Lernen mit Texten, Bildern, Videos, praktischen Übungen kombiniert mit Inhalten aus dem Internet ist keine Zukunftsmusik mehr. Auf dem Bundeskongress der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland wurden neue Lernformen vorgestellt.
Am letzten Wochenende fanden sich in Aachen knapp 500 Medizinstudierende aus der ganzen Republik zum Bundeskongress der bvmd zusammen. Unter dem Motto „Medizin – eine Herzenssache“ konnte über zwei Tage verteilt an rund 50 Workshops, Impulsvorträgen und einer Podiumsdiskussion zur Priorisierungsdebatte in Deutschland teilgenommen werden.
Die Zeiten, in denen der Lernalltag eines Medizinstudenten vor allem aus dem Lesen von Büchern und Skripten bestand, sind mittlerweile vorbei. Vielmehr halten praktische Übungen und Simulationen in den sogenannten Skills Labs und immer mehr multimediale Inhalte Einzug in die deutschen Hörsäle. Die Entwicklung vom drögen theoretischen Studium hin zu einer Melange aus verschiedenen Medien kombiniert mit dem Erlernen praktischer Fertigkeiten liegt auf der Hand. Wir können uns einfach Dinge, die wir selbst erleben und reproduzieren besser merken. Die dadurch erlangte Kompetenzsteigerung, führt dann im Endeffekt auch zu einer Verbesserung der Patientensicherheit.
Im Rahmen der Impulsvortragsreihe „Lehre mit Herz – Neue Wege in der Medizinischen Ausbildung“ wurden auf dem Bundeskongress innovative Lehrkonzepte und ihre Akzeptanz unter den Studenten vorgestellt. Neben Dr. Saša Sopka vom Aachener Skills Lab, Prof. Dr. Jürgen Schäfer, der in Marburg anhand von "Doctor House" Vorlesung hält, stellte Dr. Alberto Pérez-Bouza, Pathologe aus Aachen, internetbasierte Lehre in der Pathologie und Inneren Medizin vor.
Pathologie to go
Seit 2006 verfolgt Pérez-Bouza drei unterschiedliche preisgekrönte internetbasierte Lehrprojekte, die nicht nur Aachener Medizinstudenten zugänglich sind. Zum einen betreibt er eine Plattform für virtuelle Mikroskopie, auf der hochauflösende histologische Schnitte verschiedenster Pathologien, nicht nur online abrufbar, sondern auch kommentiert vorliegen. Weiterhin produziert er eine Sammlung von Lehrvideos zu pathologischen Themen, den PathoCast. Dabei beschreibt und erklärt er die wichtigsten Diagnosen anhand von Makro- und Mikroskopischen Bildern. Im selben Angebot stellt er auch Mitschnitte seiner eigenen und einer interdisziplinären kardiologischen Vorlesung bereit.
Von studentischer Seite wird das Angebot hervorragend angenommen. Es wurde bereits viermal für den Lehrpreis „PAULA“ der Aachener Fachschaft nominiert und konnte ihn zwei Mal gewinnen. Aus der Zugriffsstatistik wird ersichtlich, dass das Angebot vor allem zur Vorbereitung auf Prüfungen und in den Lernphasen vor dem 1. Staatsexamen genutzt wird. Insbesondere Abends, wenn eigentlich nichts mehr in den Kopf ginge, könne man sich noch gut eines seiner Videos anschauen, so eine Studentin aus dem Publikum. Alleine 2011 konnten über 90.000 Zugriffe bei herausragender Evaluation verzeichnet werden.
Als konsequente Weiterentwicklung seines Ansatzes, der Verzahnung von Theorie, Klinik, Makroskopie, Histologie und multimedialen Inhalten, stellte er das Produkt einer Zusammenarbeit mit DocCheck vor: Eine iPad App, die das Konzept des „Blended Learning“ perfektioniert. Unter dem Motto „Vom trockenen Fachbuch zum multebook“ (sprich: multibook) wird eine digitale Version des Herolds, dem Innere-Medizin-Klassiker schlechthin, mit multimedialen Inhalten angereichert. Lernen wird zum audio-visuellen Lernerlebnis wenn das Lehrbuch als Basis mit verschiedensten Videos, Bildern, Fachartikeln und vertiefenden Links garniert wird. Das iPad als Plattform, bietet hierbei eine benutzerfreundliche Umgebung, die durch die Möglichkeit zur Stichwortsuche, Textmarkierung und persönlichen Lesezeichen keinesfalls ein Nachteil zur traditionellen Buchform hat.
Erscheinen wird die App Anfang 2012 bei DocCheck. Zukünftig wird man wohl mehr iPads in den Lernräumen finden. Lernen kann wohl doch Spaß machen. Und dabei auch noch gut aussehen.