Kein Tag vergeht, ohne dass Neuheiten im Bereich der Smartphones verkündet werden. Doch wie sieht es eigentlich aus mit der Nutzung elektronischer Medien im Medizin-Studium? State of the Art oder Technik von vorgestern?
Im heutigen Informationszeitalter nimmt die Anzahl an Smartphones, Tablets und Laptops rasant zu. Doch wie werden solche Geräte im Studium eingesetzt? Sind die Fakultäten hier eher rückständig oder nahe am Zahn der Zeit? Der Begriff des eLearnings ist derzeit in aller Munde. Worum geht es dabei überhaupt und wie sieht das Ganze derzeit in der Praxis aus?
Was versteht man unter eLearning überhaupt? Hierbei geht es um den Einsatz digitaler Medien zur Verbesserung und Unterstützung bei der Vermittlung von Wissen. Klingt ziemlich theoretisch, bezieht man dies nun aber auf das Medizin-Studium so gelangt man im Wesentlichen auf folgende Punkte, die den Studenten von heute interessieren: Ist ein Zugang zu Vorlesungsfolien möglich, oder sind gar ganze Vorlesungen per Video aufgezeichnet? Existieren weitere Lernangebote oder Onlineplattformen? Wie sieht es aus mit der Verfügbarkeit von eBooks, also elektronischen Versionen von Lehrbüchern? Darüber hinaus interessiert, ob an den Unis überhaupt die Möglichkeit besteht, mit mobilen Geräten einen Zugang zum Uni-Netzwerk zu bekommen, sprich die Verfügbarkeit von Wireless-LAN Zugangspunkten. Denn nicht jeder Benutzer hat entsprechend hochvolumige (und damit auch teure) Datentarife gebucht, sofern die Geräte überhaupt die Möglichkeit einer Nutzung des Mobilfunknetzes bieten.
Achtung: Aufnahme!
Ob Laptops und Tablets in den Vorlesungssälen überhaupt geduldet sind, ist wohl auch vom jeweiligen Dozenten abhängig (Alteingesessener Professor vs. Junger Assistenzarzt). Erfahrungen schwanken zwischen Ablehnung à la „Was soll das denn? Filmen Sie mich? Oder spielen sie etwa Minesweeper?“ und freundlichem Interesse der Dozenten. Manche medizinische Fakultäten wie die der Uni Freiburg haben den Puls der Zeit bereits erkannt und bieten ihren Lehrenden Werkzeuge zum eLearning an. Oft werden Laptops und Co. aber einfach ignoriert. Ob das Desinteresse der Professoren nicht bald erste Kratzer bekommen wird, ist nur noch eine Frage der Zeit. Die Entwicklungen im eLearning-Bereich sind so rasant, dass kaum ein Dozent wohl mehr daran vorbekommen wird.
Auch bei der Verfügbarkeit von Wireless-LAN in den Vorlesungssälen herrscht noch Verbesserungsbedarf. Unklare Zuständigkeiten zwischen medizinischer Fakultät und Uniklinikum machen die Einrichtung nicht einfacher, gerade im privatisierten Uniklinikum Gießen/Marburg. In einigen Hörsälen ist ein WLAN-Zugang möglich, ein flächendeckender Zugang sieht aber anders aus. Internetzugang für alle als Normalzustand - ein utopischer Gedanke oder längst notwendiger Schritt in Richtung mobile Uni? Ein Privileg ist der Datenrausch schon lange nicht mehr, doch die Rolle der Uni als "Daten-Versorger" ist noch nicht selbstverständlich.
Vorlesung von zuhause aus?
Vorlesungsfolien online zu bekommen kann teilweise ziemlich haarsträubend seien. Jede Uni hat hier meist ein eigenes System (z.B. StudIP), um Vorlesungen und Seminare elektronisch zu betreuen. Neben einem funktionierenden System gehören jedoch auch Dozenten dazu, die gewillt sind, Folien online zu stellen. Und gerade hier oft das Problem: Entweder sind die Dozenten sehr technikaffin oder das genaue Gegenteil, es schwankt von Fach zu Fach. Es gibt aber auch Positivbeispiele, wo es Veranstaltungen gibt, bei denen die Folien mit einer Vorlesungsaufzeichnung in Kombination stehen. Da kann man die Vorlesung zu Hause noch einmal anschauen und anhören. Auch sehen lassen kann sich der Multimedia Server der Uni Tübingen, der auch Videos von Kongressen oder allgemeine Lehrvideos zur Verfügung stellt - vielleicht nicht immer aktuell, aber doch recht ein guter Schritt in die richtige Richtung.
Von E-Books und Kreuz-Rittern
Die Verfügbarkeit von elektronischen Lehrbüchern und Zeitschriften ist nicht nur von den einzelnen Unis abhängig, sondern auch von den entsprechenden Verlagen. So sind einige medizinische Lehrbücher und Journals bei den Unis direkt verfügbar, teilweise im Rahmen von Verträgen mit der deutschen Forschungsgesellschaft (DFG). Von einem wirklich kompletten Angebot kann man bei dem Angebot aber leider nicht sprechen, da es auf bestimmte Verlage oder einzelne Werke beschränkt ist. Hingegen ist mittlerweile an einer Vielzahl von medizinischen Fakultäten ein Online-Kreuzen von Fragen der 1. und 2. Ärztlichen Prüfung möglich, wofür jedoch ein extra Zugang benötigt wird. Für Studenten anderer Fakultäten sowie als generelle Alternative gibt es auch den DocCheck Ixxer. Dort gibt es ebenfalls die Möglichkeit, gezielt einzelne Fächer oder bestimmte Examen zu kreuzen.
Geht's auch an den Unis app?
Und es geht anscheinend noch mehr in Richtung 2.0! Studenten aus Karlsruhe haben eine App entwickelt, mit der es möglich ist, Noten über eine App mit dem Handy abzurufen. Die App der Karlsruher Mechatronik-Studenten ist im Rahmen einer Projektarbeit entstanden. Ihre Kommilitonen haben nun die Möglichkeit mit ihren Smartphones mit Android-Betriebssystem die Anwendung zu laden - und zahlen müssen sie nichts dafür. Nach Anmeldung mit den persönlichen Zugangsdaten steht ihnen dann der eigene Notenspiegel online zur Verfügung. Wird eine neue Note eingegeben, können sie automatisch eine Benachrichtigung erhalten. Na klar, für die Noten muss erst einmal gelernt werden, aber auch zum Thema eLearning schwirren schon erste Anwendungen im Web herum. Also: App an die Bücher - äh, an die Smartphones!
Die Techniken und Anwendungen entwickeln sich rasant weiter. Viele Unis und medizinische Fakultäten laufen diesem Rad der Zeit allerdings einige Schritte hinterher. Die Ansätze stimmen zwar schon und die Angebote sind je nach Uni sogar schon sehr weit fortgeschritten. Der nötige Stellenwert des eLearnings wird jedoch noch nicht überall erreicht. Es bleibt also noch deutlich Platz für Verbesserungen. Mobile Endgeräte und die Möglichkeit, gezielt entsprechende Apps darauf anzubieten, sind zum Beispiel sicherlich ein Punkt, der in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird.