Geburten, Brustkrebs, Wechseljahre – kaum ein klinisches Fach ist so vielseitig und wichtig wie die Frauenheilkunde. An der Medizinischen Hochschule Hannover gibt es daher ein abwechslungsreiches Blockpraktikum, das viele Einblicke und Aha-Momente bietet.
An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) werden die klinischen Fächer in Form von sogenannten Modulen unterrichtet. Anstatt eine ganze Hand voll Fachdisziplinen gleichzeitig meist in Form von Vorlesungen zu unterrichten, steht an der MHH ein einzelnes Fach etwa 2 Wochen lang im Mittelpunkt. So startet das Modul Gynäkologie und Geburtshilfe zunächst mit einem Vorlesungscrashkurs und einer schriftlichen Prüfung. Da es natürlich schier unmöglich ist, das komplette Fach an nur 5 Vorlesungstagen zu vermitteln, legen die wechselnden Dozenten ihre Schwerpunkte auf die häufigsten und wichtigsten Fakten und Krankheitsbilder. Am ersten Vormittag gab Frau Dr. Schippert, die stellvertretende Lehrbeauftragte der Frauenklinik, einen grundlegende Einführung in den weiblichen Zyklus, die Reproduktionsmedizin sowie die wichtigsten Verhütungsmethoden. Im Laufe der Woche folgten u.a. Vorträge über Gebärmutterhalskrebs und den Geburtsvorgang. Wie man sich vorstellen kann, ist es nicht immer leicht, sich all jene Fakten für die nahende Klausur zu merken, sodass ein drei-stündiges Repetitorium am Ende der Vorlesungswoche allen Studierenden sehr entgegen kam.
Zwischen Abstrich und Spekulum
Der praktische Teil des Moduls erstreckte sich über eine Woche und fand direkt in der Frauenklinik statt. Neben einigen Seminaren zu klinischen Aspekten wie beispielsweise dem Ablauf einer gynäkologischen Untersuchung stand die Hospitation im laufenden Klinikbetrieb im Vordergrund des Blockpraktikums. Die Studierenden waren zumeist in Zweiergruppen in der ganzen Klinik verteilt und bekamen nach Plan einen vielfältigen Einblick in verschiedene Abteilungen. Während einige Gruppen im Kreissaal den Hebammen und Geburtsmedizinern über die Schulter schauen konnten, beobachteten ihre Kommilitonen unter anderem die täglichen Visiten auf den Schwangeren-Stationen und beobachteten die Sprechstunde in der Brustkrebs-Ambulanz. An praktischen Tätigkeiten wurden beispielsweise der Umgang mit dem Spekulum und die Prozedur eines Abstrichs aus dem Muttermund zur Krebsvorsorge vermittelt. Obgleich nicht jeder gleich ein Paar Zwillinge zur Welt gebracht hat, waren sich alle Studierenden darüber einig, dass sie in einer kurzen Zeit eine Menge gelernt hatten. „Obwohl ich mich nicht gerade auf dieses Fach gefreut hatte, konnte ich viele spannende Fälle sehen und werde sicher einmal in der Gynäkologie famulieren“, kommentierte Maria, Studierende im 7. Semester, ihre Erfahrungen aus dem Blockpraktikum in der Frauenklinik.
Ganz schön schwanger!
Auch wenn Operationen eigentlich in jedem Fach DAS Highlight sind, waren im gynäkologischen Blockpraktikum auch die Visiten lehrreich und spannend. Da es sich bei der MHH um eine Uniklinik handelt, lagen auf den meisten Stationen aus dem Bereich der Geburtsmedizin Frauen mit Risikoschwangerschaften. So gab es beispielsweise eine junge Patientin, die ein Kind mit einer sogenannten Gastroschisis erwartete. Bei dieser Fehlbildung, die sich bereits durch Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft feststellen lässt, hat sich ein Teil des kindlichen Darms durch einen Defekt in der Bauchdecke nach außen ins Fruchtwasser vorgewölbt. So eine Entwicklung hört sich zunächst sehr schlimm an, kann aber direkt nach der Geburt chirurgisch korrigiert werden, sodass die Kinder in der Regel keinen bleibenden Schaden davon tragen. Bei der Visite wirkte die Mutter trotzdem sehr angespannt und im Vergleich zu klassischen Visiten auf der Inneren zeigte der Oberarzt viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit den schwangeren Patientinnen.
Ganz klar: Zwei Wochen für die komplette Gynäkologie und Geburtshilfe sind einfach zu wenig. Trotz dieses beschränkenden Zeitlimits haben sich alle Lehrenden der MHH-Frauenklinik wirklich große Mühe bei der Organisation und Gestaltung des Blockpraktikums gegeben. Besonders die Einblicke zum Thema Schwangerschaft und Geburt sind tief beeindruckend und lassen erahnen, dass die Frauenheilkunde ein wichtiges Fach mit Zukunft ist.