davon aus, dass bis zu 95% unserer alltäglichen Entscheidungen unbewusst von unserem so genannten Autopiloten getroffen werden. Seine Annahme wird durch Untersuchungen aus der jungen Wissenschaft des Neuromarketings bestätigt“, so Gutwald. Es spielt also nicht zwangsläufig eine Rolle, ob ein Mensch eigentlich und rein rational weiß, dass er nicht rauchen oder mehr Obst und Gemüse essen sollte. Solange dieses Wissen nicht im Unterbewusstsein verankert ist, hilft es nicht weiter.
Gutwald hat 15 Jahre lang in Köln in einer eigenen Hautarztpraxis gearbeitet. Als dann ein Umzug nach Wien anstand, hat er sich auch beruflich umorientiert. Er absolvierte einen Masterstudiengang in Präventivmedizin und arbeitet seither im Bereich Gesundheitsvorsorge. Eine seiner Zielgruppen sind Kinder: „Ich war irgendwann mit mehreren Kindern im Supermarkt. Und auf einmal rannten alle zum Cornflakes-Regal, weil da die Comicfigur Shrek auf der Packung war. Da war mir plötzlich klar, wovon Entscheidungen bei Kindern abhängen.“ Irgendwann war dann die Idee geboren: Eine eigene Comicfigur musste her, die Kindern gesundheitsbewusstes Verhalten auf amüsante, möglichst beiläufige Weise näherbringt. „Ich möchte die Werbeindustrie mit ihren eigenen Waffen schlagen“, so Gutwald.
Zaubern klappt nur mit Sonnencreme
Zusammen mit einer Kinderbuchautorin und einer Illustratorin wurde eine Figur geschaffen, Zabi Zauberlehrling. Ein kleiner Junge mit grünem Hut geht bei einem Zaubermeister in die Lehre. Dabei lernt er so allerlei, etwa dass bestimmte Zaubersprüche nicht funktionieren, wenn er pappige Limo statt gesundem Wasser trinkt oder dass er bei prallem Sonnenschein ein Holzstück nur dann in eine leckere, gelbe Banane verzaubern kann, wenn er es vorher mit Sonnencreme einschmiert. Tut er es nicht, bringt alle Zauberei nur eine wenig appetitliche Banane mit schwarzen Flecken, pardon: Sonnenbrand, hervor.
Anfang des Jahres startete Zabi seinen Zauberunterricht. Mittlerweile sind fünf Geschichten online, die als PDF-Dokument ausgedruckt und (vor)gelesen werden können. Auch bei YouTube kann zu jeder Folge eine „Vorlesestunde“ abgerufen werden. „Dadurch, dass die Geschichten vorgelesen werden, hoffen wir, auch die Eltern erreichen zu können“, so Gutwald. Er macht sich keine Illusionen: Solange die Eltern mit schlechtem Beispiel vorangehen, lässt sich auch bei Kindern nur begrenzt etwas erreichen.
Ran an die iPhones!
Nach fünf Folgen ist Gutwald gerade dabei, eine Zwischenbilanz zu ziehen. „Wir haben eine Reihe von Reaktionen bekommen und überlegen jetzt, wie das Ganze verbessert werden kann.“ Eine Idee ist, Zabi auf Mobiltelefone zu bringen, also eine Art Zabi-App zu entwerfen, die die Kinder interaktiv an eine gesunde Lebensweise heranführt. Auch an der pädagogischen Ausrichtung der Geschichten soll noch ein wenig gefeilt werden. „Ich bin mir im Moment noch nicht ganz sicher, ob es bei der Figur Zabi bleibt, oder ob wir das nochmal ändern“, so Gutwald. Derzeit sucht er eine neue Autorin oder einen neuen Autor für die nächsten Geschichten. Auch gibt es erste Gespräche mit Partnern, die zur Verbreitung beitragen könnten.