Forscher des Georgia Institute of Technology fanden heraus, dass kleine Vibrationen das Fingerspitzengefühl verstärken. Chirurgen könnten in Form eines Handschuhs von dieser technologischen Entwicklung profitieren.
Schon lange ist bekannt, dass Sehen, Hören und auch Fühlen durch ein sogenanntes weißes Rauschen verbessert werden kann. Dabei werden zufällige Schwankungserscheinungen unterschiedlicher Qualitäten simuliert, wodurch der eigentliche Sinneseindruck verstärkt werden kann. Bisher war dies jedoch nur Theorie und nie in ein tragbares Gerät integriert. Dank den Forschern des Georgia Institute of Technology in Atlanta gibt es nun einen Prototypen, der dies erstmals ermöglicht: Ein Handschuh, der an der Seite der Fingerbeere kleine Vibrationen erzeugt und dadurch das Empfinden an der Fingerbeere selbst verbessert. „Dieses Gerät könnte eines Tag dazu verwendet werden, um bei Menschen, deren Arbeitsplätze hochpräzise manuelle Geschicklichkeit erfordern, den Tastsinn zu unterstützen", so Jun Ueda, ein Assistenzprofessor in der George W. Woodruff School of Mechanical Engineering, in einer Pressemeldung.
Große Varianz der Vibrationen
Mit 10 gesunden Freiwilligen wurden verschiedene Tests gemacht, um die Funktionsweise zu überprüfen und das genaue Grad der erforderlichen Vibrationen zu bestimmen. Dazu wurden sowohl ohne, als auch mit Handschuh Aufgaben zur zwei Punkte Diskrimination und Oberflächenerkennung veranstaltet. Die Ergebnisse waren eindeutig: „Alle experimentellen Ergebnisse zeigten, dass Aufgaben unter mechanische Schwingungen besser zu bewältigen waren als ohne!“, berichtet Ueda stolz.
Die Schwierigkeit besteht jedoch in der richtigen Vibration. Bei jedem Menschen unterscheidet sich die optimale Amplitude und Frequenz der Vibrationen. Für jeden der Probanden musste dies erst einzeln bestimmt werden. Aktuell arbeiten die Forscher daran, die universal-optimale Einstellung zu finden und hoffen auf die Ergebnisse der Langzeitstudie. Kommen Innovationen bei Studenten an?
Eine entscheidende Frage dieser Entwicklung ist jedoch: Wird diese Entwicklung auch uns Studenten zu Teil oder bleibt sie erfahrenen Chirurgen vorbehalten? Wir dürfen erleben, dass im Curriculum zwar das Legen von Urinkathetern oder das Gipsen enthalten sind, jedoch nicht die Unterweisung beim DAVINCI Roboter. Nahezu jeder hat schon einmal ein uraltes Ultraschallgerät bedient, aber selten, vielleicht noch nie ein Endoskop in der Hand gehabt. Wir lernen Wunden im OP zu nähen - aber werden wir den Umgang mit Vibrationshandschuhen lernen?