Die Approbationsordnung soll schon wieder geändert werden. Der Medizinische Fakultätentag (MFT) schlägt die Splittung des Hammerexamens in 2 Teile und eine Änderungs der PJ-Bedingungen vor. Traumvorstellung oder ein Schritt zurück?
Der zweite Abschnitt der ärztlichen Prüfung, auch unter dem Namen Hammerexamen oder "M2neu" bekannt, soll gesplittet und damit wieder in seine ursprüngliche Form gebracht werden. Das empfahl jedenfalls der 6. Medizinische Fakultätentag in Rostock am 23. Juni 2011 einstimmig mit der bvmd.
Damals, vor der Änderung der Ärztlichen Approbationsordnung im Jahre 2002, wurde der theoretische Teil des Examens vor und der praktische Teil nach Ableisten des PJs abgelegt. Die Idee dahinter war, den großen Lernaufwand vor das Praktische Jahr zu verlegen und die Studenten damit theoretisch besser auf die klinische Praxis vorzubereiten. Außerdem sollte damit verhindert werden, dass, wie zur Zeit üblich, der gesamte PJ-Urlaub am Ende genommen werden muss um eine ausreichende Lernzeit zu erlagen.
Probieren über Studieren?
Aber ist das, was auf den ersten Blick verlockend klingt, wirklich sinnvoll? Der theoretische und praktische Teil des zweiten Staatsexamens wurden 2002 zusammengelegt um die Verzahnung der praktischen und theoretischen Lehre zu stärken. Nicht ohne Grund, denn jeder weiß, dass sich theoretisches Wissen am besten durch praktische Erfahrungen in der Klinik vertiefen lässt. Größter Kritikpunkt an der Splittung ist nun, dass das Ansetzen der theoretischen Prüfung vor dem Praktischen Jahr lediglich ein externer Lernstimulus für die Studenten darstellen würde. Die zeitlich entspanntere Atmosphäre und das fehlen des zeitintensiven Klinikalltags würde einzig auf das möglichst gute Abschneiden in der Prüfung abzielen. Lernziel der Ärztlichen Prüfung ist und sollte aber vielmehr bestmöglicher Lernerfolg kombiniert mit höchster Patientensicherheit sein.
Keine fundierte Evaluation
Darüber hinaus gibt es bisher keinerlei wissenschaftliche Betrachtung und damit keine lerntheoretischen Empfehlungen zur Entscheidung, die Prüfung aufzuteilen. Es existiert kein fundiertes Wissen darüber, welche Prüfungsform und Terminierung des Examens für seine Ziele am dienlichsten sind, weshalb eine erneute Änderung der Approbationsordnung übereilt erscheint. Vielmehr scheint es am sinnvollsten, zunächst diese Parameter zu evaluieren und gemeinsam eine optimale Lösung zu finden.
Fragt man Studenten, plädieren diese natürlich für das Vorverlegen der theoretischen Prüfung, aber das Ziel einer medizinischen Ausbildung ist nun mal nicht das möglichst angenehme Studieren. Aber auch den in die Prüfung involvierten Ärzten und Professoren käme die Aufteilung nicht ungelegen. Die von ihnen verlangte Anwesenheitspflicht über den gesamten Prüfungszeitraum macht die Aufsplittung auch für sie aus zeitlichen Gründen attraktiv.
Sollte das PJ überall möglich sein?
Als weiteren änderungswürdigen Punkt wurde beim diesjährigen Medizinischen Fakultätentag die Begrenzung des PJs auf die Lehrkrankenhäuser einer Universität genannt. Paradoxerweise ist es derzeit deutlich einfacher einen Teil seines Praktischen Jahres im Ausland zu machen als in einer anderen Stadt Deutschlands. Die bvmd fordert daher in einer aktuellen Pressemitteilung die Öffnung sämtlicher Krankenhäuser in Deutschland für das PJ.
Der MFT hingegen sprach sich ebenfalls für eine bundeslandübergreifende Öffnung der Ortswahl aus, wiedersprach aber einer Ausweitung über die derzeitigen Lehrkrankenhäuser hinaus. Denn neben einer damit verbundenen Kostensteigerung sei eine Verschlechterung der Lehrqualität zu erwarten, da nicht alle theoretisch qualifizierten Krankenhäuser in den jeweiligen Curricula und Prüfungsanforderungen geschult werden könnten.
Qualitätssteigerung durch größere Ortswahl
Ganz anders sieht das Carolin Fleischmann, Präsidentin der bvmd: "Durch eine vergleichbare Auswahl der Krankenhäuser und ambulanten Einrichtungen, in denen Studierende ihr Praktisches Jahr absolvieren können, erwarten wir auch eine Steigerung der Ausbildungsqualität in diesem wichtigen Abschnitt des Medizinstudiums." Die Auswahl der Lehrkrankenhäuser findet nämlich je nach Universität nach sehr unterschiedlichen Kriterien statt. Außerdem sei es dadurch möglich, den Studierenden einen Einblick in die medizinische Versorgung außerhalb von Ballungsgebieten zu geben, zum anderem sei dieser Schritt auch im Sinne einer individuellen Schwerpunktsetzung und Mobilität der Studierenden unerlässlich.
Günstige Arbeitskraft
Dass die derzeit fehlende Mobilität bei der PJ-Wahl geradezu paradox ist und auch im Angesicht des Ärztemangels in ländlichen Regionen kontraproduktiv erscheint, ist einleuchtend. Die mangelnden, deutschlandweit einheitlichen Kriterien bei der Auswahl von Lehrkrankenhäusern sind aber noch einmal ein ganz anderes Thema.
Darüber hinaus hat die Thematik auch noch politische Dimensionen. Für Universitäten ist es nämlich durchaus interessant die Studenten während des PJs an ihren eigenen Lehrkrankenhäusern zu behalten: Sie sind günstige Arbeitskräfte, auch wenn die meisten Lehrkrankenhäuser mittlerweile dazu übergegangen sind, Aufwandsentschädigungen zu zahlen. Alleine schon deshalb wäre eine deutschlandweit einheitliche Regelung zu begrüßen.